Liebe Leserinnen, liebe Leser
Dear friends of literature+art
Welcome! Herzlich willkommen!
Bonjour! Grüezi!
Wir begrüssen Sie herzlich an Bord, der Frühling ist endlich da, und auch unser Kultur-Magazin hat sich in ein neues Kleid gehüllt, mit mehr Foto-Übersicht und Lesevergnügen…
Und so stechen wir in See… das gleitende Ufer vor Augen…
LITERATUR
Der Astrophysiker Ben Moore (*1966), seit 2002 Professor für Astrophysik an der Universität Zürich, gibt im Interview mit Ingrid Isermann Auskunft über den Ursprung der Materie, ob der Mond wie im Science-Fiction-Film ‚Oblivion‘ von Menschen zerstört werden kann oder woher wir kommen und wohin wir gehen. Exklusiv auf Literatur & Kunst können Sie Auszüge aus seinem spannenden Buch «Elefanten im All – Unser Platz im Universum» lesen.
Er ist schon ein Mythos, der Berner Troubadour Mani Matter (1936-1972). Jetzt ist eine umfangreiche Biographie von Wilfried Meichtry mit bisher unveröffentlichten Texten des unvergessenen Liedermachers erschienen. Eine Ausstellung im Landesmuseum Zürich erinnert ebenfalls an Mani Matter.
LYRIK
Valzhyna Mort. Für ihren Gedichtband «Tränenfabrik» (2009) wurde die weissrussische Lyrikerin enthusiastisch gefeiert. Nun legt sie mit ihrem neuen Gedichtband «Kreuzwort» nach – keine Kreuzworträtsel, sondern nachhaltige Auslegeordnungen fragmentarischer, fragiler, bedrohter und alltäglicher Lebenssituationen.
KUNST
David Bowie. Einige Jahre hört man nichts von ihm, jetzt ist er wieder da – und wie! Mit einer virtuosen Ausstellung im Victoria&Albert Museum, London und seiner neuen CD «The Next Day». Marion Löhndorf über den charismatischen Rock- und Pop-Star.
Buchtipp: Meret Oppenheim «Worte nicht in giftige Buchstaben einwickeln», das autobiografische Album von der Kindheit bis 1943 und unveröffentlichte Briefwechsel, Scheidegger & Spiess, Zürich 2013. Ein Must für Meret Oppenheim-Fans!
Das Schaulager Basel zeigt das irritierende und faszinierende Werk des Videokünstlers und Regisseurs SteveMcQueen («Shame»). Steve McQueen – «Der grosse Sinnestäuscher» von ZEIT-Autor Florian Weiland-Pollerberg.
Yang Fudong «Estranged Paradise 1993-2013». Erstmals erhält der chinesische Künstler eine umfassende Einzelschau in der Schweiz. Die von Beatrix Ruf und Philippe Pirotte kuratierte Ausstellung in der Kunsthalle, Löwenbräuareal, zeigt Menschen in China auf der Suche nach Orientierung in einer sich rasant entwickelnden Gesellschaft.
PHOTO/FILM
«Ginger & Rosa», «Drachenmädchen», «Beyond the Hills»: Filme über Seelenverwandte und ein Gespräch mit der Regisseurin Sally Potter («Orlando») von Rolf Breiner. Ferner aktuelle Filmtipps.
ARCHITEKTUR
Gleich zwei Ausstellungen in Schweizer Museen, das Architekturmuseum in Basel und das Bündner Kunstmuseum in Chur, befassten sich mit Architekturfotografie. Die Begleitpublikationen erlauben es, eine erste Bilanz zu ziehen. Architektur im Fokus der Fotografie. Ansichtssache, Amurs von Bearth & Deplazes. Von Fabrizio Brentini. L&K-Buchtipp: Le Corbusiers Pavillon für Zürich, Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich 2013.
KOLUMNE
Reichtümer. Hedi Wyss über die wahren Werte dieser Welt. Von Nashörnern bis zu den Elefanten.
REPORTAGE
Myanmar (Burma). Rolf Breiner berichtet über das neu entdeckte Touristenparadies in Asien.
Verleihung der ersten Literaturpreise des Bundesamtes für Kultur
Das Bundesamt für Kultur verleiht 2013 zum ersten Mal Schweizer Literaturpreise und zeichnet die drei Literaturschaffenden Jean-Marc Lovay, Erica Pedretti und Fabio Pusterla sowie ein Übersetzungsfestival für ihr herausragendes Schaffen aus.
Donnerstag, 9. Mai 2013 um 19 Uhr im Konzertsaal Solothurn.
Solothurner Literaturtage vom 9.-12. Mai 2013.
Das Motto der Literaturtage 2013 «Anfänge.
Débuts.Inizi.Entschattas».
Die Kulturwissenschaftlerin Bettina Spoerri (*1968) ist die neue Leiterin der Solothurner Literaturtage. Literatur soll auch vermehrt gesellschaftspolitisch wahrgenommen werden und mehr Gewicht erhalten, so das Anliegen von Spoerri.
Zum 35-Jahr-Jubiläum der Literaturtage in Solothurn erhält nun neu die Lyrik eine eigene Plattform mit einem «Poesiesalon», mehrsprachig wie das ganze Festival.
Auch Retrospektiven widmet sich das Literaturfestival: «Meienberg revisited» geht den Einflüssen des grenzüberscheitenden Denkers nach, dem Schriftsteller Jörg Steiner gedenken Autorenkollegen in einer Hommage, vorgestellt wird auch ein noch weitgehend unbekannter Mani Matter. Der Solothurner Literaturpreis geht 2013 an Franz Hohler für sein facettenreiches Werk als Erzähler für Gross und Klein. Und Solothurn feiert auch den 75. Geburtstag des Schriftstellers Urs Widmer.
Solothurn ist weiterhin ein Forum für die aktuelle Literatur und ausgewählte Gäste aus der ganzen Welt: 120 Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland kommen an die Solothurner Literaturtage.
Das ganze Programm finden Sie auf www.literatur.ch sowie eine App zum Herunterladen.
Scheidegger & Spiess Verlag des Jahres 2013
Mit dem «Preis des Schweizer Buchhandels 2013» wurde der Verlag Scheidegger & Spiess ausgezeichnet, weil «er mit seinem Wirken zeigt, dass man auch von Zürich aus auf Augenhöhe mit international renommierten Häusern agieren kann – ohne den Lokalbezug aus den Augen zu verlieren».
Filmfestspiele Cannes 15. bis 26. Mai 2013
Die Jury des Filmfestivals von Cannes besteht neben dem Vorsitzenden Steven Spielberg aus Regisseur Ang Lee, dem deutsch-österreichischen Schauspieler Christoph Waltz sowie Hollywood-Star Nicole Kidman, die darüber entscheiden werden, welcher der 19 Filme im Wettbewerb mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wird.
Am 26. Mai wurden die Preisträger von Cannes bekanntgegeben:
Palme d’Or: Abdellatif Kechiche für La vie d’Adèle
Grosser Preis der Jury: Ethan und Joel Coen für Inside Llewyn Davis
Beste Regie: Amat Escalante für Heli
Bestes Drehbuch: Jia Zhangke für A Touch of Sin
Beste Schauspielerin: Bérénice Bejo in Le passé
Bester Schauspieler: Bruce Dern in Nebraska
Preis der Jury: Hirokazu Kore-Eda für Like Father, Like Son
«Digitale Rationalität und das Ende des kommunikativen Handelns»
Kommunikation ist ein Schlagwort, das immer wieder auftaucht,
oft auch dort, wo die Kommunikation fehlt.
«Digitale Rationalität und das Ende des kommunikativen Handelns» heisst eine Streitschrift von Byung-Chul Han, erschienen bei Matthes & Seitz, Berlin 2013, ISBN 978-3-88221-066-8, über den Zerfall des öffentlichen Raumes.
«Das Internet manifestiert sich heute nicht als öffentlicher Raum, als ein Raum des gemeinsamen, kommunikativen Handelns. Es zerfällt vielmehr zu Privat- und Ausstellungsräumen des Ich.
Eli Pariser sieht dadurch die Demokratie selbst gefährdet. Die Personalisierung des Netzes führe zu dessen Insularisierung.
Die wichtigen Angelegenheiten, die ausserhalb des unmittelbaren Eigeninteresses lägen, seien aber, so Pariser, Basis und Daseinsgrund der Demokratie. Die Personalisierung des Internets sorge dafür, dass unsere Lebenswelt und unser Erfahrungshorizont immer kleiner würden. Sie verwickle uns in eine endlose Ich-Schleife und führe zu einer ‚Autopropaganda, die uns mit unseren eigenen Vorstellungen indoktriniert’. Die Demokratie vertrage sich aber nicht mit der Autopropaganda. So führe die Personalisierung des Netzes zu einer Entdemokratisierung der Gesellschaft. ‚In der Filter Bubble ist der öffentliche Raum – der Bereich, in dem gemeinsame Probleme erkannt und bearbeitet werden – einfach unbedeutender».
Bedenkenswerte Denkanstösse und Ansätze zu einer Web- und Medienkritik.
Und noch eine Kritik, keine universelle, eher eine universitäre.
In einem Interview mit dem ZEIT-Schweiz-Redaktor Peer Teuwsen vom 25. April 2013, sprach Felix Winter, Lehr- und Lernforscher an der Uni Zürich, über seine Erfahrungen in der Schweiz. Winter, gebürtiger Hesse, kehrt nach neun Jahren nach Deutschland zurück, ziemlich bemitleidet von Schweizer Kollegen und Bekannten. Von der direkten Demokratie war er enttäuscht:„In der Schweiz gibt es zwar direkte Demokratie, in der Folge davon aber sehr viel indirekte Politik“. Das helvetische Malaise auf den Punkt gebracht.
Anders, als er sich das vorgestellt hatte, wurde er nicht „Primus inter Pares, sondern Paria unter Primeln“. Hier in Zürich könne man weltmännisch verprovinzialisieren. „Die Diskussionskultur fand ich dann seltsam: wenig offen, wenig direkt, wenig lebendig. Man kann hier jahrelang mit Menschen zusammenarbeiten, ohne zu wissen, welche politische Position sie haben. In Deutschland weiss man das sehr schnell, man argumentiert offen politisch“. „Seit langem läuft hier ein politischer Feldzug, in dem die Oberen versuchen, die Schweizer, die grossenteils recht mitfühlende und hilfsbereite Menschen sind, zu mehr Egoismus und Hartherzigkeit umzuerziehen.“ Klare Worte, wie man sie nicht häufig hört. Direktheit ist nicht beliebt, damit macht man sich keine Freunde, und die zu finden ist gar nicht so einfach. Anscheinend gibt es in Sachen Gedankenaustausch über Grenzen und Gartenzäune hinweg noch Entwicklungspotential.
Sofern man interessiert ist, zu erfahren, was andere denken und wie es anderen geht. Zum Beispiel auch dies:
Der Verband der Ärzte VSAO ist der Meinung, dass die Schweiz endlich genügend Medizinerinnen und Mediziner ausbilden muss, um die Nachfrage des Gesundheitswesens zu decken und dass die Arbeit im Spital attraktiver werden muss. Die nur für ein Jahr mögliche Anrufung der Ventilklausel verschärft jedoch die bestehenden Probleme in Spitälern bezüglich der Einhaltung des Arbeitsgesetzes.
Wie weiter mit dem Nachlass von Otto Müller und Trudi Demut?
Die bisher in der Kunsthalle Güterbahnhof gelagerte Sammlung verliert ihr Domizil wegen des Abbruchs des Güterbahnhofs. Initiative Geister haben den Verein ART DOCK ZÜRICH gegründet. Gründervorstand: Ralph Baenziger, Fritz Billeter und Andrea Silvio Mathis, weitere Vorstandsmitglieder u.a. Guido Magnaguagno, Rosina Kuhn, Johanna Lohse. Noch sind keine neuen Räumlichkeiten gefunden. Der Kunsthaus-Erweiterungsbau ist erst 2017 fertig und bis dahin fliesst viel Wasser die Limmat hinunter. Infos: Art Dock Zürich, Postfach 1616, 8021 Zürich. Tel. 043 317 90 52. Mail: info@art-dock-zh.ch.
Zum Schluss noch eine Ehrenrunde: Der Schweizer Dokumentarfilm «More Than Honey» ist in Berlin mit der Goldenen Lola für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet worden. Das gab die Deutsche Filmakademie am Freitagabend am 26. April 2013 bei der Verleihung des 63. Deutschen Filmpreises bekannt. Der Film von Regisseur Markus Imhoof erzählt vom Leben und Sterben der zunehmend bedrohten Bienenvölker weltweit und ihrer Bedeutung für das Fortbestehen einer intakten Umwelt. Das Preisgeld von 200’000 Euro erhielt Imhoof für eine neue Produktion. Nominiert war die schweizerisch-österreichisch-deutsche Koproduktion auch in der Kategorie «Bester Schnitt».
Beste Hauptdarstellerin wurde die 63-jährige Barbara Sukowa für die Titelrolle in «Hannah Arendt». Regisseurin Margarethe von Trotta erhielt für die Kinobiografie über die deutsch-jüdische Philosophin die silberne Lola in der Kategorie «Bester Film». Zum besten Hauptdarsteller wurde der 31-jährige Tom Schilling («Crazy») gewählt, der in «Oh Boy» den liebenswerten, verschusselten Lebenskünstler spielt. Der 71-jährige Michael Gwisdek wurde für seine Rolle in dem Film die Lola als bester Nebendarsteller verliehen. Einen Preis für sein Lebenswerk bekam der deutsche Regisseur Werner Herzog. Beste Nebendarstellerin wurde die 69-jährige Christine Schorn für ihre Darstellung in der Tragikomödie «Das Leben ist nichts für Feiglinge».
Wir wünschen Ihnen einen zauberhaften Mai voller Optimismus, Phantasie, und einem Quentchen Magie im Alltag – mit Literatur & Kunst, der ZEIT und dem DU-Kulturmagazin. Auch im Mai und Juni erwarten Sie wöchentlich aktualisierte Beiträge. Schauen Sie herein und empfehlen Sie uns bitte weiter!
Herzlich
Ihre Ingrid Isermann, Herausgeberin