«Heinrich Pestalozzi: Kampf für Freiheit und Wohlstand – Die Geschichte seines Lebens»
Von Mary Lavater-Sloman
Die erste Ausgabe der Publikation über den Schweizer Sozialreformer Heinrich Pestalozzi von Mary Lavater-Sloman erschien 1954. Der Zürcher Römerhof-Verlag hat eine neue Ausgabe herausgegeben, die nicht weniger mit der Botschaft und Vision Pestalozzis besticht, die Ethik in die Seele der Menschen zu integrieren. Pestalozzi hat in den Schulen eine kindergerechte Pädagogik entwickelt und wollte auch von den Kindern lernen, er hatte entdeckt, dass das Spielen zu kreativem Denken und Handeln anregt. Die Idee Spielen als geistige Quelle zur Bildung hat ihn in Europa berühmt gemacht, so Gottfried Honegger in seinem Vorwort.
1
In der Mitte des 18. Jahrhunderts hatte Europa den Höhepunkt eines Zeitalters erreicht, von dessen goldener Pracht die Menschen, die daran teilgehabt haben, später das Wort prägten: Wer in ihm nicht gelebt hat, hat nie gelebt. Ein trügerisches Wort über eine trügerische Zeit, denn Kunst und Wissenschaft hatten auch früher geblüht, eine edle Kultur auch in andern Zeiten dem Dasein Glanz und Farbe verliehen, aber im fortschreitenden 18. Jahrhundert war die Welt, diese »Welt«, die nur sich kannte, von dem gierigen Übermut ergriffen, Üppigkeit und Lebensfreude immer höher zu treiben, die Fesseln alter Sitten abzustreifen und frei auf der festlichen Barke des Genusses dahinzutreiben.
Frankreich führte den Reigen an. In dem verspielten Müßiggang jener Epoche hatte das Wort Arbeit für die obersten Stände seine Geltung verloren; »arbeiten« bedeutete im besten Falle regieren, befehlen, einnehmen von Zins und Gütern. Doch trennte ein Abgrund des Elends jene, die in Wahrheit arbeiteten und geben mußten, von denen, die nahmen. Einmal hatte aber der schaffende, der Bauernstand, in ganz Europa Zeiten gekannt, da er in behäbigen Häusern mit währschaftem Hausrat, das Land bestellend und Feste feiernd, Lieder singend und Märchen erzählend, sein eigenes stolzes Leben führte; seitdem jedoch der Dreißigjährige Krieg den kostbarsten Stand, den Bauernstand, zerschlagen hatte, war bei der immer geschärfteren Lebenslust und Lebenskunst der oberen Stände in den hundert Jahren seit dem Ende jenes Krieges nichts gebessert, sondern das Volk in immer weiteren Schichten von seinem ursprünglichen Standort verdrängt worden.
Zwar fehlte es nicht an Stimmen, die warnten, ja, sie wurden lauter von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, aber die Welt der Genießenden wollte in ihrem übermütigen Spiel nicht hören und nicht sehen; wie taub und blind raste sie ihrem Niedergang entgegen.
Sogar jene Länder, in denen noch ernstere und schlichtere Sitten von alters her bestanden, wandelten sich unmerklich; auch hier wurde das Leben der Hochstehenden vergoldet. Die Schweiz, das Nachbarland des üppigen Frankreich, hatte lange als das Muster für ein blühendes Volksleben, für einen freien, stolzen Bauernstand, für Gerechtigkeit und schlichte Sitten in allen Ständen gegolten, und nun war auch hier ein erschreckender Wandel eingetreten.
In den Bergen hatte sich allerdings der alte helvetische Geist, hatten sich Gleichheit und ein bescheidener Wohlstand erhalten, aber drunten im Lande, wo der Adel Hochmut und üppiges Leben an Königshöfen gelernt hatte, wo die eigenwilligen Städte mit hundert Vorrechten regierten und den Reichtum anhäuften, da war das Volk schon fast auf die Stufe gesunken, auf der es in den umliegenden Ländern, ausgesogen, unwissend, verarmt und verroht, darniederlag. So konnte das Bild eines Bauernlebens entstehen, das Menschen mit sehenden Augen erschreckte und im tiefsten Herzen verletzte.
In diese Zeit hinein, da das natürliche Band, das Mensch mit Mensch verbinden sollte, gleich welchen Standes er war, zerrissen lag, wurde Heinrich Pestalozzi, einer der größten Menschenfreunde, die je über diese Erde gingen, geboren. Am 12. Januar 1746 begann sein Leben im Schutze des regierenden Bürgerstandes der Stadt Zürich. Alle Umstände schienen gegeben, daß dieses Kind dem Volk, das es später so sehr lieben sollte, ferngehalten werde, denn ein unüberbrückbarer Abgrund trennte den privilegierten Stadtbürger vom rechtlosen Landbewohner.
Da erscheint es wie eine segensreiche Fügung, daß der Großvater des Kindes, Andreas Pestalozzi, der alles versucht hatte, um Pfarrer in seiner selbstherrlichen Vaterstadt Zürich zu werden, als bescheidener Landpfarrer in dem Dorfe Höngg verblieb, denn so sahen die Kinderaugen des Enkels, bevor noch der Verstand zu begreifen fähig war, das Elend des Volkes, in das die Entwicklung der Zeit es hatte versinken lassen, und er durfte viel später von seinen ersten Knabenjahren schreiben, er habe »das Zurückstehen, das tiefe, das tiefste Zurückstehen des Volkes gesehen« und »von Kindesbeinen an sich der Verlassenen im Lande« zum Opfer bringen wollen.
Sommer für Sommer wurde der kleine Knabe, Heinrich Pestalozzi, zu seinem Großvater auf das Land geschickt, er war zart von Gesundheit, und seine Mutter lebte in einer sonnenlosen Gasse des engsten und ältesten Stadtteiles. Die Tage und Wochen im Pfarrhaus auf dem freien Hügelzug, der sich zur Limmat niedersenkte, das Spielen in Sonne und Luft, betreut und verwöhnt von der Großmutter und den Dienstleuten, angesichts der fernen, weißen Berge, waren das Paradies auf Erden.
Aber dann, im Gegensatz dazu – dieses Dorf Höngg. Da lebten Erwachsene und Kinder, die doch Menschen waren wie die Großeltern, wie seine Mutter, die Geschwister und er selber, mit dem Vieh in einem Raum, verschmutzt, schimpfend, Mangel leidend, sich plagend im Webkeller und auf dem mageren Acker von früh bis spät. Wohl gab es auch saubere Bauernhäuser, wo die Worte freundlich hin und her gingen und das Vieh nicht in den Wohnraum gelassen wurde, aber wohlhabende Bauernhöfe waren eine seltene Insel in dem Elend, das dem aufgeweckten Kinde auf Schritt und Tritt begegnete.
Ein Anblick war es vor allem, der zum Bilde jeden Dorflebens gehörte, ein Anblick, der den Knaben so tief erschreckte und sich so fest in sein Erinnern fraß, daß er ihn durch sein ganzes Leben zum Vergleich des menschlichen Untersinkens in Schmach, Unglück und Schuld brauchen sollte, das waren die »Gätteren«.
Gätteren waren Erdlöcher, in denen ein Mensch gerade Raum genug hatte, um aufrecht zu stehen. Der Schmutz von den Schuhen seiner Mitmenschen fiel dem zu den Gätteren Verurteilten auf den Kopf, und neugierige Blicke und ein hämisches Lachen traf sein Auge, wenn er es wagte, sein Gesicht aufwärts zu kehren. Oft gossen Buben noch obendrein Wasser in das Erdloch, so daß die Unglücklichen »in dem Sumpf ihres Elends standen bis an den Hals«.
Mit Entsetzen in seinen großen, schwarzen Augen muß der kleine Heinrich Pestalozzi zu den unmenschlich Bestraften hinabgeschaut haben. Wer stand in dem Erdloch? Der Vater eines der Kinder, mit denen er auf dem Friedhof Verstecken spielte und das nun heute glücklich in seinen Lumpen umhersprang; konnte doch die Hand des Vaters es nicht prügeln, weil es vom Spulen im feuchten Keller fortgelaufen war. Oder die Schwester eines seiner Spielgefährten? Immer taten die Mädchen etwas, wofür die Untervögte und Profosen sie straften. Einige kamen in die Gätteren, andere brachte man zur Stadt in den »Oetenbach«, in das Gefängnis, und einigen schlug man sogar den Kopf ab.
Der kleine Pestalozzi soll seinen Großvater, bei dem er häufig zu Gast war, mit vielen Fragen geplagt haben, aber der Herr Großvater war ein gestrenger Mann, der Vorlautheit bei Kindern nicht leiden konnte. Sein Enkel hatte zuviel Freiheit hier auf dem Dorf, da er sich mit Fragen an Einrichtungen heranwagte, die die Obrigkeit gut dünkten.
»Komm, sage mir den Katechismus auf«, hieß es dann, oder es durften auch biblische Geschichten sein, die das Kind bis zum Überdruß hatte auswendig lernen müssen. Ein höchst langweiliges Geschäft, gerade wie das Lateinlernen. Viel lieber waren dem kleinen Buben die Ausgänge mit dem Großvater in das Dorf, um Hausbesuche zu machen.
Der Großvater war ein guter und gewissenhafter Mann. Er schrieb in einem Hefte genau auf, wie hoch die Schulden eines jeden Bauern waren, wer seinen kleinen Acker bestellt und wer ihn hatte brachliegen lassen, wie viele der Kinder schon spulten, haspelten und spannen. Auch ließ er sich die Vorräte an Material und das fertige Gespinst sowie die Quittungen der »Trager« – der Vermittler zwischen Dorf und Stadt – vorlegen, denn es war sei nes Amtes, streng zu bewachen, ob auch kein Hausvater Gespinst oder Gewebe an fahrende Händler zu besseren Preisen verkaufte, als er bei dem Zwangsverkauf in der Stadt Zürich erhielt.
Schließlich ermahnte er die Mütter, ihre Kinder nicht vor dem fünften Lebensjahr in Kellern oder Scheunen festzuhalten. Ach, wie es seinem Enkel, für den das Landleben die glücklichste Zeit des Jahres war, das Herz bedrückte, in allen Hütten und Häusern kleine Jammergestalten gebückt in der Hast des Arbeitens und in zitternder Angst vor der Roheit der Eltern, beim Spulen und Haspeln und Kämmen zu sehen.
Der Großvater sagte scheltend, die krummen Glieder, das Husten und Spucken kämen von der feuchten, eingeschlossenen Luft in den sonnenlosen Räumen. Ja, er nahm sogar Anstoß an der Krätze, die doch jedes Kind hatte, sowie an einem Übermaß von Läusen. Im Fortgehen befahl er den Müttern, die Kinder jeden Samstag, nicht nur vor den hohen Feiertagen, zu waschen und zu strählen.
Bei den wenigen Bauern, die einen ausreichenden Verdienst hatten, durfte der Großvater nicht viel sagen. Er stand zwar, erhaben wie der Herrgott selber, vor den Tiefgebückten, aber da diese ihm mit reichlich Mütt Kernen, mit Wein, Obst, Butter und Hühnern pünktlich den kleinen Zehnten ablieferten, ließ er Gerüchte über ihre Trunksucht, über Spiel und über Betrug am kleinen Bauern auf sich beruhen.
Von Jahr zu Jahr sah der Knabe mit dem erweckten Blick tiefer in ein Leben hinein, von dem er in seinen jungen Jahren in der Stadt nichts vernahm, obgleich sich immer mehr Stimmen erhoben, um auf Dinge hinzuweisen, die der Menschheit nicht würdig seien, aber dem Zehn, Zwölf und Dreizehnjährigen standen die Gespräche mit den aufgeklärten Männern noch bevor.
Zu dieser Zeit war es das Leben der Landbevölkerung selber, das ihn belehrte, ohne daß er es wußte: ein Dasein in unbeschreiblicher Verzerrung dessen, was es sein sollte. – Jeden Sommer, wenn er zu seinem Großvater auf das Dorf kam, mußte er die Mädchen und Buben, mit denen er im vorigen Jahr gespielt hatte, suchen. Saßen sie im Schulzimmer? Nein, im Sommer nicht. Wenn er einmal im Winter auf das Land geschickt worden war – vielleicht nach einer Krankheit –, so wird er mit den Dorfkindern in die Schule gegangen sein und jeden Morgen, wie alle Kinder, dem Schulmeister ein Holzscheit gebracht haben. Die Schule wurde in den Dörfern meistens in dem Wohnraum eines Bauern abgehalten, wo sein Weib mit ihren zahlreichen Kindern hauste und die alten Eltern am Ofen hockten. Waren das ein Gedränge und eine Hitze!
Die Fenster waren stets geschlossen; man konnte sie gar nicht öffnen; die Feuchtigkeit lief an den blinden Scheiben hin unter. Der Lehrer – vielleicht war er ein alter, lahmer Hausierer oder ein trunksüchtiger Handwerker oder ein heimatloser Soldat – schlug mit seinem Stecken den Kindern auf den Kopf und die Hände, wenn sie im Herunterleiern des Katechismus stockten.
Zwar hatte es sich eingeschlichen, daß ganze Sätze ausgelassen oder Worte falsch verstanden wurden. Dann schrien die Kin der zum Beispiel im Chor: »Hast große Sünd’ an mir getan«, obgleich die Stelle hieß: »Hast Großes heut an mir getan.«
Es konnte sein, daß Heinrich bei solchen Anlässen dazwischenrief – als Pfarrersenkel und Stadtbürger durfte er sich jede Freiheit erlauben –; dann aber wußte der Schulmeister nicht, was dieser neunmalkluge Knabe eigentlich wollte. Er verstand die Stadtsprache nicht; der junge Herr gebrauchte Worte, die er nicht kannte. Was warf er ihm eigentlich vor? Er, der alte Mann, hatte den Posten des Lehrers erhalten, weil er höher hinaufsingen konnte als der Ziegenhirt, der auch als letzten Notanker den Lehrerposten hatte ergreifen wollen, weil er vor Gicht kein Bein mehr zu rühren vermochte. Zudem konnte er, ein weitgereister Hausierer, die Geige spielen und mehr Psalmen hersagen, als alle Bauern im Dorfe zusammengenommen! Er konnte gar lesen und gab sich die blutigste Mühe, den Kindern zum mindesten die erste Hälfte des Alphabets beizubringen. Er war ein guter Schulmeister. Es war nicht seine Schuld, wenn die Eltern ihre Kinder schon mit acht Jahren aus der Schule nahmen, weil sie jetzt genug gelernt hätten und mehr zu lernen schädlich für den Kopf sei. Nein, er verstand nicht, was dieser Herrensohn wollte!
Heinrich konnte und wollte den alten Mann gar nicht belehren, aber die Verwunderung über die Dorfschule ließ ihn nicht mehr los. Wie seltsam war die Lesestunde!
Da schrie der Lehrer die Buchstaben des Alphabets einige Male den Kindern in die Ohren. Dann zeigte er im »Namenbüchlein« auf die einzelnen Buchstaben, aber die Kinder wußten mit den krausen Zeichen, die in wimmelndem Durcheinander vor ihren Augen standen, nicht, was machen. Sie lernten zwar allmählich die Buchstaben auswendig hersagen, aber darum konnten sie sie auf dem Papier doch nicht unterscheiden oder gar nachmalen.
Es hieß, daß sehr ehrgeizige Lehrer den Kindern das Buchstabieren schwerer Worte beibrachten, aber es war ein mechanisches Nachplappern. Manchmal gelang es aufgeweckten Kindern, nach einem oder zwei Jahren stotternd einige Buchstaben als Worte zu lesen.
Im Sommer mußte Heinrich seine Spielgefährten auf den Feldern oder beim Vieh suchen. Fragte er die Bauernfrauen, wo ihre Kinder seien und sprach er bei dieser Gelegenheit, wie er es gerne tat, von diesem und jenem, so verstanden sie ihn ebenso wenig wie der alte Schulmeister. Und doch sprach er in ihrem Dialekt, aber die Redeweise des Volkes war so verstümmelt und umfaßte nur einen so geringen Wortschatz, daß die Leute wie taub und stumm vor ihm standen.
Welch merkwürdige Menschengattung! Waren das überhaupt noch Väter und Mütter? Warum stießen sie ihre Kinder so grob umher? In was für einem Schmutz die Kleinen lagen! Wie grau und alt die Gesichter seiner Gefährten waren, zu denen die Mütter ihn wiesen. Die Armen, sie wagten nur scheu von ihrer Arbeit aufzusehen, wenn er mit ihnen sprach.
Jahr um Jahr fand er manche seiner Freunde nicht mehr. Waren sie gestorben? Die Eltern schwiegen mit verstocktem Gesicht. Und fragte der Knabe seinen Großvater, so erhielt er die seufzende Antwort: Sie haben sie wohl als Verdingkind gegen ein paar Batzen an reiche Bauern gegeben.
Weil sie dort mehr zu essen bekommen?
Du guter Gott! Als Verdingkind kennen sie nur Prügel und Hunger. Aber was plagt dich das? Bevor sie ganz verhungert sind, laufen sie fort und betteln.
Der Bettel! Das Wort allein machte den Knaben schaudern. Der Bettel, das widerlichste Übel des Landes! Heinrich hatte mehr als einmal Betteljagden beobachtet, in denen von den Profosen zerlumpte Gestalten, die das unreife Getreide vom Felde, die Früchte von den Bäumen und die Hühner aus den Verschlägen stahlen, zusammengetrieben wurden. Mit Entsetzen hatte er diese Menschenhaufen gesehen, die von Gesetzes wegen jeden Monat einmal gejagt wurden: entlaufene Soldaten, aus dem Kerker entkommene Schuldenbauern, die kein Heim mehr hatten, Mädchen mit ihrem Kind im Arm, von den Eltern zum Hause hinausgejagt, Kranke und Narren, arbeitsscheue Landstreicher, alte Leute, die von Söhnen und Töchtern, die selber nicht wußten, wie sie sich ernähren sollten, auf die Landstraße getrieben waren; Knaben und Mädchen in jedem Alter in Scharen.
Diese Unglückseligen pflegten die Tore der Städte zu belagern, wenn Messen und Märkte abgehalten wurden; sie schliefen im Freien und überfielen manchmal einsame Gehöfte, die sie in ihrem rasenden Hunger ausplünderten und schließlich in ihrem wütenden Massenwahn niederbrannten. War es ein Wunder, daß die Profosen diese Geschöpfe den Kerkern der Landvogteien oder den Gefängnissen der Städte übergaben, die Mädchen dem Trüllmeister im Dorf und daß sie junge Burschen in die Gätteren stellten?
Aber warum mußte das so sein? Sollte es denn ewig so weitergehen? Vielleicht hat Heinrich Pestalozzi als heranwachsender Knabe, in der Zeit, da er alles las, was er erwischen konnte, einen berühmten Bericht aus dem 17. Jahrhundert gelesen, der in alten Pfarrhäusern noch zu finden war und zeigte, daß die Zustände sich in hundert Jahren nicht gebessert hatten. Da stand:
»Der Bättel bricht herfür wie ein ungestüm Wildwasser mit großem Gewalt, ryßt an allen Orten ein, überführt alles mit Bättlern, mit welchen die Gemeinden wie die guten Felder mit Unrat bedeckt, verbergt und unfruchtbar gemacht werden, aus welchem dann andres nichts, denn große Verwirrung und letztlich der allgemeine Untergang des Landes erfolgen muß.«
Oder er las in einem alten Rundschreiben, daß die Bettler betrügen, stehlen, zaubern und ansteckende Krankheiten bringen, und wenn gute Christenleut sie dennoch beherbergen und beköstigen, sie die Jugend zum Nichtstun und zu Schlimmerem verführen.
In einem Mandat von 1662 konnte er den Befehl finden, daß die Bauernfamilien ihre mittellosen Verwandten »aufbewahren und eingrenzen« müßten. Wer von diesen Bevormundeten dennoch bettelte, sollte von den Profosen gejagt und eingebracht werden … Damals wie heute! Durch hundert Jahre. Und doch hatte der Rat der Stadt hin und wieder versucht, Abhilfe zu schaffen; jedenfalls waren im Jahre 1692 alle Pfarrer der Landschaft von den Gnädigen Herren zusammengerufen worden, damit sie berichteten, ob es wahrlich unter der Landbevölkerung so arg herginge, wie die Armenpfleger es meldeten. Es werde doch jeden Sonntag den Besitzlosen ein Armenbrot überreicht.
Ach, dieses Armenbrot! Heinrich hatte oft gesehen, wenn es ausgeteilt wurde. Die ärmsten der Familienväter mußten es sonntags nach der Predigt, angesichts der versammelten Gemeinde, in Empfang nehmen. Der Vater durfte kein Kind an seiner Stelle schicken. Hatte aber je ein verschuldeter Mann – und wie leicht wurde der Bauer ein Opfer der Vögte – das Armenbrot in Empfang genommen, so war er vom Rat der Männer seines Dorfes ausgeschlossen. Wie mancher dieser Hausväter schickte da lieber Weib und Kind heimlich auf Bettel aus, als daß er sich um des Brotes willen zum entmündigten Ausgestoßenen machte.
Und weiter stand in dem alten Bericht, daß sämtliche Pfarrer nichts als Verrohung, Hunger und bitterste Not zu melden hatten. Wenn die Ernte nicht halbwegs gut war, so kam der Bauer mit dem großen und dem kleinen Zehnten in Rückstand, von andern Abgaben und Zinsen nicht zu reden. Um sich zu helfen, verkaufte er seine besten Äcker und behielt nur die dürren, doch wußte er den Boden nicht zu verbessern, und so kam er auch in guten Jahren nicht mehr in die Höhe.
Ein Handwerk verstanden nur wenige ausgewählte Leute; denn die Stadt erlaubte nicht jedem, eine Lehre zu machen, und den Meisterbrief verkauften die Zunftherren in der Stadt nur gegen teures Geld, damit sie, die reichen Handwerker, die im Rate saßen, unter sich blieben.
Aber es gab die Industriearbeit. Das Spinnen, Weben, Färben, Bleichen und Drucken. Jetzt, um das Jahr 1760, konnte ein Vater, der viele Kinder hatte, zu einem schönen Verdienst kommen. Aber die Leute wußten ihr Geld nicht beieinanderzuhalten oder fruchtbringend zu verwerten. Wenn es ihnen in der Stadt ausgezahlt wurde, vermochten sie es nicht zusammenzuzählen; sie wußten nur, daß man für eine Handvoll Batzen viel trinken und spielen konnte oder daß der Lohn Putz und Bänder für Frauen und Mädchen bedeutete. Nein, einteilen konnten sie ihr Geld nicht, denn sie hatten ja keinen Begriff von der Zahl.
Einmal, nach einer besonders schlechten Ernte, hatten die wohlmeinenden Stadtväter eine Kommission durch den ganzen Kanton geschickt, um zu erforschen, wie die Verhältnisse auf dem Lande seien. Da konnte man in dem abschließenden Bericht lesen:
»Wir können unsern Gnädigen Herren mit Wahrheit berichten, daß der Zustand der Armut auf dero Landschaft so ist, wie wir uns denselben niemalen hätten einbilden können. Das ganze Land ist in solche Not geraten, daß ville sonst ziemlich bemittlete Haushaltungen an jetzo sehr schmale leben. Man ißt, was sonst dem Vieh vorgeworfen wurde. Viel Krankheit, ausgemergelte, entkräftete Menschen; Weiber, die die Spillen nicht mehr zu führen wissen vor Schwäche, Kinder, die kein Wachstum haben und dahinden bleiben, auch vill Lütt am Leib geschwollen. Vom Krüsch mit villem Trümmel (Mutterkorn) vermischt, sie toll und tummelnd im Hirn worden und anjetzo wie Skelete einhergehen. Vill Bättlerscharen aus andern Kantonen, aber es ist schwer, ausgehungerte Totenbilder aus dem Thurgau und Schaff hausen her abzuweisen.«
Ferner erzählten auch diese Berichterstatter schon, daß die Bauern kaum eine Sprache hätten; sie verstünden nicht, was man wissen wolle, und wenn sie es auch verstünden, so könnten sie die Antwort nicht in Worte fassen.
Durch die Jahrzehnte waren die Berichte weitergeführt worden und beschränkten sich keineswegs auf besondere Hungerzeiten. Unter dem Jahre 1728 standen traurige Dinge von der »leider mehr und mehr einreißenden Armut unseres Volkes, ohne der wohlfeilen Zeiten und dem Überfluß an Speis und Trank«. Und die Folge?
Eine entsetzliche Verrohung und ein Übermaß an Verbrechen; die Verschickung junger Männer auf die Galeeren nach Venedig oder nach Dalmatien in den Kriegsdienst. Hexenverbrennung wie im dunkelsten Mittelalter und die Enthauptung von Mädchen, die ihr Kind erwürgt hatten.
Tief müssen solche Berichte in die Seele des heranwachsenden Knaben eingedrungen sein, denn sie sagten ja das gleiche, was vor seinen Augen immer noch geschah. Er wird den guten Großvater manches gefragt haben. So auch, warum es »Gnädige Herren« und eine kleine Menge reicher Bürger gab, dagegen ein Übermaß an unmündigem, entrechtetem Volk. Der Großvater wird erschrocken sein; eine solche Frage rührte an Gottes Ordnung und war eine schlimme Beleidigung für das väterlich wohlweise Regiment der Stadt.
Vom Aberglauben unter den Bauern durfte Heinrich schon gar nicht zum Großvater sprechen, wenn er seine Freunde nicht Strafpredigten und Kirchenbußen aussetzen wollte. Welch merkwürdige Gebräuche und unausrottbare Überzeugungen hatten die Guten aber auch!
Bei Todesfällen konnte er erleben, daß alles Wasser, das sich in Gelten und Krügen befand, ausgeleert wurde, weil die Seele durch das Wasser abfahre, und man es deshalb nicht mehr benutzen dürfe, und daß die Dorfhexe im Flüsterton berichtete, nun ginge der Tote über einen Weg mit Schermessern. Übrigens war die Dorfhexe Vorbeterin bei der Leiche und half sie einnähen. Es mußte aber darauf geachtet werden, daß kein Faden am Ende einen Knoten hatte, denn wie sollte sich sonst der Tote am Tage des Gerichts aus seinem Leintuch befreien?
Vielleicht hat der Knabe den Bauern auch geholfen, wenn sie ein Mandat oder eine Vorladung lesen mußten, deren Worte sie nicht verstanden. Worte, die Vögte oder Waisenrichter gern be nutzten, um die Armen leichter zu übervorteilen. Wie vollkommen unwissend seine Freunde waren!
Da hatte von den Dorfbuben einer, als jemand die Geschichte von den drei Zürcher Heiligen erzählte, geglaubt, sie habe sich soeben zugetragen. Und keiner hatte je etwas von den Alpen gehört; nicht einen der Berge wußten sie zu nennen, die man vom Hügel aus sah. Sie meinten, der Kranz der Schneeberge ziehe sich um die ganze Erde; die kalten Winde kämen von dorther. Was hinter ihnen lag, wußte niemand zu sagen. Der Schulmeister aber, der alte Hausierer, der die Welt gesehen hatte, behauptete, das Meer, von dem jeder in der Bibel lesen könne, sei sieben Jahre breit und fünfzehn Jahre lang.
Was mochte im Winter alles in den Spinnstuben erzählt wer den? Dann war der Knabe in der Stadt, er sah aber auch im Sommer Spinnabende im Freien, bald an diesem, bald an jenem Punkt des Dorfes. Viel grobe und wilde Rede ging dort hin und her: über die Ungerechtigkeit der Landvögte, die Witwen und Waisen ihr Gut vorenthielten und Männer wider Recht und Her kommen für kleine Vergehen in Kerker legten. Und dann der Zehnten! Der Zehnten war die Wurzel aller Wut des Landvolkes. Jedes Jahr erlebte man es von neuem, daß Familien, die ihr Stückchen Gemeindeland nicht bebauen konnten, weil sie die Saat nicht zu kaufen vermochten, einzig auf den Webstuhl angewiesen waren, aber auch dieser Notanker blieb nur, solange der verzweifelte Vater ihn nicht im Spiel um Geld verlor.
Es gab jedoch Lichtpunkte über diesem Elendssumpf: geduldige und väterliche Landvögte, wie jener, der am Greifensee amtete, und Pfarrer, die auf den kleinen Zehnten verzichteten und selber arm lebten, aber von solchen seltenen Großen sprach die ganze Landschaft weit umher mit Seufzern des Verlangens, daß überall solche Herren regieren möchten.
Auch unter den Bauern gab es prächtige und liebenswerte Gestalten; immer wieder ging der Knabe, der alles von ihnen wissen wollte, zu diesen; und wie tröstlich war es zu hören, wenn Frauen und Mädchen beim Spinnen die uralten Volkslieder sangen, und die Kinder so selig zuhörten, daß ihre Augen aus den Gesichtern wie Sterne hervorleuchteten, oder wenn freundliche, ernste Bauern ihren Buben Spielzeug schnitzten, und Mütter ihre Kinder herzten; ja, wenn man den Alten einen guten Platz am Ofen gönn te. Oh, es gab gute Bauern, in deren Gebaren die verlorene Würde der Vorväter aufblitzte.
Ein Sinnbild einstiger Wohlhabenheit war das Backen des eigenen Brotes im eigenen Ofen. Viele, viele Bauern mußten ihr Brot beim Dorfbäcker holen oder es erbetteln, aber es gab noch Frauen, kluge, währschafte Frauen, die zu wirtschaften wußten; diese Guten backten das Brot mit eigener Hand für die ganze Familie und für Magd und Knecht. Heinrich konnte nicht oft genug die gesegnete Handlung miterleben. Da stand in der Wohnstube die Multe aus sauber gescheuertem Holz, fein geschnitzt, an der Stirnseite die Initialen von Mann und Frau und die Jahreszahl ihrer Verheiratung. Weder Kinder noch Fremde durften die Multe anrühren, als könne eine Entweihung den Segen vertreiben, daß sie immer Mehl aufzunehmen habe.
Nur zweimal im Monat backte die Mutter. Glücklich das Haus, in dem bis zur neuen Ernte immer ein Sack Mehl auf der Ofenbank stand; es war die Schande der Armen und der Verschwender, wenn man Mehl von der Mühle oder gar Brot vom Bäcker holen mußte. Ja, es war ehrenwert, Mehl vom vorigen Jahr bis über die Ernte hinaus zu besitzen, denn frisches Mehl, das noch nicht verschwitzt hatte, war kaum zu benutzen.
Den Anfang des Backens zu erleben war so wenig möglich, wie einem Opfer beizuwohnen, das hinter dem geschlossenen Vorhang des Tempels zelebriert wurde, denn die Mutter begann ihr Werk am Vorabend des großen Tages, wenn Mann und Kinder und Knechte zur Ruhe gegangen waren. Aber was geschah, wußte dennoch ein jeder.
Sachte schüttete sie vierzig bis sechzig Pfund des duftenden Mehles in die Multe und ließ wohl die Finger so genießerisch durch das kühle Mehl gleiten, wie eine Fürstin, die mit ihren Perlen spielt.
Während sie den Teig mit Hefe, Wasser und Salz bereitete und hebelte, flüsterten ihre Lippen ein Gebet; es war immer das gleiche uralte Dankgebet. Sie knetete lange mit kraftvollen Händen, einmal mit den Knöcheln, dann mit den Handballen.
Sechzig Pfund Mehl, das gab acht bis zehn schwere Brote, genug für Mann und Kinder, Magd und Knecht und ein übriges für den darbenden Nachbar.
Wenn die fleißigen Hände ihr erstes Werk getan hatten, drückten die Finger noch rasch und übermütig Tupfen auf den elastischen Teig.
In späteren Tagen hat Pestalozzi geschrieben, man könne die Kinder an diesen Tupfen das Rechnen lehren, aber die Kinder schliefen zu dieser Zeit auf dem Boden im Stroh, oder zu zweit und dritt in einem Bett.
In der Nacht des Backens genoß die Mutter nur eine kurze Ruhe. Gegen Mitternacht hatte sie über dem Teig die Segensworte gesprochen: »Jetzt walt Gott« und die Heblete mit einem schweren Leintuch bedeckt. Nur drei oder vier Stunden gönnte sie in dieser Nacht dem Schlaf. Was tat’s? Das Aufstehen war ein froher Augenblick.
Leise schleicht die Mutter von ihrem Lager, öffnet lautlos die Türe ins Freie, geht zum Brunnen und hält die Hände unter das eiskalt fließende Wasser, verspritzt fröhlich die Tropfen im aufziehenden Tag und geht an ihr Geschäft.
Über den langen Eßtisch in der Wohnstube breitet sie ein sauberes Tuch und beginnt das Ausbroten. Der Bauer hat derweil den Ofen geheizt, dann ist er in den Stall gegangen. Der Knecht muß für eine mächtige Glut sorgen, damit die Wände des Ofens durch und durch erhitzt werden. Wenn die Glut zusammensinkt, weiß die Mutter an ihrer Farbe, ob der Ofen gut zum Backen ist. So geht der früheste Morgen hin.
Zur rechten Zeit wurde das Brot eingeschossen. Eine schwere Arbeit für Frauenhände, deshalb darf die älteste Tochter oder die Magd das eine oder das andere Brot dem Ofen übergeben, auch war ihnen erlaubt, die Brote zu krucken, das heißt: die vorderen nach hinten zu schieben, und die hinteren nach vorne zu ziehen; das brauchte geschickte und schnelle Hände.
Zwei Stunden lang mußte die Gottesgabe im heißen Ofen bleiben, weit über das Frühmahl hinaus, aber das frische Brot war ja unantastbar, bis das aufgesparte letzte der alten Brote gegessen war; denn das wußte jedermann, damit sparte man gut zwei Brote.
Die Mutter stand nicht müßig, bis die Kinder aus Bett und Stroh aufgestanden waren; sie hatte schon früh um fünf aus dem Teigrest ein kleineres Brot für den ersten Bettler gemacht, der an diesem Tage an ihrer Türe erschiene.
Es würde nicht lange dauern, denn diese Armseligen rochen von weit her, wo heute eine Bäuerin Backtag hatte.
Hin und wieder aber bereitete die Mutter den Ihren ein Fest. Dann rollte sie aus dem Rest des Teiges Wähen aus, strich einen Belag von Äpfeln oder Böllen, am Tag vorher bereitet, darauf und nun rasch gebacken. Kamen dann groß und klein zum Frühmahl, so duftete die Stube wie an einem hohen Feiertag.
Auf dem Tisch standen zwei Wähen, wie Wagenräder so groß, aber bevor der Vater sie mit dem langen Messer zerschnitt, stand alles um den Tisch – die Kinder »wie eingepflanzte Ölbaumzweige«; die Mutter faltete die Hände über dem Leib, der jedes Jahr ein neues Kindlein barg, und sprach mit der Inbrunst, die die Härte des Daseins in ihre Stimme legte:
»Spiis Gott, tröst Gott alli arme Chind, won uf Erde sind. Amen.«
Und dann wurde gegessen, gegessen, daß es eine Lust war. Waren aber die Kindermägen rund und prall und jedes Kind satt, so sprach das Älteste – und die großen Leute und die Kleinsten der Kinder beugten das Haupt –
»Gott Lob und Dank, daß ich genug gegessen hab’.«
Warum konnte es nicht überall sein wie in diesen glücklichen Häusern? Wer trug die Schuld an der Unfähigkeit der Masse, sich aus der Verwahrlosung herauszuarbeiten? Wollte denn niemand helfen? Immer sah Heinrich das Bild der verbitterten, stumpfen, verhärmten oder gar leichtfertigen Landleute, die mutlos alles gehen ließen, wie es wollte, nur desto greller vor sich, wenn er einmal ein Haus der Ordnung und der gesegneten Arbeit gefunden hatte.
Er ließ dem Großvater keine Ruhe mit seinen Fragen, aber was konnte der alte Pfarrer ihm Tröstliches sagen? Die Menschen sind, wie sie sind. Überlasse Gott und unsern Gnädigen Herren die Sorge für sie!
Der Knabe wird nachdenklich geschwiegen haben, aber der Mann durfte später, als der Same, der in der Jugend in sein Herz gesät wurde, aufgegangen war, dem Volke zurufen:
»Liebes Volk, ich will dir aufhelfen. Ich habe keine Kunst, ich kenne keine Wissenschaft, und ich bin in dieser Welt nichts, gar nichts, aber ich kenne dich und ich gebe dir mich.«
Mary Lavater-Sloman
Heinrich Pestalozzi. Die Geschichte seines Lebens
Römerhof Verlag Zürich 2013
Mit einem begleitenden Essay von Dagmar Schifferli
und einem Geleitwort von Gottfried Honegger
512 Seiten, Hardcover, s/w-Abb.
Neuauflage. ISBN 978-3-905894-22-6
CHF 38.00. EUR 29.80
Dagmar Schifferli
Anna Pestalozzi-Schulthess
Ihr Leben mit Heinrich Pestalozzi
Römerhof Verlag Zürich 2013
213 S., Hardcover, s/w-Abb.
ISBN 978-3-905894-23-3
CHF 38.00. EUR 29.80.
Anna Pestalozzi-Schulthess (1738-1815) setzte zeitlebens ihre ganze Arbeitskraft und ihr Vermögen für die hochfliegenden Pläne ihres berühmten Ehemannes und Schweizer Pädagogen Heinrich Pestalozzi ein. Wie aber konnte es dazu kommen, dass sich im 18. Jahrhundert eine Frau aus ihrer gutbürgerlichen Stadtzürcher Herkunft löste, um – gegen den elterlichen Willen – ihrem Gatten die Gründung eies landwirtschaftlichen Betriebs zu ermöglichen?
Die Autorin Dagmar Schifferli versteht es, in dieser Roman-Biografie Anna Pestalozzs Leben und die damaligen politischen und wirtschaftlichen Umbruchszeiten anschaulich und spannend aufleben zu lassen.