FRONTPAGE

«Karl Lagerfeld: Antike Schönheit Casa Malaparte, Capri»

 

 

«Capri an seinem wildesten, einsamsten und dramatischsten Zipfel, wo die Insel fast menschlich grausam wird, wo sich die Kraft der Natur unbarmherzig und unvergleichlich offenbart, diese extrem reine und geradlinige Landzunge, die das Meer einst mit ihrer scharfen Kralle aufkratzte. Hier werde ich als Erster mein Haus bauen», schrieb Curzio Malaparte.

«Nirgendwo in Italien ist der Horizont so weit, sind die Gefühle ursprünglicher. Dieser Ort gebührt nur den stärksten Menschen und freisten Geistern…», so Malaparte über den unwirklichen Felsvorsprung, den er für seine Villa auf Capri ausgewählt hatte.

 

Nur wenige moderne Bauten verkörpern antike Schönheit und mythische Magie wie die Casa Malaparte, die 1937 vom streitbaren italienischen Journalisten, Poeten und Schriftsteller entworfen wurde. Sechzig Jahre später, im November 1997, besuchte Karl Lagerfeld fünf Tage lang die Villa. Es entstand eine Serie von Polaroids, die Lagerfeld nach der Reise auf Arches Büttenpapier übertrug. Dies ist die Neuauflage des erstmals 1998 zum 100. Geburtstag Malapartes im Steidl Verlag erschienenen Klassikers. Seither zieht die Villa Malaparte Neugierige aus aller Welt und Modefotografen an.

 
Curzio Malaparte liess die zweigeschossige Villa Malaparte zwischen 1938 und 1940 auf einem vorspringenden Felsen (Punta Masullo) über dem Meer erbauen. Malaparte wollte eine „casa come me“, ein Haus wie ich, bauen: „triste, dura, severa“ – traurig, hart und streng. Malaparte nahm dieses Unternehmen in Angriff, obwohl er noch nie zuvor einen Bauplan gezeichnet und nichts von Statik verstand.
Er kaufte das Capo Masullo, fünf Kilometer vom Zentrum Capris entfernt, zum Preis von 360 Lire (damals etwa 65 Reichsmark), obwohl dort nicht gebaut werden durfte. Doch über seine Beziehungen zu Mussolinis Schwiegersohn erhielt er eine Baugenehmigung. Gebaut wurde in den Jahren von 1938 bis 1940.
Gäste in der Villa Malaparte waren Jean Cocteau, Alberto Moravia, Albert Camus und der Kommunistenführer Palmiro Togliatti.

 

 

Die Architektur von Adalberto Libera, die schon aus der Ferne durch ihren roten Anstrich ins Auge fällt, wurde durch Godards künstlerischen Film «Die Verachtung» («Le Mépris»,1963) mit Michel Piccoli und Brigitte Bardot weltberühmt, nicht zuletzt durch die Szene, als die Diva unnachahmlich majestätisch die Stufen der Casa ins Meer hinunterschreitet.

 

Die Kalkulation des Lichteinfalls, der Achsen und Fluchtlinien gilt als ebenso spektakulär wie die gefährliche Treppe, die auf eine geländerlose Dachterrasse führt. Dort hält ein geschwungener Sichtschutz die Blicke neugieriger Spaziergänger ab. Das rote Haus selbst steht auf einem schwer zugänglichen Felsen hoch über dem Meer. Das Flachdach ist gross genug, dass der Hausherr hier Fahrrad fahren konnte.
Im Inneren bildet ein Salon mit einer Fläche von hundert Quadratmetern den Mittelpunkt. Vor dem Haus befindet sich eine Terrasse, zu der man über eine Treppe vom Erdgeschoss aus hinunter geht und von der aus man nach etwa 100 Stufen hinunter ans Meer kommt oder in Richtung Tor gehen kann, um nach Capri Stadt zu kommen. Die Fenster sind asymmetrisch so über die Fassade verteilt sind, um spektakuläre Ausblicke auf die Faraglioni-Felsen zu bieten. Das Haus verfügt über eine Bibliothek, ein Schlafzimmer für den Hausherrn, eines für seine jeweilige Favoritin, eine Kammer für deren Zofe sowie eine Wohnung mit vier Zimmern für Gäste.

 

Gegenwärtig wird die Villa Malaparte, die für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, von Ralph Jentsch bewohnt, dem Nachlassverwalter von George Grosz und Herausgeber einer Neuauflage von Malapartes Werken.

 

 

Casa Malaparte

Herausgegeben von Eric Pfrunder und Gerhard Steidl

Steidl, Göttingen, 2015

56 Seiten
Fester Einband / Leineneinband 
24.5 x 31 cm
Englisch
ISBN 978-3-95829-033-4 
2.

2. Edition 06/2015 
1. Edition 04/1998
€ 34,00

 

Buchtipp L&K

 

«Maja Hoffmann; This is the House that Jack built»

 

This book offers an insight into the private contemporary art and design collection of Maja Hoffmann. As Hoffmann enters a new, increasingly public phase of philanthropy embodied by the construction of her Frank Gehry designed, non-profit LUMA Foundation Center in Arles, she is encouraged to share part of her collection to reveal that living with art and amongst artists is a dynamic and sincere experience, as well as a harbor for dreams.

 

 

Here photographer François Halard and art director Beda Achermann have created a flow of images depicting very human environments, absent of people yet populated by their spirit. To complete the book, Rirkrit Tiravanija has chosen the British nursery rhyme «This Is The House That Jack Built» which is dispersed (in his custom-designed font) between the photos: slightly obsessive yet full of humor, the text removes any possible traces of vanity in the purpose of this publication and creates space for Hoffmann’s vision of the world as an extended “house” — a place for storytelling, family, and an ongoing exchange with artists and thinkers.
«This Is The House That Jack Built» is a book named after a nursery rhyme, a cumulative tale of a string of events in which, despite the repetitive mentions of his home, we never learn who Jack is. The subject of the book is the world-class collection of contemporary art assembled by the Hoffmann-La Roche heiress Maja Hoffmann, who would prefer, like Jack, to remain behind the scenes.

 

 

It is refreshing to see someone in the ego-driven art world understate her role, but it is increasingly difficult for Hoffmann to maintain a low profile, as she has become one of the most important art patrons in the world, with projects that include a Frank Gehry-designed cultural center in Arles for the Luma Foundation, which she created to produce and show work that would otherwise not be realized.

 

 

THIS IS THE HOUSE THAT JACK BUILT
Fotografien von François Halard 


Buchgestaltung Studio Achermann

Steidl, Göttingen, 2015
240 Seiten, 159 Fotos
Pappband im Schuber 
24.5 x 34 cm
Englisch
ISBN 978-3-86930-935-4 
1. Auflage 05/2015
€ 48,00

 

 

Maja Hoffmann is a Swiss-born contemporary art collector and a producer who for over two decades has supported innovative cultural projects including art production, publications, film, as well as social and environmental activities. Hoffmann is inspired in her mission by a long-standing family tradition of active philanthropy. 

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