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«20. Zurich Film Festival 2024: Kate Winslet erhält den Golden Icon Award»

Von Ingrid Isermann

Das 20. Zurich Film Festival vom 3. – 13. Oktober ehrt die britische Oscarpreisträgerin für ihre glänzende schauspielerische Karriere. Winslet wird den Preis am 7. Oktober entgegennehmen und ihren neuen Film «Lee – Die Fotografin» vorstellen, in dem sie die Hauptrolle der Kriegsfotografin Lee Miller spielt und als Produzentin mitwirkt.

Kate Winslet gehört zu den bedeutendsten Schauspielerinnen unserer Zeit und hat von «Titanic» über «Eternal Sunshine of the Spotless Mind», «Der Vorleser», «Sense and Sensibility» bis «Avatar: The Way of Water» bei den erfolgreichsten Werken der Filmgeschichte als Hauptdarstellerin geglänzt. Dabei hat sie mit Regie-Legenden wie James Cameron, Peter Jackson, Sam Mendes, Jane Campion, Michel Gondry, Marc Forster, Todd Haynes, oder Danny Boyle zusammengearbeitet.

 

Winslet wird am 20. Zurich Film Festival als Stargast erwartet und für ihre herausragende schauspielerische Leistung sowie ihre beeindruckende Karriere mit dem Golden Icon Award ausgezeichnet. «Kate Winslet ist eine wahre Ikone des Kinos und glänzt durch ihre Wandelbarkeit in grossen Studio-Blockbustern sowie auch kleinen Indie-Produktionen. Ihre facettenreiche Rollenwahl und ihre langjährige Hollywood-Karriere machen sie zum Publikumsliebling mehrerer Generationen», erklärt Christian Jungen, Artistic Director des ZFF, «daher freuen wir uns enorm, sie in unserem Jubiläumsjahr begrüssen zu dürfen und sie für ihre Verdienste ums Kino mit dem Golden Icon Award auszuzeichnen. Wir haben es schon mehrfach probiert, sie ans ZFF zu bekommen und jetzt hat es endlich klappt – ein grosses Geschenk für unsere Jubiläumsausgabe!».

 

Kate Winslet freut sich: «Ich danke dem Zurich Film Festival für diese wunderbare Ehre und dafür, dass mit «Lee – Die Fotografin» ein Film gewürdigt wird, der für mich wahrlich eine Herzensangelegenheit war. Ich bin dem Zurich Film Festival und allen, die Teil dieser epischen Reise gewesen sind sehr dankbar, dass wir unseren Film feiern dürfen, der mir viel Freude bereitet und mich stolz macht. Ich freue mich sehr darauf, im Oktober zusammen mit meiner Co-Produzentin Kate Solomon sowie Lee Millers einzigem Sohn Anthony Penrose, der uns eine unglaubliche Unterstützung war, nach Zürich zu kommen und unseren Film persönlich mit Ihnen allen zu teilen».

 

Gala Premiere von «Lee – Die Fotografin»
Kate Winslet präsentiert am 7. Oktober ihren neuen Film «Lee – Die Fotografin» persönlich in Anwesenheit von Lee Millers Sohn, Antony Penrose und der Co-Produzentin Kate Solomon.
 
Einerseits brilliert Winslet in der Titelrolle des Spielfilms, andererseits wirkt sie selbst auch als Co-Produzentin. Der Film erzählt die Geschichte der Fotografin Lee Miller (1907-1977), die sich während des Zweiten Weltkriegs als Korrespondentin der britischen «Vogue» einen Namen machte. Winslet verkörpert die unerschrockene Lee, eine der bedeutendsten Kriegsfotografinnen des 20. Jahrhunderts, auf ihrer Mission, die verborgenen Wahrheiten des Dritten Reichs aufzudecken. Der Film wurde von der Oscar-nominierten Regisseurin Ellen Kuras inszeniert und führt Winslet und Kuras zum ersten Mal wieder zusammen. Winslet spielt an der Seite von Andy Samberg, Andrea Riseborough, Alexander Skarsgård, Josh O’Connor und Marion Cotillard.
 
Zu früheren Preisträgerinnen und Preisträger des Golden Icon Awards zählen unter anderem Jessica Chastain, Hugh Jackman, Cate Blanchett und Hugh Grant. Die Preisverleihung im ZFF gehört zu den glamourösen Höhenpunkten der Filmschau.

 

Herausragende Schauspielerinn ihrer Generation
Kate Winslet, 1975 in England geboren, stammt aus einer Familie mit Schauspieltradition und begann ihre Karriere im Alter von 11 Jahren. Ihre Schauspiel-Karriere begann 1994 mit ihrer beeindruckenden Rolle in «Heavenly Creatures» von Peter Jackson und setzte sich 1995 mit «Sense and Sensibility» fort, wo sie ihre erste Oscar-Nomination erhielt. Ihren Durchbruch hatte Winslet mit 22 Jahren, als sie für ihre bewegende Rolle der «Rose» in James Camerons «Titanic» (1997) zum zweiten Mal für den Academy Award nominiert wurde. Danach wurde sie noch drei weitere Male nominiert und gewann ihren ersten Oscar für die brillante Verkörperung der «Hannah Schmitz» in Stephen Daldrys «Der Vorleser» (2008).

 

Hollywoodstar Richard Gere bei der Jubiläumsausgabe ZFF

 

Das Zurich Film Festival begrüsst Richard Gere als Stargast bei der Jubiläumsausgabe, der als Executive Producer bei der Weltpremiere des Schweizer Dokumentarfilms «Wisdom of Happiness» persönlich dabei sein wird. Im Film spricht der Dalai Lama direkt zum Publikum und schafft damit ein meditatives Kinoerlebnis, das lange nachhallt. Begleitet wird Richard Gere an der Gala Premiere von der Schwester des Dalai Lama, Jetsun Pema, und dem Premierminister von Tibet im Exil, Sikyong Penpa Tsering. Ebenso mit dabei sind die Regisseure Barbara Miller und Philip Delaquis sowie Manuel Bauer, Director of photography.

 

Richard Gere ist bereits zum zweiten Mal am ZFF zu Gast, 2012 ehrte das ZFF das Ausnahmetalent mit dem Golden Icon Award für sein Lebenswerk. Mit «Wisdom of Happiness» stellt er einen Dokumentarfilm vor, in dem der Dalai Lama für mehr Mitgefühl im menschlichen Umgang miteinander plädiert. Wisdom of Happiness» ist ein zutiefst intimer und einzigartiger Dokumentarfilm, in dem der 89-jährige Dalai Lama direkt in die Kamera spricht und dem Publikum das Gefühl einer privaten Audienz vermittelt. Der Nobelpreisträger teilt seine zeitlose Weisheit über das universelle Streben nach innerem Frieden, Glück und Mitgefühl und gibt praktische Ratschläge dazu, wie wir die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bewältigen können. Ausserdem zeigt der Film bisher unveröffentlichtes Material aus den Archiven der tibetischen Regierung und erzählt uns auf diese Weise die Geschichte des 14. Dalai Lama. Dieser wurde als Tenzin Gyatso geboren und im Jahr 1940, im Alter von vier Jahren, offiziell zum geistigen Führer Tibets erkoren. Der Film wurde von Barbara Miller, Philip Delaquis und Manuel Bauer in Zusammenarbeit mit Richard Gere und Oren Moverman gedreht. (Kinostart 5. Dezember 2024).

 
Von Hollywood nach Tibet
Richard Gere, 1949 in Philadelphia (USA) geboren, gehört zu den erfolgreichsten Schauspielern Hollywoods. Seine Karriere begann in den 1970er Jahren. Seine Darstellung des Callboys Julian Kaye in «American Gigolo» (1980) brachte ihm grosse Anerkennung. Neben seinem Auftritt in «Pretty Woman» (1990) war Gere in weiteren erfolgreichen Filmen wie «Chicago» als Staranwalt Billy Flynn (2002) zu sehen, für die er seinen ersten Golden Globe Award in der Kategorie Bester Schauspieler erhielt. Zu seinen jüngsten Filmen gehören «Three Christs» (2017), «The Dinner» (2017), «Maybe I do» (2023) und «Longing» (2024), wo er an der Seite von Diane Kruger zu sehen ist. Im May 2024 feierte das Drama «Oh Canada» (2024) seine Premiere in Cannes, wo Richard Gere zusammen mit Uma Thurman auftrat. Neben seiner erfolgreichen Schauspielkarriere engagiert sich Gere seit Jahrzehnten für humanitäre Anliegen. Er hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, die seine Arbeit für Menschenrechte, Gesundheit, Bildung und die Unterstützung Entrechteter weltweit würdigen. Seit zwei Jahrzehnten ist er Vorsitzender der International Campaign for Tibet und langjähriger Schüler und Freund des Dalai Lama.

 

«20. Zurich Film Festival: Soviele Stars wie nie»
 
An der Pressekonferenz vom 19. September 2024 informierte Artistic Director Christian Jungen über das Starprogramm am Zurich Film Festival, das soviele Stars wie noch nie nach Zürich bringt, wie Kate Winslet, Ralph Fiennes, Peter Saarsgard, Pamela Anderson, Richard Gere, Jude Law, Howard Shore, Alicia Vikander, Emil Steinberger und viele andere. 107 Filme haben es ins unser diesjährige Programm geschafft, darunter auch 16 Schweizer Filme.
 
Jungen: «Das Kino ist der Spiegel des Lebens, ein Seismograf unserer Gesellschaft, der anzeigt, welche Themen zu reden geben. Den Zeiten entsprechend ist unser Dokumentarfilm-Wettbewerb so politisch wie kaum zuvor. Da ist zum Beispiel «Homegrown», in dem Michael Premo drei Proud Boys porträtiert, sozusagen Trumps Hells Angels. Er hat sie über einen längeren Zeitraum begleitet, alle drei waren am Sturm aufs Capitol vom 6. Januar 2021 beteiligt. Viel gemeinsam haben sie nicht, bis auf drei Dinge: Sie sind wütend, wähnen sich in einem Krieg und sehen in Trump ihren Erlöser».
 
Ein Film, der schon vor der Premiere hohe Wellen schlägt, ist «Russians at War» von Anastasia Trofimova. Die russischstämmige Kanadierin hat ohne Erlaubnis sieben Monate lang in einem russischen Bataillon an der Front verbracht. Sie zeigt das Elend der Soldaten, die als Kanonenfutter verheizt werden und teilweise offen Moskau kritisieren. Dem Film wird vorgeworfen, pro-russische Propaganda zu betreiben und  Protestschreiben verlangten eine Absetzung des Films. Der Film löst bei Ukrainern starke Emotionen aus, das ZFF sieht den Beitrag als Antikriegsfilm. Aufgrund von Druck aus der Ukraine und wegen Sicherheitsbedenken kann der Film am Film Festival Zurich nun doch nicht gezeigt werden.

Zudem sind einige Perlen im Filmprogramm untergebracht, die bei den Oscars gewinnen könnten, beispielsweise «Conclave» von Edward Berger, «The Last Showgirl» von Gia Coppola, «September 5» von Tim Fehlbaum oder «The Room next Door» von Pedro Almodóvar.
www.zff.com

 

«On Becoming a Guinea Fowl» und «Black Box Diaries» gewinnen Goldene Augen
 
Am Samstagabend, 12. Oktober 2024 wurden im Zürcher Opernhaus die Hauptpreise der Wettbewerbe des 20. Zurich Film Festival verliehen. Die Goldenen Augen der Jubiläumsausgabe gehen an den Film «On Becoming a Guinea Fowl» von Rungano Nyoni im Spielfilm-Wettbewerb und «Black Box Diaries» von Shiori Itō im Dokumentarfilm-Wettbewerb. Das Zurich Film Festival erzielte mit 140.000 Besucherinnen und Besuchern ein Spitzenergebnis.
 
Der Wettbewerb am Zurich Film Festival gibt aufstrebenden Filmemacherinnen und Filmemachern jedes Jahr Raum und die Möglichkeit, ihre Werke einem internationalen Publikum näher zu bringen. Zur Teilnahme an den zwei Wettbewerbskategorien – Dokumentarfilm Wettbewerb und Spielfilm Wettbewerb – berechtigt sind jeweils erste, zweite oder dritte Regiearbeiten. Bei allen Wettbewerbsfilmen handelt es sich um Welt-, Europa- oder Schweizer Premieren. Neben diesen zwei Hauptkategorien werden zahlreiche weitere Preise vergeben, darunter der Preis der ZFF Kinderjury und der Publikumspreis (Audience Award).

 

Dokumentarfilm Wettbewerb – «Black Box Diaries» von Shiori Itō
Im Dokumentarfilm Wettbewerb treten 14 Erst-, Zweit und Drittwerke um das Goldene Auge an. Dieses Jahr gewinnt «Black Box Diaries» von Shiori Itō.
 
Besondere Erwähnung:

«Sabbath Queen» von Sandi DuBowski

Extra besondere Erwähnung:

«Marching in the Dark» von Kinshuk Surjan
 
Dokumentarfilm Wettbewerb:
Black Box DiariesZFF Kritikerpreis & Filmpreis der Zürcher Kirchen:
Les CourageuxSpielfilm Wettbewerb:
On Becoming a Guinea FowlZFF für Kinder – Jurypreis:
LeeuwinZFF für Kinder – Publikumspreis:
Die Heinzels – Neue Mützen, neue Mission
 
Diese Ehrenpreise wurden am 20. ZFF vergeben
 
Golden Icon Award – Kate Winslet
Kate Winslet wurde am 20. Zurich Film Festival mit dem Golden Icon Award für ihre herausragende schauspielerische Leistung und beeindruckende Karriere ausgezeichnet. Im Rahmen des Festivals feierte auch ihr neuer Film LEE – DIE FOTOGRAFIN, in dem sie die Kriegsfotografin Lee Miller spielt, seine Gala Premiere.
 
Golden Eye Award – Jude Law
Jude Law eröffnete das Zurich Film Festival am 3. Oktober als Stargast und stellte seinen neuen Film THE ORDER, einen intensiven Thriller von Justin Kurzel, persönlich an der ZFF-Opening Night vor. Dass ZFF zeichnete Law mit einem Goldenen Auge – in Anwesenheit von Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider und der Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch.
 
Golden Eye Award – Pamela Anderson
Das Zurich Film Festival ehrte Pamela Anderson für ihre vielseitige Karriere und ihre Rolle in dem Film THE LAST SHOWGIRL. Sie nahm den Preis am 4. Oktober im Kongresshaus persönlich entgegen, bevor sie gemeinsam mit Regisseurin Gia Coppola den Film THE LAST SHOWGIRL präsentierte.
 
Golden Eye Award – Alicia Vikander
Die schwedische Schauspielerin wurde am 20. Zurich Film Festival für ihre herausragende schauspielerische Leistung mit einem Goldenen Auge am 8. Oktober ausgezeichnet. Der Ehrenpreis wurde ihm im Rahmen der Gala Premiere ihres neuen Films THE ASSESSMENT im Kongresshaus Zürich überreicht.
 
A Tribute To … Award – Edward Berger
Das 20. ZFF hat den renommierten Österreich-Schweizer Regisseur Edward Berger für sein filmisches Schaffen mit dem prestigeträchtigen A Tribute to… Award ausgezeichnet. Der Ehrenpreis wurde ihm im Rahmen der Gala Premiere seines neuen Films CONCLAVE am 6. Oktober 2024 im Kongresshaus Zürich überreicht.
 
Lifetime Achievement Award – Emil Steinberger
Emil Steinberger wurde für sein Lebenswerk ausgezeichnet. In Begleitung von seiner Frau Niccel und weiteren prominenten Gästen hat Emil den neuen Dokumentarfilm TYPISCH EMIL – VOM LOSLASSEN UND NEUANFANGEN von Phil Meyer an der Gala-Premiere präsentiert, wo ihm das Goldene Auge am 10. Oktober überreicht wurde.
 
Career Achievement Award – Howard Shore
Das 20. ZFF würdigte dieses Jahr das vielschichtige Lebenswerk von Howard Shore mit dem Career Achievement Award. Am 5. Oktober wurde ihm das Goldene Auge in der Tonhalle Zürich während des 12. Internationalen Filmmusikwettbewerb überreicht.
 
Game Changer Award – Roeg Sutherland
Roeg Sutherland, Co-Head der Abteilung Media Finance bei CAA und Co-Head der International Film Group, wurde während des diesjährigen Zurich Summit am 5. Oktober, für seine herausragenden Leistungen und Beiträge in der Filmindustrie mit dem Game Changer Award geehrt.
13. Oktober 2024

 
 

Die Erfolgsgeschichte des ZFF: Hollywood an der Limmat
 
Eine reich bebilderte Publikation beleuchtet die Gründerjahre des Zurich Film Festivals «Vom Glauben an eine Vision» über das «Festival, das keiner will» zu Rückblicken auf Stars wie Kristen Stewart, Marc Forster, Roman Polanski, Sharon Stone, July Delpy, Harrison Ford, Johnny Depp, Cate Blanchett Wim Wenders oder Emma Stone u.v.a.
 
Die Gründer Karl Spoeeri und Nadja Schildknecht trafen sich am 27. September 2009 an der Bar des Restaurants Schiller am Sechseläutenplatz, – so beginnt die Filmsaga von Felix A. Müller, ehemaliger Chefredaktor der «NZZ am Sonntag» und 2018 – 2023 Präsident des Zurich Film Festival -, sie mussten statt einer Master Class des ZFF mit Roman Polanski im Kino Corso verkünden, das Polanski nicht teilnehmen wird, sondern am Vorabend bei der Einreise im Flughafen Zürich verhaftet wurde. Nicht nur SRF, sondern auch CNN verbreitete weltweit die Breaking News über den Bildschirm. Doch die Bad News waren gleichzeitig ein Durchbruch: das Zurich Film Festival wurde bekannt und war plötzlich in aller Munde in der globalen Öffentlichkeit.

 

Das Zurich Film Festival (ZFF) ist das zweitgrösste Festival im deutschsprachigen Raum und hat sich als wichtige Etappe für Filme auf dem Weg zum Oscar etabliert. Jahr für Jahr kommen Stars aus Hollywood nach Zürich, um ihre Werke dem Publikum vorzustellen und ein Goldenes Auge entgegenzunehmen. Bei seiner Gründung 2005 war das ZFF allerdings ein ungeliebtes Kind. Die Medien übergossen die Gründer Karl Spoerri und Nadja Schildknecht mit Häme, der Stadtpräsident von Zürich schwor dem Präsidenten des Filmfestivals Locarno, das ZFF klein zu halten, und die Filmschaffenden nahmen das Festival nicht ernst, weil es privat finanziert war und auf Glamour setzte. Doch dank Starbesuchen von Oliver Stone, Sylvester Stallone oder Judi Dench sowie einem attraktiven Programm gelang es den Initianten, den Respekt der internationalen Filmszene zu erlangen. Auf der Basis von Interviews mit den Festivalleitern sowie von unveröffentlichten Dokumenten schildert Felix E. Müller den Aufstieg des ZFF zu einem der international renommiertesten Filmfestivals und zeigt, wie es eine wichtige Rolle spielte für den Schweizer Film und wie es Nachwuchstalente wie Regisseurin Lisa Brühlmann oder Schauspieler Eddie Redmayne gross machte. Und er enthüllt, wie es dem ZFF gelang, Stars wie Hugh Jackman, Johnny Depp oder Sharon Stone nach Zürich zu bringen.
Das Buch enthält viele Anekdoten rund um die Stars und beleuchtet auch die Skandale, die Konflikte mit dem Bundesamt für Kultur in Bern sowie den überraschenden Verkauf des Festivals an die »Neue Zürcher Zeitung«. Und es gibt einen Einblick, wie das ZFF mit der Übernahme des Kino »Frame« an der Zürcher Europaallee zu einer ganzjährigen Präsenz kam.

 
 

Felix E. Müller
Hollywood an der Limmat

rüffer &  rub, 2024

Hardcover, 326 S., div. Abb.
CHF 26. € 36.
ISBN 978-3-907351-30-7

 

 

 

Filmtipps

 

 

Lee Miller – Die Fotografin

Vom Model zur Kriegsreporterin. Lee Miller (Kate Winslet) kämpft dagegen an, nur als berühmtes Model und Muse des Avantgarde-Fotografen Man Ray (Sean Duggan) in Erinnerung zu bleiben. Sie will mit der Liebe ihres Lebens, Kunsthändler Roland Penrose (Alexander Skarsgård) zusammenleben und zieht mit ihm nach London in seine Heimatstadt, während die Nazis ein europäisches Land nach dem anderen überfallen und besetzen. Miller bewirbt sich bei der britischen «Vogue» als Modefotografin an, hat jedoch bald genug davon, denn auch dieser Job wird von Männern diktiert. Diesem System will sie endlich entfliehen und sich als ernsthafte Kriegsfotografin an der Front engagieren. Mithilfe ihrer Chefredakteurin Audrey Withers (Andrea Riseborough) stellt sie dafür einen Antrag, der abgewiesen wird, weil sie eine Frau ist. Die Amerikaner hingegen nehmen Lee Miller mit offenen Armen auf, doch der Weg allein als Frau in den Krieg ist so gefährlich wie herausfordernd.

 

GREINA
Ein filmisches Plädoyer für die Greina, ein Porträt des Architekten und Künstlers Bryan Cyril Thurston und die Kraft der Poesie. In den 1970er Jahren wurde die Greina, die Graubünden mit dem Tessin verbindet, schweizweit bekannt. Thurston war in den 1970er und 80er-Jahren Teil einer Protestbewegung, die den Bau eines Wasserkraftwerks mit Stausee auf der Greina verhinderte. Nun hat sein Sohn und Architekt Patrick Thurston darüber einen Dokumentarfilm gedreht. Bryan Cyril Thurston setzte sich während 20 Jahren mit seiner Kunst für die Erhaltung der Greina ein, die den gebürtigen Engländer (*1933 in Suffolk) an die schottische Hochebene erinnerte. Damals kam sein Motto «Nur die Poesie kann die Greina retten» dem Sohn ziemlich weltfremd vor. Thurston blickt in seinem Dokumentarfilm zusammen mit seinem Vater auf dessen Engagement zurück, mit Weggefährten wie mit dem Architekten Gion A. Caminada. 1986 wurde entschieden, dass die Greina nicht geflutet und das Wasserkraftwerk nicht gebaut wird. Für den Sohn war die Faszination des Vaters für die Greina eine Herausforderung, «etwas, das uns alle überrollt und viel Raum eingenommen hat». Doch die Poesie hatte es geschafft. In der Nationalbibliothek lagern die zahlreichen Werke, Radierungen und Aquarelle zur Hochebene der Greina, die Bryan Cyril Thurston zur Rettung der Greina schuf. Ein Werk für die Ewigkeit.

 
Landesverräter
Der vielstimmige Spielfilm von Regisseur Michael Krummenacher schildert den Verlauf der wahren Geschichte von Ernst Schrämli aus St. Gallen, der im Zweiten Weltkrieg 1942 wegen Landesverrats hingerichtet wurde. Bereits in den1970er-Jahren hatte sich der Journalist und Schriftsteller Niklaus Meienberg in seiner Reportage «Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.» des Dramas angenommen. Filmemacher Richard Dindo machte daraus einen Dokumentarfilm, der hohe Wellen schlug. Ernst Schrämli war der erste von 17 Männern, die in der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges wegen Landesverrats hingerichtet wurden. Das damals geltende Kriegsrecht sah für Landesverräter die Todesstrafe vor. Schrämli war, was man seinerzeit einen «armen Teufel» nannte, das Essen war knapp, sein Geld gab er meist für Gesangsstunden aus und träumte davon, dass ihn eine Karriere als Sänger aus seiner Misere befreien würde. Während seiner Aktivdienstzeit kam Schrämli in Kontakt mit einem deutschen Agenten (Fabian Hinrichs), der ihm anbot, seine Gesangskarriere in Berlin zu fördern und ihn dafür aufforderte, Granaten zu stehlen und Standorte der Armee zu verraten, was der Geheimhaltung unterstand. Schrämli flog auf, wurde verhaftet, verurteilt und hingerichtet. Eine Entdeckung ist der Hauptdarsteller Dimitri Krebs in seiner ersten Rolle als Ernst Schrämli .

 
In Liebe, Eure Hilde

Der neue Film des renommierten, vielfach ausgezeichneten deutschen Regisseurs Andreas Dresen basiert auf der wahren Geschichte von Hilde und Hans Coppi, die der «Roten Kapelle» angehörten und wegen Widerstands gegen den Nationalsozialismus ermordet wurden. Der Film beginnt im Sommer in Berlin 1942. Hilde und ihre Mutter pflücken Erdbeeren im Garten, als ein schwarzes Auto vorfährt, zwei Männer aussteigen und Hilde (Liv Lisa Fries, «Babylon Berlin») festnehmen. Der Beamte nimmt der schwangeren Hilde den Koffer ab, bevor er sie in den Verhörraum führt. Ihren Sohn bringt Hilde Coppi am 27. November 1942 in Gefangenschaft zur Welt. Hilde Coppi wurde weniger bekannt als Sophie Scholl, doch auch sie war Teil einer Widerstandsgruppe im Dritten Reich. Gegen Hans Coppi (Johannes Hegemann) und seine Gefährten wurde von den Nationalsozialisten unter dem Aktennamen «Rote Kapelle» ermittelt, die Anti-Kriegsplakate verbreiteten. Der Regisseur Andreas Dresen widmet sich vor allem der Liebesgeschichte zwischen Hilde und Hans Coppi und der Gefühlswelt seiner Protagonisten. Hilde wird wegen Landesverrats zum Tode verurteilt, sie steht in einer Reihe von Frauen, von denen eine in Ohnmacht fällt. Coppi ist in der Mitte dran, das sei besser als am Ende oder Anfang, sagt sie vorher zum Pfarrer (Alexander Scheer). Hilde schaut in die Bäume und auf das wechselnde Lichtspiel in der Sonne. Eine kurze Urteilsverkündung und der Vorhang zum Fallbeil geht auf. Die Nazis enthaupteten am 5. August 1943 15 Angehörige der Roten Kapelle.

 
My Favourite Cake
Am ZFF lief er vor vollbesetztem Kinosaal, nun ist er schon im regulären Filmprogramm zu sehen, denn der Spielfilm von Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha erobert die Herzen des Publikums. Die internationale Koproduktion zwischen dem Iran, Frankreich, Schweden und Deutschland wurde im Februar 2024 an der 74. Berlinale uraufgeführt. Das Regie-Duo durfte nicht aus dem Iran ausreisen, um am Festival teilzunehmen. Im Mittelpunkt der Handlung steht die 70-jährige Mahin (Lily Farhadpour) in Teheran, die es wagt, ihre Wünsche entgegen den Erwartungen der Gesellschaft zu leben. Nach dem Tod ihres Ehemanns und der Ausreise ihrer Tochter nach Europa ist sie einsam. Bei einem Nachmittagstee unter Freunden findet sie eines Tages die Kraft dazu, ihr Herz für eine neue Liebe zu öffnen. Eine Begegnung mit einem ebenfalls alleinstehenden Taxifahrer (Esmail Mehrabi) entwickelt sich für Mahin zu einem unvergesslichen Abend. Der Film gibt einen authentischen Einblick ins alltägliche Leben im Iran und in die subtilen Möglichkeiten, sich gegen das autokratische Regime zu stemmen.

 

Der Buchspazierer
Der anrührende Film von Regisseur The Chau Ngo führt in die Welt der Bücher. Tag für Tag schlägt Carl Kollhoff (Chistoph Maria Herbst) im Hinterzimmer eines Buchladens sorgfältig Bücher ein, um sie persönlich bei einer erlauchten Leserschaft vorbeizubringen. Bücher sind das grösste Glück des wortkargen älteren Herrn. Eigentlich scheut er den Kontakt zu anderen Menschen, aber er weiss, was seine Kundschaft gern liest. Auf einem seiner Rundgänge heftet sich die neunjährige Schascha (Yuna Bennett) an seine Fersen, wirbelt damit Carls Leben gehörig durcheinander und bringt ihn dazu, aus seiner eigenen engen Welt auszubrechen. Ihrem alleinerziehenden Vater (Ronald Zehrfeld) ist das nicht ganz geheuer, er verbietet ihr den Umgang mit dem unbekannten Buchspazierer, bis der selbst die Initiative ergreift, ihn kennenzulernen. Und auch manch anderes Herz mit seinen Büchern erweicht, bis es eine book community gibt, die auch Schicksalsschlägen widersteht. Ein bezaubernder Film für Klein und Gross!

 
Megalopolis
Der US-amerikanische Monumentalfilm ist ein Herzensprojekt des 85-jährigen Regisseurs Francis Ford Coppola («Der Pate»). Das Science-Fiction-Drama mit Assoziationen an das Römische Reich handelt von einem Architekten, der New Rome zu einem Utopia der Zukunft ausbauen möchte. Die Architektur zerfällt, der Untergang New Romes scheint nur noch eine Frage der Zeit. Doch dagegen will der ambitionierte Cesar Catiling (Adam Driver) antreten. Der nobelpreisgekrönte Erfinder und Visionär hat nicht nur einen Traum, sondern auch einen hochfliegenden Plan, New Rome zu alter Stärke zurückzuführen. Bürgermeister Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito) ist sein starker Gegenspieler, doch seine Tochter Julia (Nathalie Emmanuel) schlägt sich auf die Seite von Cesar. Ein erbitterter Kampf um Macht, Zukunft und die Liebe beginnt. Wer Monumentalaufnahmen mag, kommt hier auf seine Rechnung.

 

The Apprentice – The Trump-Story

Der Aufstieg des jungen Donald Trump. Der iranisch-dänische Filmregisseur Ali Abbasi erzählt die Geschichte und den Aufstieg des jungen Donald Trump (Sebastian Stan), der im New York der 70er- und 80er-Jahre sein Immobilienimperium aufbaut, begleitet vom einflussreichen, rechten Anwalt Roy Cohn (Jeremy Strong), der ihm drei Regeln für sein Leben mitgibt: «Attacke, Attacke, Attacke. Nichts zugeben, alles ableugnen. Sich immer als Sieger fühlen». Als sein Lehrmeister führt er den lernbegierigen Millionärssohn in die Hinterzimmer skrupelloser Politik und die Gier und Macht der New Yorker Immobiliengeschäfte ein. Cohn wird zu Trumps wichtigstem Mentor, den er später als Aidskranken fallenlässt. Der Film feierte im Wettbewerb der 77. Filmfestspiele von Cannes Weltpremiere mit Maria Bakalova als Trumps erster Ehefrau Ivana. Der preisgekrönte iranisch-dänische Filmemacher Ali Abbasi (oscarnominiert für «Border» sowie Europäischer Filmpreis, in Cannes ausgezeichnet mit dem Preis für die beste Hauptdarstellerin in «Holy Spider») erzählt auf atemberaubende und amüsante Weise den Deal zwischen skrupellosem Mentor und seinem gelehrigen Schützling, der gegenwärtig als Präsidentschaftskandidat Kamala Harris gegenübersteht. Der Film läuft als Gala-Premiere am ZFF (Kinostart 17. Oktober 2024).

 

Treasure  

Familie ist ein fremdes Land. Unter einer AfD-Regierung könnte ein Film wie Treasure nicht mehr entstehen, sagt die Regisseurin Julia von Heinz zu ihrem jüngsten deutsch-französischen Spielfilm in einem kürzlichen Interview mit Zeit online. Es geht um den Holocaust und die Erinnerungskultur. Der Film basiert auf dem Roman Too Many Men (Zu viele Männer) der australischen Autorin Lily Brett, von der Julia von Heinz die Filmrechte erwarb. Die US-amerikanische Journalistin Ruth Rotwax (Lena Dunham) reist 1991 auf ihren Wunsch mit ihrem Vater Edek (Stephen Fry) nach Polen. Dort will sie endlich dem Vermächtnis ihrer jüdischen Familie nachforschen. Während einer Woche nähern sich Vater und Tochter mit tragisch-komischen Momenten einander an. Gemeinsam gehen sie auf Spurensache mit einem Taxifahrer (Zbigniew Zamachowski), der sie an die Stätten seiner Kindheit in Polen bringt, wo sie auf eine Familie treffen, die in seine frühere Wohnung einzog und alle Gegenstände sind noch da. Der alte Herr will davon nichts mehr wissen, doch Ruth geht heimlich zurück und kauft ihnen die Erinnerungsstücke ab. Zuletzt geht die Fahrt nach Auschwitz, der Zeit seines Leidens. Nichts ist vergangen, nichts ist vergessen. Ein wichtiger Film in einer Zeit der Neonazis.

 
Resilient Man

Steven McRae, Solotänzer am Royal Ballet in London. Steven McRae wächst in einem ländlichen Vorort in Sidney in Australien auf und entdeckt mit sieben Jahren das Ballett. Zehn Jahre später gewinnt er einen ersten renommierten Preis und wird nach einer professionellen Tanzausbildung in der Royal Ballett School in London Mitglied des berühmten Royal-Balletts, wo er sich innert vier Jahren zum ersten Solisten hocharbeitet. Der Erfolg hat seinen Preis, denn mit 22 Jahren erleidet der gefeierte Startänzer eine Verletzung der Achillessehne, die seine Karriere beenden könnte. Doch Steven gibt nicht auf und tanzt sich zurück ins Bühnenlicht. Elf Jahre später reisst die Achillessehne erneut während einer Live-Performance. Für McRae bricht eine Welt zusammen, er fällt zwei Jahre aus und muss sich einem langwierigen Prozess der Rehabilitation stellen. Der Dokumentarfilm des Regisseurs Stéphane Carrel besticht mit zauberhaften Ballettbildern und erzählt vom Kampf des Startänzers, der 2003 den Prix de Lausanne gewann, wieder als einer der wichtigsten Persönlichkeiten des Royal Ballett in London auf der Bühne zu stehen.

 

Gloria!
Klassik trifft auf Feminismus. Gloria! ist das Regiedebüt der italienischen Sängerin Margherita Vicario, die römische Musikerin und Schauspielerin vereint ihre zwei Leidenschaften: Musik und Film. Den Soundtrack hat die 36-Jährige gleich mitkomponiert. Ganz neue feminine Töne: In einer alten Musikschule vereint sich um die musikalisch virtuose Dienstmagd Teresa (Galatéa Bellugi) ein Quartett junger begabter Frauen. Gloria! in Anlehnung an Vivaldis Gloria in Excelcis Deo, das er 1715 im Ospedale della Pietà in Venedig komponierte, erzählt mit einer fiktiven Geschichte, aber in einen historischen Kontext gebettet, von jungen Mädchen und Frauen, die musizierten, doch stets im Schatten der berühmten Männer blieben. Das Regiedebüt der italienischen Sängerin Margherita Vicario spielt dabei nicht nur stilsicher mit den Konventionen des historischen Kostümfilms, sondern auch mit der Musik. Klassik trifft auf Moderne, die jungen Frauen entdecken den Jazz, es gibt Anspielungen und Referenzen an Blues und die italienische Popmusik der Gegenwart. Teresa ist eine Singer-Songwriterin im sittsamen und für Frauen gefährlichen Umfeld der katholischen Kirche. Es sind vor allem der Sound, die Rhythmen, die revolutionär-feminine Interpretation der Musikgeschichte, die Gloria! zu einem Ereignis machen.
 

Bonnard, Pierre et Marthe
Biopic des Malers Pierre Bonnard und seiner Muse und Ehefrau Marthe de Méligny. Der poetische farbenprächtige französische Spielfilm von Regisseur und Drehbuchautor Martin Provost wurde am Filmfestival von Cannes 2023 uraufgeführt. Die Hauptrollen spielen Vincent Macaigne als Pierre Bonnard und Cécile de France als Marthe. Der Film zeichnet über fünf Jahrzehnte das Leben des französischen Malers Pierre Bonnard (1867–1947) und seiner Ehefrau Marthé de Méligny (1869–1942) nach. Bonnard porträtierte Marthe, eine selbsternannte Aristokratin, in mehr als einem Drittel seiner Gemälde. Er gilt als einer der grössten französischen Maler des 20. Jahrhunderts und widmete sich in seinen Werken dem Impressionismus und der Abstraktion. Dabei verwendete Bonnard kräftige Farben und stellte Szenen des alltäglichen Lebens dar. Gemeinsam mit weiteren Künstlern gründete er 1888 die Gruppe Nabis. Der Künstler betrog Marthe, sie flüchtet nach Rom, wo sie selbst zu malen beginnt, er kehrt aber immer wieder zu ihr zurück, bis er sie heiratete. Später verfällt Marthe im Film dem Wahnsinn. «Bonnard, Pierre et Marthe» sei vor allem das Porträt eines Paares und die Liebesgeschichte über die «Alchemie zwischen Mann und Frau», so Provost, der sich auch mit dem Biopic über die Malerin Séraphine (2008) einen Namen machte. Das Museum Bonnard befindet sich in Cannet oberhalb von Cannes, wo die meisten der Gemälde Bonnards entstanden.

 

Führer und Verführer
Fake news im Nationalsozialismus. Der Film von Regisseur Joachim A. Lang zeigt die Mechanismen und Manipulationen der NS-Propaganda auf, wie Desinformation die Massen beeinflusst. Ein Lehrstück für heutige Zeiten, wo Rechtsradikale im Aufschwung sind? Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels (Robert Stadlober) prägt das Erscheinungsbild des Nationalsozialismus und Adolf Hitler (Fritz Karl) und die Nationalsozialisten erhalten 1938 Zustimmung in bisher unerreichter Höhe. Doch Goebbels hat sich in eine Sackgasse manövriert: Während seine Propagandastrategie auf Sicherheit abzielt, ist Hitler entschlossen, Europa mit einem barbarischen Krieg zu besetzen. Um nicht aus der Gunst des Diktators herauszufallen, stellt Goebbels seine Propagandastrategie um und will mit den antisemitischen Filmen „Jud Süss“ und „Der ewige Jude“ die Bevölkerung radikalisieren. Doch dann wendet sich das Blatt gegen die Nazis. Mit dem Russlandfeldzug eskaliert der Zweite Weltkrieg und die Verbrechen des Holocaust.

 

Tatami
Der Thriller des israelischen Regisseurs Guy Nattiv (siehe Interview Archiv Literatur&Kunst 12/2023) über eine iranische Judoka und Zar Ebrahimi als deren Trainerin, feierte bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2023 Premiere. Die iranische Judoka Leila Hosseini (Arienne Mandi) begibt sich mit ihrer Trainerin Maryam (Zar Ebrahimi) nach Tiflis in Georgien, wo sie bei der Weltmeisterschaft unbedingt die Goldmedaille gewinnen will. Sie hat gute Chancen und besteht die ersten Kämpfe mit Bravour. Dann erhält ihre Trainerin einen Anruf vom Verbandschef. Weil sie möglicherweise gegen eine israelische Judoka antritt, ist das Regime nervös geworden. Damit Leila keine Niederlage gegen den iranischen Erzfeind erleidet, wird die Trainerin dazu aufgefordert, Leila nicht kämpfen zu lassen. Maryam war einst selbst eine erfolgreiche Judoka. Leila weigert sich, dem Befehl nachzukommen und ihren Traum von einer Goldmedaille aufzugeben. Sie kämpft weiter, auch wenn sie weiss, dass sowohl ihre Trainerin nach ihrer Rückkehr wie auch ihr Ehemann Nader, der mit ihrem Kind im Iran geblieben ist, hierdurch Repressalien bis hin zu Prügelstrafen befürchten müssen. Für Zar Ebrahimi, die im Iran geboren wurde und in Teheran aufwuchs, stellt Tatami ihr Regiedebüt dar. Der Film ist von einem tatsächlichen Ereignis inspiriert, das sich 2018 in der Nippon-Budokan-Arena in Tokio zugetragen hat. Der Film spiegelt die authentische Atmosphäre des Wettstreits in bestechenden Bildern und ist mit der angespannten politischen Lage in Nahost höchst aktuell.
 

 
to be continued

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Photo/Film