Die Koutoubia-Moschee ist das Wahrzeichen von Marrakesch
Djemaa el Fna, der Schauplatz der Gaukler
Abendstimmung auf dem Djemaa el Fna
Bab Agnau, schönstes Stadttor in Marrakesch
Fahrt über den Hohen Atlas
Kasbah, der Palast aus Lehm der Berber
Essaouira, Dolce Vita am Strand
Essaouira, die Kanonen der Portugiesen, hier drehte Orson Welles «Othello» von Shakespeare, Fotos: © Ingrid Isermann
Ferientipp: Von Marrakesch über den Hohen Atlas nach Essaouira»
Von Ingrid Isermann
Im zauberhaften Marrakesch beginnt die achttägige abenteuerliche Wanderreise über das zerklüftete Gebirge des Hohen Atlas via Taroudant nach Essaouira, der 1760 von Portugiesen gegründeten weissen Hafenstadt am Atlantik.
Marrakesch, die rote Königsstadt, wird von den Berbern «Perle des über den Atlas geworfenen Südens» genannt, die die märchenhafte Stadt mit den Palmenhainen unter der weissen Atlasgebirgskette im 12. Jahrhundert gründeten.
Marrakesch bedeutet übersetzt «Land Gottes», erklärt uns der von Berbern abstammende, Deutsch sprechende Reiseleiter Mustapha. Das 77 Meter hohe Minarett der Koutubia-Moschee, das sakrale Wahrzeichen Marrakeschs, ist als Orientierungspunkt von weither sichtbar, als wir auf den berühmtesten Platz Nordafrikas «Djemaa el-Fna» schlendern, der unter dem Schutz der Unesco steht. Schlangenbeschwörer, Hennamaler, Feuerschlucker, Geschichtenerzähler, Gaukler, Wasserverkäufer und Strassenhändler bieten hier täglich ihre Dienste an. Das Stimmengewirr bildet eine lebhafte Geräuschkulisse inmitten der Gebetsrufe des Muezzins und der lauten Zurufe der Händler. Safran, Salz, Gold, Seide, Pfauenfedern, schon vor 1000 Jahren wurden diese Schätze auf Kamelen durch die Wüsten Nordafrikas geschaukelt und verhalfen den Sultanen der Almoraviden zu Reichtum. Köche bauen ihre dampfenden fahrbaren Verkaufsstände auf, während uns der Duft der Gewürze des auf Rosten der Garküchen grillierten Lammfleischs und der kräftige Rauch in die Nase steigt. Karbidlampen werden angezündet, sobald die Sonne untergeht und den Schauplatz in ein magisches Licht taucht. Die Woge der Trommeln der Gnaoua-Musiker übertönt wellenartig die farbenprächtige Szene und bis spät in die Nacht hinein wird palavert, gefeilscht und gehandelt. Von der Terrasse des «Café de Paris» lässt sich das faszinierende Spektakel geruhsam betrachten.
Durch das Bab Agnau aus dem 12. Jahrhundert, das schönste der vierzehn Stadttore, gelangen wir durch die verschlungenen Gassen der Souks zu unzähligen kleinen Läden mit Lederwaren, Keramiken, Gold- und Silberschmuck, Kelim- und Orientteppichen, Kaschmirtüchern. In der Medina sind bestimmte Gassen nur Handwerkszünften vorbehalten, wie Goldschmieden, Gewürz- oder Teppichhändlern. Der Tourismus ist mit zehn Prozent einer der wichtigsten Devisenbringer des Landes. In Marrakesch wurden zahlreiche Riads auch von Schweizern als Hotels erworben und renoviert. Marrakesch zählt rund eine Million Einwohner. Marokko ist ein junges Land, Jugendliche stellen mit etwa 35 Mio. Einwohnern mehr als 50 Prozent der Bevölkerung.
Paläste, Gärten und «La Mamounia»
Die Paläste und Gärten Marrakeschs sind Oasen der Schönheit. Von 1894 bis 1900 erbaute der Architekt El Haj Mohammed Ben Mekki den prächtigen Bahia-Palast, geschmückt mit geometrischen, kunstvollen Fliesen und Mosaiken, Zedernholz- und Steinschnitzereien aus Kalligraphie, Arabesken und Blumenmotiven sowie einer acht Hektar grossen Gartenanlage.
Innerhalb des Kasbahviertels liegen die Saadiergräber aus dem 16. Jahrhundert, die 1917 entdeckt wurden. Einem flinken Steinmetz schauen wir vor den prachtvollen Mausoleen, in denen sieben Sultane beigesetzt sind, über die Schulter. Nahebei ist das Museum für Handwerkskunst, «Dar Sidi Said», eine Schatztruhe marokkanischer Kultur in einem Wesirspalast aus dem 19. Jahrhundert mit Kunsthandwerk von Berbern: Teppiche, Dolche, Waffen und Keramiken. Die Moschee «Ben Youssouf», bis 1960 eine Koranschule, gilt als die wichtigste des Mahgreb.
Ausserhalb der ockerfarbenen Stadtmauern liegt eine pulsierende Verkehrsader, auf der Busse, Autos, Velos, Mopeds und Pferdekutschen die Richtung zum Platz Djemaa el-Fna einschlagen. Durch diesen Stadtteil der modernen Metropole führt die breite Avenue Mohammed V., es wird überall gehämmert und gebaut, Wohnhäuser schiessen wie Pilze aus dem Boden.
Zu viert steigen wir in eine der am Strassenrand wartenden Pferdekutschen und besichtigen das moderne Viertel Guéliz mit den vielen schicken Restaurants, Wohnhäusern im Art déco-Stil und eleganten Geschäften. Vor dem eleganten «La Mamounia» hält die Pferdekutsche, denn einen Thé à la menthe lassen wir uns nicht entgehen. Der mehrere Hektar grosse Park des 1923 eröffneten Nobelhotels Mamounia, 2009 im alten Glanz renoviert, ist weltberühmt. In den 1970er Jahren entdeckten Schriftsteller wie Allen Ginsberg, Paul Bowles, Modedesigner wie Pierre Balmain und Yves Saint Laurent den Zauber der Wüstenstadt. Der Rückzugsort für Romantiker steht heute auf der Hitliste internationaler Weltenbummler ganz zuoberst.
Wanderung im Ourika-Tal und Fahrt über den Hohen Atlas
Am nächsten Morgen bricht die zehnköpfige Wandergruppe ins Ourika-Tal am Nordhang des Hohen Atlas auf. Die vierstündige Wanderung führt durch eine abwechslungsreiche Flusslandschaft mit grünen Feldern, Orangen- und Olivenhainen und kleinen Dörfern, wo ein Rudel von Kindern die Wanderer begrüsst und die begehrten Stylos erbitten. Der vierte Tag der abwechslungsreichen Wanderreise führt über das Berberdorf Asni zum Hohen Atlas, dem Tizi n’Test (2092 m ü.M.); die Passfahrt erlaubt reizvolle Ausblicke auf Kasbah-Dörfer, die Paläste aus Lehm der Berber, terrassierte Berghänge und die unberührte zerklüftete Landschaft. Unterwegs treffen wir auf kleine Restaurants mit den landestypischen Tajines.
Im glänzenden Abendlicht erreichen wir das hübsche Städtchen Taroudant. Riesige Melonen und ganze Bananenstauden locken an den Strassenrändern. Durch den einladendem Souk führt mich ein junger Einheimischer für ein paar Dirham. Direkt hinter der mächtigen Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert liegt das in maurisch-arabischem Dekor erbaute Hotel «Palais Salam»; wir fühlen uns wie in 1001 Nacht mit exotischem Palmengarten, Swimmingpool und malerischem Patio, wo uns das Abendessen unter dem nachtblauen klaren Sternenhimmel serviert wird.
Ziegen auf Arganienbäumen
Auf dem Wege nach Essaouira durch das fruchtbare Soustal begegnen wir den Ziegen auf den Arganienbäumen, aus deren Nüssen das begehrte Arganöl hergestellt wird. Es wird für Speisen und Salate oder auch für Kosmetikartikel verwendet. Buschauffeur Mohammed hält an und wir bestaunen die gekonnten Kletterkünste der Ziegen, die die Nüsse des Arganbaumes herunterholen. Das Arganöl wird auch in einer Frauenkommune hergestellt und verkauft, die wir anschliessend besuchen.
Ein von König Mohammed VI. 2011 initiiertes neues Familiengesetz garantiert Frauen gleiche Rechte und gestattet amtliche Scheidungen. Die Analphabetenrate in Marokko beträgt 40 Prozent, wobei die traditionelle Rollenverteilung auf dem Lande stärker zu spüren ist, man sieht Kopftuch, Burka oder moderne Kleidung. Die Marokkaner lieben ihren jungen König, der demokratiebereit ist, auf Reformwünsche einzugehen, weshalb radikale islamistische Gruppen in Marokko bisher wenig Zulauf hatten. Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sind drängende Themen. 75 Prozent der Marokkaner sind Grossgrundbesitzer gegenüber 25 Prozent der Kleinbauern.
Unser Bus chauffiert uns auf den Djebel Amsitten (902 m ü.M.), wo die nächste Wanderung beginnt. Nach etwa zweieinhalb Stunden Aufstieg werden wir mit einer Panoramasicht auf die Arganienwälder und Ausläufer des Hohen Atlas belohnt. Einige der Wanderer geniessen alternativ im Schatten eines Arganbaumes ihre Siesta. Am Abend sind wir bei einem Tuareg zum Essen eingeladen, er offeriert uns eine Tajine und Pfefferminztee, man unterhält sich auf französisch, seine beiden Frauen lassen sich nicht sehen, der Sohn leistet uns Gesellschaft. Die Lebensbedingungen sind rau und einfach, die Tuaregs sind ein stolzer Volksstamm und schätzen ihre Freiheit über alles.
Essaouira und der Ritt auf dem Kamel
Endlos erstreckt sich der kilometerlange goldgelbe Strand von Essaouira an der Atlantikküste, die Möwen streifen im Sturzflug gellend im hellen Sonnenlicht über unsere Köpfe. Zunächst geht es zur Werft und dann zum Fischereihafen, wo Fischer ihre fangfrische Ware an kleine Bistros am Kai zwischen der Place Moulay Hassan und dem Hafen liefern, die lauthals um die Kunden feilschen, bei ihnen frische Fische auf den Grill zu legen, die auf der Waage abgewogen nach Gewicht bezahlt werden: Wolfsbarsch, Calamari, Shrimps, Sardinen, Hummer, Langusten, Doraden… «Hallo, kommen Sie hierher, frischer Fisch, guter Preis!».
Die Phönizier züchteten hier Purpurschnecken, die Portugiesen sicherten ihren Handelsposten mit einer imposanten Festungsanlage, ein maurischer Sultan beauftragte im 18. Jahrhundert einen französischen Architekten mit dem Bau der Stadt. Essaouira, das frühere Mogador, war eine bedeutende Handelsstadt im Protektorat der Franzosen, die Marokko von 1912 bis 1956 besetzten. Heute gehört Essaouira den Fischern und Schiffsbauern und gilt als Zentrum zeitgenössischer Kunst, in den kleinen Läden werden Kunsthandwerk, Gemälde sowie Berber- und Kelimteppiche angeboten. Die Stadt ist ein Surfer- und Künstlerparadies. Jimi Hendrix, die Rolling Stones und Bob Marley liessen sich im Kultort an der Atlantikküste nieder.
Der Platz von Bab el-Sebaa mit den maurischen Cafés lädt zum Verweilen ein. Durch die Altstadt mit indigo-blau und weissen Häusern zum Hotel «Riad Mimouna» passieren wir die von Portugiesen angelegte Festungsanlage mit den Kanonen von Essaouira, – hier drehte Orson Welles seinen Film «Othello» nach Shakespeare -, es weht eine steife Brise übers Meer und pustet uns tüchtig durch. Am Nachmittag warten Kamele auf uns, und die Wandergruppe wagt einen zweistündigen Ritt durch Thujabüsche und Arganienbäume.
Die Sanddünen von Kaouki
Eine herrliche dreistündige Wanderung auf den teils bewachsenen Sanddünen von Kaouki bei Essaouira mit einladenden Buchten und schroffen Felsriffen entlang der Küste, steht am vorletzten Tag auf dem Programm. Alternativ kann man sich Badefreuden widmen oder auf eine Liege am Strand legen. Tuaregs in leuchtend blauem Turban kommen mit hübschem Silberschmuck vorbei, dem man nicht widerstehen kann, besonders wenn sich auch ein Gespräch eröffnet und man etwas aus dem Leben dieser Nomadenstämme am Rande der Sahara erfährt.
Reisetipps:
Direktflug Zürich-Marrakesch mit Edelweiss, Flugzeit ca. 3.5 Stunden. Rückflug über Agadir nach Zürich.
Marokko hat 1 Stunde Zeitverschiebung während der Winterzeit,
2 Stunden während der Sommerzeit.
Es wird ein Reisepass benötigt, der mindestens 6 Monate über das
Rückreisedatum gültig ist.
Imbach-Reisen, Luzern, veranstaltet achttägige Wanderreisen nach Marokko. Die nächsten Reisen nach Marrakesch-Essaouira finden statt:
2. November bis 9. November 2014
15. Februar bis 22. Februar 2015
12. April bis 19. April 2015
www.imbach.ch
Hotels:
Hotel Tichka, Marrakech, BP 894 Semlia, route de Casablanca,40000 Marrakech. Tel. 00212 524 44 87 10, Fax 00212 524 44 86 91
Hotel Palais Salam, Avenue Moulay Ismail B 258, Taroudant 83000
Tel. 00212 528 85 21 30/85, Fax 00212 528 85 26 54
Riad Mimouna, Essaouira, 62, rue d’Oujda (Sandillon), 44 000 Essaouira. Tel. 00212 524 78 57 53/50/51, Fax 002 12 524 78 57 54/56
La Mamounia, Marrakech, www.mamounia.com
Restaurants:
Al fassa, 55 Boulevard Zerkloum, Guéliz, Marrakesch 40000
das Restaurant wird von Frauen geleitet, günstige Menus von 7-11 €
Al Baraka, Cuisine Marocaine, 1, Place Jamaa El Fna, Marrakech 40000. Tel. +212 (0) 524 442 341. marrakech@albaraka.to
www.albaraka-marrakech.to
Restaurant il mare, 43, Rue Yamen, Essaouira, Fischspezialitäten.
ilmare@menara.ma