«Caroline Bachmann: «Prix Meret Oppenheim und eine ausgezeichnete Monografie»
Von Ingrid Isermann
Die Lausanner Malerin Caroline Bachmann erhielt den renommierten «Prix Meret Oppenheim 2022» und zugleich ist eine Monografie ihres Werks erschienen. Schaut man auf ihre Landschaften, findet man sich in einem wogenden, lebendigen, farbenfrohen Kosmos wieder. Die Porträts und Stillleben strahlen eine eigentümliche Kraft aus, die durch ihre Unmittelbarkeit fasziniert. Momente wie in einer Fotografie festgehalten, aber mit tiefgründigem Ausdruck einer individuellen Note.
Caroline Bachmann zählt zu den herausragenden Protagonistinnen der Schweizer Gegenwartskunst. Neben ihrem eigenständigen Schaffen als Malerin und Zeichnerin bildete sie seit 2004 auch zusammen mit Stefan Banz (1961-2021) das Künstlerduo Bachmann Banz. Gemeinsam gründeten die beiden 2009 die Kunsthalle Marcel Duchamp – The Forestay Museum of Art in Cully. 2013 entschloss sich Bachmann zu einem künstlerischen Neuanfang und einer Reaktivierung der klassischen Themen der Malerei.
Diese erste umfassende und reich illustrierte Mongrafie über Caroline Bachmann zeigt die ganze Vielfalt ihrer Werke, die je eine eigene Handschrift tragen. Essays ausgewiesener Kennerinnen und Kenner von Bachmanns Arbeiten und der Schweizer Gegenwartskunst sowie ein Gespräch mit der Künstlerin offenbaren eine kreative Selbstfindung, die geprägt ist von den Idealen künstlerischer Vorbilder wie Marcel Duchamp, Louis Michel Eilshemius oder Arthur Dove. In einem Gespräch mit der Kunstkritikerin und Kuratorin Julie Enckell offenbart Caroline Bachmann ihre Leidenschaft zur Malerei und zur Kunst:
«Ich wollte die Stellung des Menschen in der Welt hinterfragen, was wir sind, unsere Ängste und unsere Vorstellungen. Ich dachte nie an Kunst als individueller Ausdruck. Es ist seltsam zu sagen, aber ich sehe meine Bilder als lebende Dinge, mit der Komplexität und Beschaffenheit lebender Dinge.
Kunst erlaubt mir, heute, gestern und morgen zu leben. Ich war fasziniert von der Verbindung zwischen Objektivität und Subjektivität, ein System der Reflektion. Eine Dialektik zwischen zwei Polen, und sie in Beziehung zu setzen, ist Arbeit, die beide verbindet, auch leidenschaftlich über das mentale Imaginieren. Etwas in Form zu setzen, enthält alles, was man mit Worten nicht sagen kann.
Dinge bleiben bei uns individuell und kollektiv. Die historische Geschichte hat mich immer leidenschaftlich interessiert, die Art, wie sich die Dinge entwickeln, nebenbei, Menschen neigen dazu, dasselbe zu wiederholen, in verschiedener Weise».
In ihrem Atelier in Cully am Genfersee beobachtet und skizziert sie den Wechsel der Jahreszeiten und ihre Naturimpressionen. Es entstehen Gemälde, die sie Schicht um Schicht aufträgt, die ihre Bilder fast durchscheinend in einem besonderen Licht erscheinen lassen. Ihre Verwandtschaften zu Vallotton und Hodler sind spürbar. Die Natur mit ihrem Reichtum an Formen und Farben, ist für Caroline Bachmann eine fortwährende Quelle der Inspiration: «Die Landschaft ermöglicht, das Unsagbare auszudrücken».
Ihre Bilder sind mysteriös, zugleich zugänglich und verführerisch und handeln vom Sehen, obwohl sie vieles nicht zeigen, sagt die Kuratorin Judith Welter, die ihre in Kunstkreisen mit Begeisterung aufgenommene Ausstellung im Kunsthaus Glarus verantwortet hat.
Für ihren Galeristen Regis Trigano von der New Yorker Galerie Duane Thomas haben die Gemälde der Lausanner Malerin etwas vom Proust’schen Universum. Caroline Bachmanns Bilder sind wie Behälter voller eingefrorener Zeit. Festgehaltene Konstellationen von Natureindrücken, Dialoge mit der Kunstgeschichte.
Prix Meret Oppenheim
Dieses Jahr wurde sie mit dem begehrten Prix Meret Oppenheim geehrt. Grossartig sei die Reaktion von Sammlern und Kuratoren auf die Präsentation in der Galerie und während der Art Basel gewesen, so ihr deutscher Galerist Jochen Meyer von Meyer Riegger. Ein grosses Panorama wurde an das Aargauer Kunsthaus verkauft, die erste Adresse für Schweizer Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.
Caroline Bachmann, geboren 1963 in Lausanne, studierte Grafikdesign an der damaligen École des arts décoratifs in Genf. Sie lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Cully und Berlin, seit 2007 ist sie zudem Professorin und Leiterin der Abteilung für Malerei und Zeichnung an der HEAD – Genève.
Julie Enckell Julliard ist Kunsthistorikerin und seit 2018 Direktionsmitglied der HEAD – Genève, wo sie die Abteilung Kulturelle Entwicklung leitet. 2004–2012 war sie als Konservatorin, 2013–2018 als Direktorin am Musée Jenisch in Vevey tätig.
Caroline Bachmann
Monografie 2013-2021
Edited by Julie Enckell. With an essay by Paul Bernard
and a conversation between Caroline Bachmann and Julie Enckell
Scheidegger & Spiess, Zürich 2022
Text in French and English
Paperback, 192 pages, 214 color und 1 b/s illustrations
25 x 29.5 cm, CHF 51.90
ISBN 978-3-85881-886-7
Bildlegenden:
- Buchcover Caroline Bachmann, 2013-2021, Scheidegger & Spiess, 2022
- Sept nuages, 2022
- Iris blanc, 2019
- Lever de soleil, 2017
- Winslow Homer, 2014
- Milton Clark Avery, 2014
- Lc vert nuage orange, 2022
- Lac vert et nuages gris, 2017
- Caroline Bachmann mit dem Prix Meret Oppenheim
Caroline Bachmann is one of Switzerland’s foremost contemporary artists. Alongside her independent work in painting and drawing, she has also formed one half of the artist duo Bachmann Banz, together with Stefan Banz (1961–2021), from 2004 to 2014. Together, the two founded the Kunsthalle Marcel Duchamp—The Forestay Museum of Art in Cully, Switzerland, in 2009. In 2013, Bachmann reinvented herself as an artist and turned to classical themes of painting. She engages deeply with the genres of portraiture, still life, and history painting and takes up existential questions of the metaphysical and the sacred, creating compositions that strive not for a materialistic grasp of reality, but for a depiction of the spiritual dimension of existence.
This first comprehensive and richly illustrated monograph traces Caroline Bachmann’s extraordinary journey through the medium of painting. The essay by Paul Bernard, curator at MAMCO, Museum of contemporary art of Geneva, as well as a conversation with the editor Julie Enckell and the artist, reveal a creative self-discovery that is shaped by the ideals of artistic idols such as Marcel Duchamp, Louis Michel Eilshemius, and Arthur Dove, and set in motion by the courage to reinvent herself through subject, technique, and material.
Caroline Bachmann, born in 1963, studied graphic design at the École des arts décoratifs in Geneva. She lives and works as a freelance artist in Cully and Berlin. In 2007 she has been appointed professor and head of the department of painting and drawing at HEAD—Genève.
Julie Enckell is an art historian and a director at HEAD—Genève, where she has been head of the Cultural Development Department since 2018. Prior to this, she served as curator and from 2013 to 2018 as director of the Musée Jenisch in Vevey, Switzerland.