Plaza de Espana in Sevilla, Sitz des spanischen Königshauses.
Keramikkachel, die fünfzig Provinzen Spaniens sind hier abgebildet.
Kathedrale Santa Maria de la Sede. Hier befindet sich das Grabmal von Christoph Kolumbus.
Mezquita-Kathedrale in Cordoba, die Moschee wurde 735 erbaut, und 1236 zur christlichen Kathedrale.
Blick auf die Alhambra in Granada.
Palast der Nasriden in der Alhambra, Glanzstück der maurisch-arabischen Baukunst.
Malaga schmückt sich mit Dali-Skulpturen.
Der Jachthafen von Marbella. Fotos: ©Ingrid Isermann
«Glanzvolle Städte Sevilla, Córdoba und Granada in Andalusien»
Von Ingrid Isermann
Ein Fest der Sinne – Andalusien glänzt mit Schätzen des Weltkulturerbes, wie dem Real Alcazar im reizvollen Sevilla, der grandiosen Mezquita-Kathedrale in Córdoba und der märchenhaften Alhambra unter den Gipfeln der Sierra Nevada. Auf einer Kulturreise durch das maurisch-arabische Andalusien Al-Andalus entdecken wir Magie, Mythos und Lebenslust des südlichen Spaniens.
Málaga, Hafenstadt und Museumsmetropole
Ausgangspunkt ist die attraktive Hafenstadt Málaga, umgeben von den Gebirgen Sierra de Mijas und Montes de Málaga, mit 650.000 Einwohnern nach Sevilla (700.000 Einwohner) zweitgrösste Stadt Andalusiens mit Flughafen, Handelshafen und einer Universität. Die Restaurierung der Altstadt und der moderne Umbau des Hafenareals trugen zur Aufwertung der Mittelmeermetropole bei, die sich für 2016 als europäische Kulturhauptstadt beworben hat. Denn Málaga ist auch eine Stadt für Kunstbegeisterte mit zwanzig Museen, was 2003 mit der Eröffnung des «Museo Picasso Málaga» mit einer Sammlungsschenkung der Erben Christine und Bernhard Ruiz Picasso den Anfang nahm. Im «Museo Casa Natal», an der Plaza de la Merced 15, besichtigen wir das historische, sehenswerte Appartement, wo das Malergenie Picasso 1881 geboren wurde.
2011 eröffnete das «Museo CarmenThyssen Málaga», für das die Thyssen-Erbin der Stadt 230 Werke mit dem Schwerpunkt Spanische Malerei des 19. Jahrhunderts überliess. Eine lange Besucherschlange bildet sich vor dem Palacio de Villalón zur Wechselausstellung «Dias de Verano. Von Sorolla bis Hopper» (bis 6. September 2015), da das Museum am Sonntag einen Gratiseintritt verspricht. Der aufwendig restaurierte Palast aus dem 16. Jahrhundert liegt nur 800 Meter vom Geburtshaus Picassos entfernt.
Das neue «Centre Pompidou Málaga», – der monumentale Glaswürfel wurde mit roten, grünen und gelben Farbflächen vom französischen Maler Daniel Buren an der trendigen Hafenmole 1 Muelle Uno gestaltet -, bietet eine permanente Schau zahlreicher Kunstwerke aus dem 20. und 21. Jahrhundert als Dependance der Sammlung des Centre Pompidou, Paris. Das Museum, «El Cuebo» genannt, wurde im März 2015 von Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy und der französischen Kulturministerin Fleur Pellerin eingeweiht. Die Flaniermeile Muelle 1 und 2 umfasst neben Shopping auch elegante Restaurants und Bars. Ein Bummel zum palmenumsäumten Hafen und zu einer Bodega mit Tapas gehört zum Tagesausflug dazu.
Die Calle Santa Maria bringt uns direkt zur wuchtigen Kathedrale Málagas, die mit ihrem riesigen Kirchenschiff beeindruckt.
Sevilla, glanzvolle Hauptstadt Andalusiens
Sevilla hat einen magischen Klang, Flamenco liegt in der Luft… das Flair der charmanten, lebensfrohen Stadt bezaubert uns schon vom ersten Moment an, als wir aus dem Reisebus steigen. Die breiten Boulevards und Alleen sind mit dem Duft üppiger zartlila Blüten der Jacararanda-Bäume erfüllt, wir flanieren durch die malerische Altstadt, zur Plaza de España, vorbei am Kolumbus-Denkmal vor den exotischen Murillo-Gärten bis zum Real Alcazar, die erste Residenz der früheren und jetzigen spanischen Könige, die auf eine maurische Festung aus dem 9. Jahrhundert zurückgeht. Die schönen Gärten des Alcazar und die weiträumige Plaza mit den geschwungenen Arkaden und Marmorsäulen des Palacios, unten denen die fünfzig Provinzen Spaniens mit prunkvollen Ornamenten und tiefblauen Keramikkacheln, Azulejos, abgebildet sind, laden zum Verweilen in der Mittagshitze ein. Als Sevilla 1929 die Iberoamerikanische Ausstellung veranstaltete, wurden viele Gebäude für die Ausstellung im Maria Luisa Park errichtet, wie auch die Plaza de España von Aníbal González, der leitender Architekt der Gesamtveranstaltung war.
«Buon dia»… fliegende Händler preisen mit klappernden Castagnetten und Flamencomusik lautstark ihre Fächer aus Sevilla an, modisch rotgetupft oder mit Rosenabbildungen verziert, sind sie als originale Souvenirs für einige Euro zu erstehen.
Von hier sind es ein paar Schritte zur «Catedral Santa Maria de la Sede», der grössten Kathedrale Spaniens und zugleich der weltgrösste gotische Kirchenbau. 97 m hoch ist der begehbare Glockenturm, die «Giralda», der einst ein Minarett und nun das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt ist. Von 1402 bis 1517 waren die Arbeiten an der Kathedrale abgeschlossen.
Wir schlendern durch den fünfschiffigen Kirchenbau, der mit Gruppen von Touristen gefüllt ist, die wie wir den 23 m hohen Altarretabel (1490) bewundern. Vor der «Puerta de San Cristobal» auf der Südseite befindet sich das Grabmal des Christoph Kolumbus.
An den Real Alcazar grenzt das hübsche Viertel Barrio de Santa Cruz. Die berühmten Gemälde von Vélazquez, Murillo und Zurbarán finden sich im «Museo de Bellas Artes». Eine gemächliche Pferdekutschfahrt sollte man in Sevilla unternehmen oder auch eine einstündige, erholsame Bootsfahrt auf dem Fluss Gualdalquivir, die beim «Torre del Oro» startet. Flussaufwärts gelangen wir zur Stierkampfarena «La Maestranza». Lauschige Restaurants und überdachte Innenhöfe locken an jeder Ecke, um Gazpacho, Jamon Ibérico oder Paella mit einem Wein des Südens zu probieren, wie wir es im Restaurant Bandolero versuchten. Ein breites Programm bietet im Juli das Sommerfestival «Festival de Verano», u.a. mit Flamenco-Konzerten im «El Palacio Andaluz», einem Festsaal im Herzen der Stadt.
Córdoba, lebendiges Zeugnis der Geschichte
Die abwechslungsreiche Fahrt nach Córdoba führt von der Küste durch die bergige Landschaft Andalusiens. Korkeichenwälder, Pinien, Weinreben, Sonnenblumen- und Klatschmohnfelder, leuchtend gelbe Ginsterbüsche und Weizenfelder wechseln sich mit Olivenhainen ab. Spanien steht mit der Produktion und Export von 80 Prozent Olivenöl weltweit an der Spitze. Unterwegs begegnen uns immer wieder auch die riesigen Stier-Silhouetten.
«711 wurde die Stadt von den Mauren eingenommen, war ab 716 zeitweise Sitz der Statthalter von al-Andalus und ab 756 die Hauptstadt des umayyadischen Emirats von Córdoba. Im 10. Jahrhundert wurde das Kalifat von Córdoba errichtet. In dieser Zeit lebten ungefähr eine halbe Million Menschen in Córdoba, damals eine der grössten Städte der bekannten Welt. Christen, Juden und Muslime lebten friedlich zusammen», erzählt unser in Córdoba geborener und ausgezeichnet Deutsch sprechender weiblicher Guide Barbara, die uns die verschiedenen Epochen der Zeitgeschichte näherbringt und gekonnt mit Zahlen jongliert, bis es uns schwindlig wird: «Die Mezquita-Catedral ist das bedeutendste Bauwerk der Stadt. Der Emir Abd ar-Rahman I. begann 785 mit dem Bau einer Moschee, die mehrfach erweitert auf 23.000 m² heute die drittgrösste der Welt wäre».
Etwa 860 Marmorsäulen in parallelen Reihen tragen jeweils zwei übereinanderliegende rot-weisse Bögen und vermitteln ein wunderbar wechselndes Spiel von Licht und Schatten.
«Die wohl bedeutendste Gebetsnische maurischer Herkunft ist die 960 von al-Hakam II. erbaute Mihrab, ein gewölbter Schrein mit byzantinischen Mosaiken. Die Klarheit des Baus stellt eine einzige Huldigung an den Allmächtigen dar, der in Geist und Geometrie, in Schönheit und Proportion anwesend ist», erfahren wir weiter.
1236, im Jahr der Rückeroberung durch die Christen, wurde die Moschee zur christlichen Kathedrale geweiht. Die Moschee war so umfangreich, dass man in ihrer Mitte ab 1523 über 234 Jahre hinweg ein gewaltiges Kirchenschiff im Stil der Renaissance erbauen konnte.
In der Kathedrale von Córdoba möchte man stundenlang verweilen, um die prachtvollen floralen Muster, Mosaiken und Schriftbänder, Farben und Formen der barocken Schönheit der maurisch-christlichen Baukunst zu geniessen.
Córdoba am Fluss Guadalquivir gelegen, den mit sechzehn Bögen eine Brücke auf römischem Fundament überspannt, zählt heute 328.000 Einwohner und lebt hauptsächlich vom Tourismus. In Córdobas jüdischem Viertel finden sich zwischen Souvenirläden und Lokalen schöne blumengeschmückte Patios. In der schmalen Gasse «De los Judios» wurde ein jüdisches Bad und die letzte spanische Synagoge von 1315 gefunden, errichtet im Mudejarstil, die über wunderschöne Stuckarbeiten verfügt, die mit geometrischer Dekoration, Blumenmotiven und hebräischen Inschriften versehen sind.
Granada, die Stadt der prächtigen Alhambra
Wir schreiten durch die engen Gassen des Albacin, durch die Innenstadt mit der mächtigen lichtdurchfluteten Kathedrale Santa Maria de la Encarnacion, wo wir uns vor dem Platz mit hübschen Strassencafés ein dunkles spanisches Bier genehmigen und dann zur Alhambra gelangen, dem Stein gewordenenen Traum des Morgenlandes mit den prächtigen Gartenanlagen. Granada ist die unbestrittene Kulturstadt Andalusiens.
«1492 musste Abu Abd Allah Mohammed, letzter Herrscher eines maurischen Reiches auf der Iberischen Halbinsel seine Macht, Schlüssel und Siegel der Stadt, an das kastilisch-aragonische Königspaar Ferdinand und Isabella übergeben. Begleitet von 50 Reitern schaute er wehmütig auf einer Anhöhe auf das gewaltige Panorama der Alhambra zurück, die «rote Festung» mit den schneebedeckten Gipfeln der Sierra Nevada», berichtet unser Guide. Die arabische Kultur war jahrhundertelang führend gewesen in der Heilkunst, der Astronomie, Mathematik und im Handwerk. Nach 800 Jahren begann die nicht geräuschlose christliche Rückeroberung, die Recoquista Espana.
Staunend steht man andächtig im Comares Palast der Nasriden, im mächtigen Löwenhof der Alhambra oder unter der überwältigenden Muqarnas-Kuppel mit den filigranen Schnitzarbeiten; die Anmut und Atmosphäre der Patios sind ein unnachahmliches Glanzstück der arabischen Baukunst.
Mehr als zwei Millionen Besuchende besichtigen jährlich das Weltkulturerbe Alhambra. Michelle Obama mietete die Alhambra für zwei Stunden für 6000 Euro, um die maurische Pracht in Ruhe geniessen zu können. Klar, einmal im Leben sollte man Andalusiens Weltkulturschätze gesehen haben!
Costa del Sol – 300 Sonnentage, Luxus und Blickkontakt mit Afrika
Mit 8.5 Millionen Einwohnern ist das mit 300 Sonnentagen verwöhnte Andalusien die meistbevölkerte autonome Gemeinschaft Spaniens. Torremolinos mit endlos weiten Sandstränden an der Costa del Sol ist das wichtigste Tourismuszentrum, San Fuengirola ist beliebt wegen der surftauglichen Wellen. Marbella lockt mit dem luxuriösen Yachthafen der Reichen und Schönen, die Altstadt schmückt sich mit Skulpturen von Salvador Dali. Mehr als 60 Golfplätze gibt es allein zwischen Málaga und Gibraltar. Der «Campo de Gibraltar», mit dem Felsen von Gibraltar, bildet als englische Enklave den südlichsten Teil des europäischen Festlandes. Beim spanischen Tarifa liegen Europa und Afrika nur 14 Kilometer voneinander entfernt, vom «Point of Europe» in Gibraltar sehen wir bis zum Rif-Gebirge Marokkos.
Reisetipps:
Tägliche Flüge nach Malaga mit Swiss, Mietauto und/oder Buchung der Ausflüge durch Hotel an der Costa del Sol.
Hotel Posada del Patio****
Pasilio Santa Isabel 7, Málaga
Hübsches Hotel am Rande der Altstadt
mit Dachterrasse und Pool
Tel: +34 951 00 1020
www.vinccihotels.com
Hotel Kempinksi Bahia Estepona *****
mit Golfplatz
Estepona/Marbella (Málaga)
Tel: +34 952 809 500
Fax: +34 952 809 550
www.malagaturismo.com
www.museopicassomalaga.org
www.fundaciopicasso.es
www.carmenthyssenmalaga.org
www.visitasevilla.es
www.catedraldecordoba.cs
www.turiscordoba.es
www.turismodegranada,org
(erstveröffentlicht in der Ostschweiz am Sonntag, 23. August 2015)