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«Martin Walker: Germany 2064 – Ein Zukunftsthriller»

 

 

Wer werden wir sein? In welcher Welt werden wir leben? Wie werden wir unser Geld verdienen? Was wird aus unseren Unternehmen? Wie bewegen wir Personen, Güter und Daten? Martin Walker hat unsere Chancen und Möglichkeiten zu einem atemberaubenden realistischen Roman unserer Zukunft verdichtet.

Deutschland ist in zwei Welten geteilt: High-Tech-Stäte mit selbstlenkenden Fahrzeugen und hochentwickelten Robotern im engmaschigen Netz staatlicher Kontrolle stehen Freien Gebieten gegenüber, in denen man naturnah in selbstverwalteten Kommunen lebt. An der Grenze zwischen diesen beiden Welten wird bei einem Konzert die Folksängerin Hati Boran entführt – angeblich vom neuesten Roboter des Wendt-Konzerns, einst mittelständischer Zulieferer der süddeutschen Autombilindustrie. Gleichzeitig findet ein Überfall auf einen Transportkonvoi statt – die Beute besteeht aus hochwirksamen Neobiotika gegen sich rasend schnell ausbreitende Seuchen.

 

In einem undurchsichtigen Geflecht aus Industriespionage, organisiertem Verbrechen, Tradition und Ethos ermttelt Hauptkommissar Bernd Aguilar. Doch die Lösung des spektakulären Falles gibt auch seinem Leben eine unerwartete Wendung.

 
Martin Walker, geboren 1947 in Schottland, lebt in Washington und im Périgord. Er ist Bestsellerautor, Historiker, politischer Journalist sowie Mitglied des Think Tanks «Global Business Policy Council», der internationalen Beratungsgesellschaft A.T. Kearney, der gemeinsam mit deutschen Unternehmern und Politikern Zukunftsszenarien entwickelt hat. Martin Walker hat diese zu einem packenden Zukunftsthriller verwoben. Martin Walkers Romane um ‚Bruno, Chef de police‘ sind in 15 Sprachen übersetzt und wurden allein auf Deutsch bisher über 1.5 Millionen Mal verkauft.

 

Martin Walker

Germany 2064

Ein Zukunftsthriller

Diogenes 2015

430 S., CHF 32. € 24 (D). € 24.70 (A)

ISBN 978-3-257-06939-6

 

Die AKTE F. – Max Frisch über seine Fiche und den Schweizer Staatsschutz

Ausgerechnet am Nationalfeiertag des Jahres 1990 bekam der Schriftsteller Max Frisch seine Fiche zugestellt. Nach der Lektüre meinte er, dies sei «ein Dokumet der Ignoranz, der Borniertheit, der Provinzialität».

 

Obwohl die Krankheit schon weit fortgeschritten war, schrieb er einen Kommentar zu seiner Fiche. Es ist ein wütender und auch sarkastischer Text, der von grossem Bürgersinn und Zivilcourage zeugt. Die NZZ-Geschichte veröffentlicht erstmals sein letztes Manuskript in Auszügen. Im Suhrkamp Verlag Berlin  erscheint das Buch «Ignoranz als Staatsschutz» über die Causa Frisch und die Akte F.

 

So werde ich immer verdächtiger

Am 1. August 1990, kurz vor seinem Tod, erhielt Max Frisch Einsicht in seine Fiche. Bei der Lektüre packte ihn die Wut – und er setzte sich an die Schreibmaschine, um die Einträge der Staatsschützer zu kommentieren. David Gugeri und Hannes Mangold erläutern, warum Max Frisch bei der Lektüre seiner Fiche die grosse Wut packte.

 

Dreizehn Seiten umfasste Frischs Fiche, sie dokumentierten fein säuberlich, wie Frisch während vierzig Jahren überwacht worden war. Grund genug für den Schriftsteller, sein Verhältnis zur offiziellen Schweiz nochmals zu klären und in seinem letzten Typoskript zu fragen, ob Ignoranz einen Staat schützen kann.
Die Fiche löst beim 79-jährigen Frisch Empörung aus. Die Eidgenossenschaft hatte in ihm offenbar eine potentielle Gefahr für die Interessen des Landes gesehen und seinen «kritischen Patriotismus», wie jetzt deutlich wurde, mit Denunziation und Überwachung beantwortet.

 
Die jahrzehntelange Observation war skandalös. Vielleicht unterschied sich die propere Schweiz gar nicht so sehr von der DDR, deren Überwachungsarchiv beim Sturm auf die Gebäude der Stasi eben an den Tag gekommen war. Die Schriftstellerin Monika Maron bezeichnete die Schweiz einmal als „reiche, miefige DDR“. Frischs Fiche versammelte viele falsche und völlig wertlose Informationen. Diese Ignoranz forderte Frisch heraus. Noch einmal mobilisierte er sein schriftstellerisches Können und seine intellektuelle Autorität und Brillanz und  schrieb ‚Ignoranz als Staatsschutz?‘ als Kommentar zu seiner Fiche nieder. Für eine Veröffentlichung war es damals zu spät. Aufgrund seiner schweren Krankheit reichte Frischs Kraft nicht aus, das Fragment abzuschliessen. Nach Frischs Tod am 4. April 1991 gelangte es an das Max-Frisch-Archiv an der ETH-Bibliothek in Zürich. Jetzt wird «Ignoranz als Staatsschutz» zum ersten Mal veröffentlicht, im Auszug von NZZ-Geschichte und im Suhrkamp Verlag Berlin 2015.

 

 

Warum erst jetzt, müsste die Frage lauten. Insbesondere, als die Motivationen hinter dem Fichendienst nicht völlig transparent scheinen und eine Art von Swissness um sich greift, die bedenklich ist, fern von Selbstkritik, Ironie, Satire und tieferer Bedeutung. Dass das Manuskriptfragment veröffentlicht wird, ist an der Zeit. Auch um zu lesen, was sich ein Staatsschutz gegenüber den Bürgern leistet und leisten konnte. Wie das heute gehandhabt wird, da tappen wir im Dunkeln, nach wie vor.

 

 

 

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