Juni/Juli 2014
Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Freunde und Kulturinteressierte,
herzlich willkommen!
1. Juli 2014
Kommentar
Auf dem Cover des Wirtschaftsmagazins «brandeins», Heft 07, Juli 2014, blickt uns ein ernster junger Mann entgegen, mit der Titelzeile «Was wäre, wenn wir die Welt neu denken?». Kim-Fabian von Dall’Armi, 24, engagiert sich für die direkte Demokratie in Deutschland.
Auf das haben wir gewartet, dass sich Männer, notabene vor allem die jüngeren, denen die Zukunft gehören sollte, Gedanken machen über den Zustand der Welt. Keine Neu- und Superreichen, die ihr Geld in fragwürdigen Bank- und Börsenspekulationen erworben und ererbt haben, sondern nachdenkliche junge Männer, die sich nicht die Salami vor die Nase halten lassen und in der Hierarchie als Duckmäuser aufsteigen wollen, wenn nur die Kasse stimmt. Die nach Alternativen suchen, ganz konkret, die gibt’s nämlich! Denn alternativlos ist so gut wie gar nichts, kommt bei Mutter Natur echt nicht vor.
Alternativen zur Alternativlosigkeit
Und da haben wir’s: «die Deutschen» sind doch lernfähig, Alternativen zur Alternativlosigkeit! Dass Frauen die Kommunikation von Natur aus näher ist als Männern, ist längst bekannt. Hierarchie ist paramilitärisch und war nie das Ding von Frauen, die nicht linear denken und Assoziationen bevorzugen, notabene ein ganz anderer, wenn schon (Führungs-)Stil. (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Daher ist hier in erster Linie von Männern die Rede und ihrer dringlichen Emanzipation von Kriegstreibern und Nihilisten jeglicher Couleur.
Es kommen (hoffentlich) andere Zeiten! Die Wissensgesellschaft fordert uns auf, in Alternativen zu denken, dass sich die Dinge ändern.
Zu meiner Freude entdeckte ich einen Artikel über junge Deutsche: «Demokratie muss man selber machen» – ein paar junge Leute wollen mehr direkte Demokratie in Deutschland». Sie haben gute Argumente. Kim-Fabian von Dall’Armi: «Ich habe grossen Respekt vor der Demokratiebewegung, die seit 30 Jahren mit den Institutionen ringt. Aber wenn man sich selbst als Souverän sieht und Selbstbestimmung ernst nimmt, fragt man sich schon ob man erst Institutionen fragen muss, ob sie einem erlauben wollen, sich direkt zu beteiligen. Die Alternative ist, Demokratie selber machen, dass ein Grossteil der deutschen Bevölkerung regelmässig über eine App auf ihrem Smartphone bei relevanten politischen Themen abstimmen würde». Von Dall’Armi, 24, ist in der Schweiz geboren, in Hamburg aufgewachsen und war mit seinem Vater, einem Journalisten, viel in den Ländern des ehemaligen Ostblocks unterwegs. Das lehrte ihn, dass Realität „gemacht„ wird. Er gründete ein Jugendmagazin, das beim Wettbewerb des «Spiegel» gewann, stritt für ein selbst organisiertes Abitur, war Bundessprecher der Waldorf-Schüler. Er studierte Architektur und Raumtheorie an der Kunsthochschule und testet aktuell mit Freunden an einem gemeinsam finanzierten Atelierhaus, wie man mit Gütern umgeht, die man nur nutzen und nicht besitzen kann.
Auch der Schweizer Daniel Häni, Mitinitiator der Schweizer Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen, war in deutschen Landen unterwegs.
Eine Gruppe deutscher Aktivisten will den Volksentscheid in Deutschland nach vorn bringen, im Interview mit der Chefredaktorin Gabriele Fischer erklärt sie, warum sie keine glühende Verfechterin dieser Idee ist.
Es gibt ja selten nur eine Lösung und auch nicht nur eine Alternative oder zwei Optionen, es gibt immer neue, sofern man nach neuen Alternativen sucht. Auch wenn die Schweiz hier schon manches voraus hat, bequem in den Sessel zurücklehnen kann sie sich nicht, auch sie ist gefordert mit den Problemen der Gegenwart, der Einwanderung, der Globalisierung, der Konkurrenz der Märkte in China und den Tigerstaaten und der Alternative «Europa». Im Kanton Graubünden entspringt übrigens der europäischste Fluss, der Rhein, und «alternativlos» sollte man aus seinem Wortschatz streichen. Alles im Fluss!
2. Juli 2014. Eine gute Nachricht – das Literaturmuseum bleibt da, wo es ist: im Strauhof. Das hat das Präsidialdepartement nun entschieden. Das Jugendliteraturlabor JULL soll in die Bärengasse kommen. Warum nicht gleich so? Der Strauhof ist eine stadtbekannte Grösse und auch über die Grenzen hinaus bekannt und beliebt. Die Strauhof-Fans werden es mit ihrem Besuch danken.
Robert Frank in Zürich
Selten bekommt man ihn hier zu Gesicht, den aus Zürich stammenden weltberühmten Fotografen Robert Frank, 90, nur kurz weilte er hier, um einen Sonderpreis der Roswitha Haftmann-Stiftung entgegenzunehmen. Und sich am Samstag, 17. Mai 2014 im Vortragssaal des Kunsthauses Zürich den Fragen des Fotografen Michael von Graffenried zu stellen. Ein andächtiges Publikum lauschte den Erinnerungen und Ausführungen über seinen Lebensweg und die Fotografie. Auf die Frage von Graffenried, warum er Fotograf geworden sei, zeigt Frank mit dem Finger nach oben. Schicksal…
1924 in Zürich geboren, erinnert er sich an das Schlitteln auf dem Schulhausweg und seine Leidenschaft fürs Bergsteigen, aufs Matterhorn und den Dom. Früh schon zog es ihn ins Ausland, nach Amerika: «die Schweiz is too small… », als 22-jähriger wollte er die Welt entdecken, «but it is a competetive world in America, you know… wenn man das versteht, weiss man, woher der Wind bläst… du musst immer besser sein als der vor dir oder hinter dir», sagt er mit Gelassenheit, vom Deutschen ins Englische wechselnd. Und: «I’m an American, it’s not a crime…». Er fing beim Magazin Harper’s Baazar in New York an und fotografierte profane Gegenstände für den Alltag, verdiente dabei so gut, sodass er sich bald eine Reise quer durch das USA der Nachkriegszeit in den 40er Jahren leisten konnte. Mit einem Stipendium der Guggenheim-Stiftung konnte Frank 1957 die Amerikaner porträtieren, das Buch erschien 1958 zuerst auf französisch «Les Américains», verlegt bei Robert Delpire, Paris, später auch auf Englisch und Deutsch. Das Fotobuch mit einem Vorwort von Jack Kerouac, zunächst kein Erfolg, wurde zum Kultbuch. Robert Frank bekräftigt seine Haltung: «Den Mut haben, etwas zu machen, an das man glaubt, auch wenn niemand dran glaubt, ein radikaler Mut, und jemand finden, der das versteht und dir hilft, zu publizieren».
PS. SEPT.info ist ein neues Web Portal für Reportage, Recherche und Photographie, das Michael von Graffenried vorstellte. Es soll eine neue Plattform für Fotografinnen und Fotografen der Schweiz und der Welt werden. Robert Frank machte den Anfang im SEPT Magazin. www.sept.info
Ausgewandert, eingewandert in Europa – welche Heimat?
Gehört die Schweiz zu Europa? Zumindest liegt sie im Herzen Europas. Etwa 700.000 Schweizerinnen und Schweizer leben und arbeiten auch ausserhalb der Landesgrenzen. Nach den Europa-Wahlen haben eurokritische Rechtspopulisten im Parlamant zugenommen, gehören aber zu einer kleinen Minderheit. Doch das ambitiöse Friedensprojekt Europäische Union (EU) hat auch im 21. Jahrhundert seine grosse Berechtigung und Zukunft, nicht zuletzt auch im umkämpften globalisierten Markt mit USA und Asien.
Wer Fernsehdiskussionen über den zukünftigen Weg der Schweiz mitverfolgte, wunderte sich über die Beliebigkeit und die Auswahl sinistrer breitbeiniger Männerrunden, wo das Formel 1-Rennen in Monte Carlo sogar ohne Ton noch spannender war.
Was ist los mit der Schweiz? Man fährt im Kreise und traut sich an heikle Themen der Einwanderung nicht richtig heran, es sind die immer gleichen Argumente dafür oder dagegen.
Die SVP schlägt als Lösung gegen die «Masseneinwanderung» Kontingente vor, ein alter Hut. Kontingente gab es bereits einmal bis 2002. Bevorzugt würden grosse Unternehmen, kleinere Firmen (KMU) würden mit diesem System benachteiligt. Und da keine Zahlen der Kontingente von der SVP genannt werden, könnte die Einwanderung sogar noch zunehmen.
Der Verdacht stieg in mir auf, ob die Eingebürgerten, zu denen auch Christoph Blochers Vorfahren zählten, ihre Treue zur Schweiz und zur neuen Heimat damit beweisen wollten, noch schweizerischer als die Schweizer zu sein und sich gegen aussen abzuschotten, was selbstredend gar nicht unabhängig ist, weil es der Furcht entspringt. Insofern ist Blochers Verhalten der Abschottung folgerichtig als kein unüblicher Akt zu sehen, der jedoch für ein Land, das auf Handel und Austausch mit den Nachbarn angewiesen ist, folgenschwer ist. Das ist keine Unabhängigkeit, sosehr man das auch glauben machen will, es sind „des Kaisers neue Kleider“.
Die Schweiz ist das multikulturellste Land in Europa. Die Schweiz ist das Amerika von Europa. Und die Schweiz ist das Land der Minderheiten, die die Mehrheit sind. Mit einem Föderalismus, von dem sich andere Länder eine Scheibe abschneiden könnten, mit einer viersprachigen Kultur, wo die Landesteile gleichberechtigt sind.
Vor 100 Jahren war die Schweiz ein mausarmes Land, das viele Bewohner zum Auswandern zwang.
Ich bin im Juni 50 Jahre in der Schweiz, ein halbes Jahrhundert. Seit 37 Jahren Schweizerin, mit deutschen, dänischen und französischen Vorfahren. 1943 in Hamburg geboren, als die Bomben fielen. Ich war 21, als ich kam. Wegen der Liebe, nicht wegen des Geldes. Bin ich angekommen? Es betrübt mich, dass die immergleichen Überfremdungsinitiativen von James Schwarzenbach in den 60er Jahren bis Christoph Blocher eine geistige Enge evozieren, die den Ausländern kein gutes Gefühl gibt, hier willkommen zu sein, trotz ihrer Bemühungen um Anpassung und ihren beruflichen Einsatz. Ich möchte hier allen Ausländern danken, die die Schweiz mit vorangebracht haben, mit ihrem Einsatz, mit ihrer kulturellen Vielfalt.
Obwohl man heute das Wort «Fremdenfeindlichkeit» vermeidet und unverfänglich von «Dichtestress» spricht, dass die Schweiz die Einwanderung nicht verkraften kann, hat die Schweiz am 9. Februar 2014 mit knapper Annahme der rechtspopulistischen SVP-«Masseneinwanderungsinitiative» die bilateralen Verträge aufs Spiel gesetzt, die die demografische Entwicklung völlig ausser acht lässt. Das Land ist schon heute überaltert und wird es noch mehr sein, wenn die «Babyboomer» in den nächsten Jahren in Pension gehen. Die fehlenden Arbeitskräfte können laut Seco nicht mit einheimischem Personal besetzt werden. Zuerst ging es in der Initiative nur um «zuviele Ausländer in der Schweiz», jetzt sagt die SVP, die Bilateralen seien nicht zu retten gewesen. Die Zeit des «make believe» und der patriarchalen Überväter ist definitiv vorbei.
Wo sind die Fachleute, die Klarheit bringen könnten? Der Bundesrat ist bis heute eine Aufklärung, eine genaue Auflistung der Vorteile der bilateralen Verträge mit der EU, dem Volk schuldig geblieben, was die Schweiz zu zahlen hat und was sie dafür bekommt. Warum wird das nicht gemacht? Die EU ist DAS Friedensprojekt in Europa und verdient Anerkennung. Die Schweiz liegt mitten in Europa, ihre Stimme ist gefragt. Warum nicht mitgestalten? Als der FDP-Präsident Philipp Müller in einer SRF-Arena-Sendung mit Christoph Blocher einige Zahlen zum Wirtschaftsverkehr mit der EU nannte, wurde er vom Moderator abgebremst. Warum meint man, dass das nicht interessiert? Es ist die Grundlage der Entscheidungen. Isolation hat keine Zukunft, die Schweiz sollte mitbestimmen und an den Forschungsprojekten der EU teilnehmen können. Die bilateralen Verträge haben das Wohlstandsland Schweiz bereichert, warum das aufs Spiel setzen?
Bundesrat Didier Burkhalter als OSZE-Präsident hat Verhandlungsgeschick bewiesen und es sollte möglich sein, die Schweiz als Land mit der höchsten Ausländerquote in Europa entgegenkommend zu bewerten, und sei es, dass die Freizügigkeit nicht zahlenmässig, aber zeitlich, etwa von fünf bis zu zehn Jahren mit Familiennachzug, flexibilisiert werden könnte. «La Suisse existe», und sie hat es bisher mit ihren Ausländern gut gemacht, es ist gelungen, die Vielfalt und Einzigartigkeit der Schweiz zu bewahren.
Congratulations! Gutes Gelingen wünsche ich der Schweiz weiterhin.
Ingrid Isermann
Das Internationale Literaturfestival Leukerbad, die 19. Auflage des alpinen Lesefests, findet vor imposanter Kulisse vom 4.–6. Juli 2014 statt. 29 Autorinnen und Autoren aus 13 Ländern reisen mit ihren neusten Geschichten und Gedichten an. Eine Woche vor dem Literaturfestival, am 28./29. Juni 2014, lesen zudem im Rahmen des Literarischen Wanderwochenendes zum zweiten Mal Autorinnen und Autoren während einer Wanderung aus dem literarischen Wanderbuch «Einen schweren Schuh hatte ich gewählt…». www.literaturfestival.ch
Die Kunstmesse ART Basel findet vom 19.-22. Juni 2014 statt. Seit 1970 still going strong! www.artbasel.com.
Vom 13. Juni bis 13. Juli 2014 stehen die Festspiele Zürich unter dem Motto «Prometheus – Entfesselung der Kräfte» und laden ihr Publikum ein, den Mythos des Feuerbringers und Kulturstifters der Menschheit neu zu entdecken. Künstlerisches Herzstück des reichhaltigen, spartenübergreifenden Programms ist Luigi Nonos selten aufgeführtes, epochemachendes Werk «Prometeo – Tragedia well‘ascolto» in der Tonhalle Zürich. www.festspiele-zuerich.ch
Vom 20. Juni bis 12. Oktober präsentiert das Kunsthaus Zürich «Die Fackeln des Prometheus. Johann Heinrich Füssli (1741-1825) und Javier Téllez (*1969)», anhand zweier künstlerischer Positionen, wie zwischen 1770 und heute der Prometheus-Mythos adaptiert und neu interpretiert wurde. Die Ausstellung kombiniert rund 20 Werke der Frühmoderne mit einer Filminstallation der Gegenwartskunst.
Zum 300. Geburtstag von Carl Philipp Emanuel Bach wird am Sonntag, 22. Juni um 15 Uhr das Konzert «Mit Originalität gestempelt» aufgeführt.
Die Cembalistin Preethi de Silva trägt einige der bekanntesten Stücke aus Bachs «Klaviersonaten, freien Fantasien und Rondos» auf dem Hammerflügel vor.
www.kunsthaus.ch
Im Museum Strauhof in Zürich ist eine faszinierende Schau über «Inseln: Paradies und Hölle» zu sehen. Die Insel als Sehnsuchtsort und literarischer Topos, von Capri bis zur Ufenau. Dazu gibt es Inselfilme im Filmpodium sowie eine kleine Begleitpublikation zur Ausstellung.
18. Juni bis 7. September.
www.strauhof.ch
Tex Rubinowitz gewinnt am Klagenfurter Wettlesen den mit 25 000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis. Der in Bern lebende Schriftsteller Michael Fehr erhielt für sein Romanmanuskript «Simeliberg» den zweiten Preis mit 10 000 Euro, ausserdem den Federwelt-Preis der Automatischen Literaturkritik in der Höhe von 5000 Euro. Katharina Genicke gewann den Ernst-Willner-Preis in Höhe von 5000 Euro. Der von 3sat vergebene Preis von 7500 Euro ging an Senthuran Varatharajah. Gertraud Klemm erhielt den Preis des Publikums in Höhe von 7000 Euro. bachmannpreis.eu
Was können Sie im Juni auf Literatur & Kunst entdecken?
George Saunders ist der unbestrittene König der Kurzgeschichte. In seinem neuen Band «Zehnter Dezember» überzeugt der amerikanische Autor einmal mehr mit Humor und Abgründigkeit. Eine Begegnung in New York mit Sacha Verna.
Der deutsche Lyriker Günter Kunert, 85, schreibt an seinem «Fortgesetzten Vermächtnis», auch über die Unterschiede und Erfahrungen mit zwei deutschen Staaten, und über die Sorge um die Welt.
Jetzt ist sie erstmals im Kunsthaus Zürich zu sehen: Cindy Sherman mit ihren Foto-Arbeiten der wechselnden Geschlechterrollen und Spielen mit Identitäten.
«Alfonsina», ihr Name hat einen besonderen Klang in Argentinien, wo man die Dichterin Alfonsina Storni aus dem Tessin verehrt. Nun sorgt ein gleichnamiger Dokumentarfilm von Christoph Kühn dafür, dass ihr Name auch hier bekannt wird. Ein Interview mit dem Filmemacher von Rolf Breiner. Aktuelle Filmtipps.
Sie gehörte zu den Avantgardisten des 20. Jahrhunderts: Die Innenarchitektin und Möbeldesignerin Charlotte Perriand, die mit Le Corbusier zusammen arbeitete und die legendären Sitzmöbel LC entwarf. Jetzt ist die erste umfassende Monografie über sie erschienen, Scheidegger & Spiess, 2014. Was «Komplexe Wahrnehmung und moderner Städtebau» bedeuten, erfahren Sie in einer neuen Publikation von Park Books, 2014.
Roman Signer ist im Kunstmuseum St. Gallen zu Gast, eine feurige Angelegenheit! www.kunstmuseumsg.ch
Der Kampfjet Gripen ist abgelehnt, die Schweizer Kampf-Piloten werden von Margrit Sprecher unter die Lupe genommen. Lesen Sie einen Buchauszug aus «Unsere Kampf-Piloten» mit indiskreten Blicken in eine verschlossene Welt. Echtzeit-Verlag Zürich, 2014.
Sie war die Stil-Ikone der 50er und 60er: Jean Seberg. Otto Premingers Entdeckung für «Jeanne d.Arc» und «Bonjour Tristesse» und Jean-Luc Godards Muse in «Ausser Atem». Nun ist ein opulenter Bildband über sie von ihrem Sohn Diego Gary erschienen. Schirmer/Mosel Verlag München, 2014.
«Welche Heimat?» von Daniela Kuhn porträtiert zwei jüdische Schicksale, die eigene Wege gingen und die die Frage nach der Zugehörigkeit verbindet. Limmat Verlag Zürich, 2014.
«Drei tränenlose Geschichten» von Erich Hackl über Schicksale, die anhand von Fotografien aufgefächert werden. Diogenes Verlag Zürich, 2014.
Die Reportage führt diesmal in die Bretagne. Ingrid Schindler berichtet exklusiv für L&K mit vielen Reisetipps und Anregungen von der Guérande an der Atlantikküste.
Nachruf: Frank Schirrmacher (1960-2014)
Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, ist heute am 12. Juni 2014 plötzlich verstorben. Er wurde nur 54 Jahre alt. Schirrmacher gehörte zu den renommiertesten Journalisten Deutschlands. Seit 1985 arbeitete er im Feuilleton der FAZ und war seit 1994 Mitherausgeber. Er galt als leidenschaftlicher Zeitungsmacher.
1959 wurde Schirrmacher als Sohn eines Beamten in Wiesbaden geboren und ging nach seiner Dissertation über Franz Kafka 1984 zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Leitung der FAZ-Redaktion Literatur und literarisches Leben übernahm Schirrmacher 1989 als Nachfolger von Marcel Reich-Ranicki, mit dem er befreundet war. Als Herausgeber war er für Feuilleton und Wissenschaft verantwortlich.
Die FAZ würdigte Schirrmachers Verdienste auf ihrer Internetseite: „Sein analytischer Blick erfasste das Wesentliche im Wandel, seine Fähigkeit zur pointierten Darstellung komplexer Sachverhalte machte ihn zu einem führenden Intellektuellen unserer Zeit. Indem er das Feuilleton zu einem Forum der Zeitdiagnose ausbaute, war er ein Aufklärer in der besten Tradition des Wortes.“
Schirrmacher prägte als Publizist wichtige Debatten. Durch seine pointierten und oft warnenden Standpunkte und Texte rief er immer wieder auch sehr heftige Reaktionen hervor. Bekannt wurde Schirrmacher auch als Autor von gesellschaftspolitisch relevanten Büchern wie «Das Methusalem-Komplott», in dem er sich früh mit dem Problem der Überalterung auseinandersetzte. Intensiv widmete er sich auch den Problemen des digitalen Wandels und seiner Konsequenzen für das gesellschaftliche Zusammenleben. Kritisch setzte sich Schirrmacher in «Payback» damit auseinander und zeichnete ein trübes Bild der digitalen Gegenwart. Es gebe einen Zwang, sich ständig informieren zu müssen, so Schirrmacher.
In seinem zuletzt erschienen Buch «Ego» (siehe Literatur & Kunst Nr. 25, 03/2013) geht es darum, dass ein «Fliessband-Egoismus» das gesamte Sozialwesen erobert habe. Der reale Mensch mit seinen Schwächen und moralischen Ansprüchen werde langsam zum Systemfehler.
Wir wünschen Ihnen einen wunderschönen Sommer mit Literatur & Kunst!
Ihre Ingrid Isermann, Herausgeberin