FRONTPAGE

«Monografie Arata Isozaki»

 

Arata Isozaki built bridges between cultures, taking Japanese architecture around the world and Western ideas to Japan. This book offers a new comprehensive survey of his entire career.

Arata Isozaki (1931–2022) undoubtedly ranks among Japan’s, and in fact the world’s, most distinguished architects. He ran his own firm in Tokyo from 1963 and realized buildings in many countries, as well as holding teaching appointments at Columbia, Harvard, and Yale universities.
 
He created a body of work that has constantly evolved and transformed over decades. His best-known designs include the Kitakyushu Municipal Museum of Art in Fukuoka, the Shenzhen Cultural Center Concert Hall, the Museum of Contemporary Art in Los Angeles, the Palau Sant Jordi in Barcelona, the Berliner Volksbank office building on Berlin’s Potsdamer Platz, the Palasport Olimpico in Turin, and the Allianz Tower (Il Dritto) in Milan. Isozaki was awarded the RIBA Royal Gold Medal in 1986 and the Pritzker Prize in 2019.

 

This book is the first new monograph on Arata Isozaki in 15 years. Conceived in close collaboration with Arata Isozaki & Associates, the book features photographs, plans, model images, drawings, and watercolors from all periods of Isozaki’s career.
 
Arranged thematically, it follows key concepts of the architect’s creative development from the 1970s throughout his lifetime. Introductory essays round off this comprehensive survey of an outstanding architectural oeuvre.  

 
Arata Isozaki wurde 1931 in Ōita, einer Stadt im Süden Japans, geboren. 1953 begann Isozaki sein Architekturstudium an der Universität Tokyo und besuchte dort die Klasse von Kenzō Tange. Er schloss sein Studium 1961 mit dem Doktorat ab und blieb bis 1963 in Tanges Büro tätig. Danach eröffnete er sein eigenes Büro in Tokio. 1964 hielt er das erste Mal eine Vorlesung an der Ingenieursfakultät der Universität von Tokio. Seitdem hielt er viele Gastvorlesungen an so renommierten Universitäten wie der Harvard University, Yale oder der UCLA.
 
Ab 1983 war Isozaki Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Architekten BDA. 1987 erhielt er für seine Leistungen um die Architektur und Gegenwartskultur den Asahi-Preis und 1990 den Chicagoer Architekturpreis. 1998 wurde er als Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen. 2019 wurde ihm der Pritzker-Preis verliehen.
 
Ursprünglich war Isozaki ein Hauptvertreter des Metabolismus, dann besann er sich auf die Geometrie als Urmutter des japanischen Designs, wenig später entdeckte er Claude-Nicolas Ledoux und Karl Friedrich Schinkel als Vorbilder. Seinen ursprünglich einfach gehaltenen geometrischen Kompositionen, wie dem Golfclub in Ōita und dem Kunstmuseum in Gunma, folgten manieristische postmoderne Bauten. Die Verbindungen seiner dritten Frau, die Bildhauerin war, zu prominenten Namen der Modernen Kunst, wie zum Beispiel Hans Richter, Man Ray oder Friedrich Kiesler, beeinflussten ihn ebenso wie seine frühe Auseinandersetzen mit den Tokioter Neo-Dadaisten. In seiner Formensprache nahm er Ideen, wie zum Beispiel der Postmoderne oder der Wiener Sezession, auf und verarbeitete sie zu einem eigenen Stil. Auffallend war sein durchdachter Umgang mit einfachen geometrischen Formen und das Spiel mit Schatten und Licht. Isozakis letzte Projekte sind als erfolgreiche Synthese seines vierzigjährigen Schaffens zu sehen: pittoreske Kunstwerke aus Japan, westlich beeinflusst.

 

 

Arata Isozaki
In Formation
Edited by Xiangning Li, Aric Chen, Lei Qin
Paperback, English edition

Scheidegger & Spiess, May 2024
272 pages, 159 color and 203 b/w illustrations
28.5 x 28.5 cm CHF 59.
ISBN 978-3-03860-370-2

 

 

«Champs-Elysées, Paris»

Die Geschichte des berühmtesten Boulevards der Welt

 
Man erinnert sich an Jean-Luc Godards «Ausser Atem» mit der coolen Performance von Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg auf der Champs-Elysées in Paris, der die «Nouvelle vague» einläutete. Der Schauspieler Alain Delon präsentierte 1991 den Bugatti Eb 110 auf den Champs-Élysées: Der Boulevard steht für Luxus und Eleganz und ist seit mehr als 300 Jahren ein Spiegel der französischen und europäischen Kultur. Hier wurde Napoleon bejubelt und zur letzten Ruhestätte geleitet; hier wurde die Mata Hari verhaftet und General de Gaulle marschierte die Prachtstrasse der Belle Époque hinunter. Kaum eine historische Grösse, die nicht auf den Champs-Elysées promenierte. Rainer Haubrich erzählt in diesem reich illustrierten Buch, wie aus der grünen Promenade Ludwigs XIV. die berühmteste Avenue der Welt wurde.

 

Die Geschichte beginnt im Jahre 1667: Ludwig XIV., der 28-jährige «Sonnenkönig» von Frankreich, hat in dem Jahr viel zu tun, erst bringt er eine Reform des Justizwesens auf den Weg, dann beschäftigt er sich mit dem Ausbau des damals noch bescheidenen Jagdschlosses in Versailles, im Juni legt er den Grundstein für das Königliche Observatorium in Paris, im Juli diktiert er neue Qualitätsstandards für die Seidenmanufakturen in Lyon und im August ordnet er per Dekret die Anlage der längsten Allee von Paris an.
 
Von der Mitte des Tuilerien-Schlosses aus sollte eine schnurgerade Strasse nach Westen führen bis  hinauf zum Chaillot-Hügel (der heutigen Place de l’Étoile) und weiter bis nach Neuilly. Der wichtigste Landschaftsarchitekt Frankreichs, André Le Nôtre, erhielt den Auftrag, die majestätische Achse mit vier Baumreihen anzulegen, genannt Avenue des Tuileries, die eine Verbindung herstellen sollte zum Schloss von Saint-Germain-en-Laye, wo Ludwig XIV. geboren wurde, und nach Versailles. Das Dekret vom 24. August 1667 gilt als Gründungsdokument der späteren Avenue des Champs-Élysées.

 

Paris war damals mit rund 400 000 Einwohnern die grösste Stadt Europas. Sie endete im Osten an der Bastille und im Westen am Festungsgraben hinter dem Lustgarten des Tuilerien-Schlosses. Bald ist der erste Abschnitt der neuen Allee des Tuileries bepflanzt und führt bis zu eine runden Platz (dem heutigen Rond-Point des Champs-Élysées), von dort stellen zwei weitere Alleen Verbindungen zum Cours la Reine an der Seine her. Auch das Gelände dazwischen wird in einer geometrischen Ordnung dicht mit Bäumen bepflanzt, in den rechteckigen Lichtungen werden Rasenflächen angelegt. Aus dem einst öden Gelände ist ein Ort geworden, der im Sommer durch seine Schatten spendenden Bäume und die frische Luft zu Spaziergängen einlädt und bald Champs-Élysées genannt wird – elysische Felder. Diese waren in der griechischen Mythologie ein paradiesischer Ort in der Unterwelt, an dem die Helden und Halbgötter auf Wiesen des ewigen Frühlings das Leid der Welt hinter sich lassen konnten. Erstmals erscheint diese Bezeichnung auf einem Stadtplan von 1692.

 

Von der Prachtstrasse der Belle Époque 1852 bis 1918 zum grünen Boulevard

Kaiser Napoleon III. kündigt grosse Pläne für die Umgestaltung von Paris an. In seinem Exil in London hatte er eine moderne Metropole erlebt, und entsprechend sollte auch die französische Hauptstadt umgebaut werden. Er wünschte sich mehr Parks, eine moderne Kanalisation und den Ausbau der Gasbeleuchtung. Vor allem aber sollten neue, breite Strassenschneisen durch die bestehende Stadt geschlagen werden, damit die Bürger mehr Licht und Luft bekommen und der Verkehr besser fliesst, besonders zwischen den Kopfbahnhöfen, die Jahre zuvor rings um die Innenstadt entstanden waren.

Mit dieser Mammutaufgabe beauftragte der Kaiser im Juni 1853 Georges-Eugène Haussmann, der sich bei der Modernisierung von Bordeaux als effizienter Planer bewährt hatte. Die Avenue des Champs-Élysées musste nicht neu durchgebrochen oder verbreitert werden. Mit ihrer Weite von 70 Metern genügte die damals schon fast 200 Jahre alte Strasse auch den neuen imperialen Ansprüchen. Eine wichtige Seitenstrasse aber liess Haussmann auf der Südseite der Champs-Élysées auf der Höhe der Hausnummer 99 anlegen: die 40 Meter breite heutige Avenue George V., die bis hinunter zur Place de l’Alma an der Seine führt. Auch einige andere Seitenstrassen der Champs-Élysées wie die Rue Pierre-Charron oder die Rue de Marignan entstanden unter Haussmanns Ägide. Die geplante Weltausstellung, die im Mai 1855 eröffnet werden sollte, verlangte den Einsatz aller Kräfte. Die Zahl der Industriellen, die an der Weltausstellung teilnehmen wollten, übertraf im August 1854 alle Erwartungen. 

 
Die grossen Boulevards der Welt wurden schon oft totgesagt, mit den gleichen Luxusmarken, Textilketten, Fast Food Restaurants, sei es der Kurfürstendamm in Berlin, die Via Veneto in Rom oder New Yorks Fifth Avenue. Auch die Champs-Élysées, «la plus belle avenue du monde», nach den Parisern die schönste Avenue der Welt, blieb von Kritik nicht verschont. Doch schon anderthalb Jahrhunderte vorher klagte Roland Pozzo di Borgo in seiner Geschichte des Boulevards: «Die Champs-Élysées sind immer gerade am Sterben». Schon Ende des 19. Jahrhunderts, als die Stadtpalais aus der ersten Bebauungszeit abgerissen und durch Miets- und Geschäftshäuser ersetzt wurden, hiess es, die Avenue verliere ihre Seele. Im Jahr 1925 hatte der 38-jährige Le Corbusier für Aufsehen mit einer radikalen städtebaulichen Vision für Paris gesorgt: dem «Plan Voisin». Es sollte der grösste Umbau in der Geschichte der Stadt werden, der Plan hätte für den unteren Abschnitt der Champs-Élysées eine zerstörerische Wirkung gehabt. Der Architekt war damals nur einem kleinen Kreis von Fachleuten bekannt durch die Villen, die er bis dahin gebaut hatte, und durch seine Utopie einer «Ville contemporaine de trois millions d’habitants», einer autogerechten Stadt von drei Millionen Einwohnern, deren Zentrum aus 24 Wolkenkratzern mit 60 Geschossen bestehen sollte. Corbusier plante, im Bereich der ältesten Quartiere von Paris nördlich des Louvre eine 240 Hektar grosse, streng rechtwinklig angelegte Geschäftsstadt zu errichten. Der Vorschlag sorgte unter Avantgardisten für Furore, aber die Planungsbehörden von Paris zeigten kein Interesse.
Als in den 1930er Jahren die Kinos das Strassenbild veränderten, sahen manche das Ende der Eleganz gekommen. Als die Prêt-à-porter-Kollektionen die Haute Couture verdrängten und Brasserien die Gourmet-Restaurants ersetzten, glaubte man, jetzt sei es vorbei mit dem Luxus. Als in den 1980er Jahren Kriminalität und Bettelei zunahmen, wurde vom Abstieg der Prachtstrasse gesprochen. Auch die Umbaupläne im Zuge der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris waren umstritten, manche fürchten, durch das Zurückdrängen der Autos zugunsten eines klimagerechten, grünen Boulevards werde dieser seinen grossstädtischen Charakter verlieren.

 

Das handliche reichillustrierte Buch erzählt von der «Königlichen Achse nach Westen bis 1852», der «Prachtstrasse der Belle Époque bis 1918» über die «Années folles und deutsche Besatzung 1944» zum «Schaufenster der Fünften Republik bis 1989»und schliesst mit dem Kapitel «Der grüne Boulevard» die Geschichte des berühmtesten Boulevard der Welt ab.
 
2024 wird die Prachtstrasse Champs-Élysées wieder glänzen, denn zum dritten Mal in der Geschichte ist Paris Gastgeber der Olympischen Spiele. Nach den Jahren 1900 und 1924 trifft sich die Sport-Elite 2024 nun erneut in der französischen Hauptstadt. Vom 26. Juli bis 11. August 2024 werden bis zu 10.500 Sportlerinnen und Sportler aus 206 Ländern erwartet. Und das berühmte Grand Palais wird seine Pforten wieder öffnen. Ein Grund mehr für einen Paris-Besuch!

 

Rainer Haubrich, *1965, ist Welt-Redakteur und Architekturkritiker und wurde mit dem Deutsch-Französischen Journalistenpreis ausgezeichnet. Er hat zahlreiche Bücher zur Stadtentwicklung Berlins veröffentlicht. 2015 erhielt er den Schinkel-Preis der Karl-Friedrich-Schinkel-Gesellschaft.

 

Rainer Haubrich
Die Champs-Élysées
Eine kurze Geschichte des berühmtesten Boulevards der Welt
Mit zahlreichen farbigen Fotografien
Insel Taschenbuch 5032, Suhrkamp 2024
Broschur, 159 S., 16 €.
ISBN 978-3-458-68332-2

 

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