Konstantin Grcic, Foto / photo: Markus Jans
Chair_One, Magis, 2004, Sammlung Vitra Design Museum, © KGID, Foto: Florian Böhm
Mayday, Leuchte, Flos, 1999, Sammlung Vitra Design Museum, © KGID, Foto: Florian Böhm
Corbusier_Bild_CS_Chandigarh_177
Seite 29, Abbildung 60, © 2014 FLC, VG Bild-Kunst, Bonn
Seite 188, Abbildung 434, © 2014 FLC, VG Bild-Kunst, Bonn
«Konstantin Grcic – Panorama: Architekturlandschaft der Zukunft»
Vitra Design Museum, Weil am Rhein
Konstantin Grcic ist einer der wichtigsten Designer, dessen Entwürfe industrielle Ästhetik mit experimentellen, künstlerischen Elementen verbinden, die ernsthaft und funktional, sperrig sowie auch irritierend wirken. Manche von Grcics Designs wie der «Chair_One» (2004) oder die Leuchte «Mayday» (1999) gelten bereits heute als Klassiker. Mit «Konstantin Grcic – Panorama» präsentiert das Vitra Design Museum die grösste Einzelausstellung zu Grcic und seinem Werk.
Eigens für die Ausstellung hat Grcic mehrere raumgreifende Installationen entwickelt, die seine persönlichen Visionen für das Leben von morgen darlegen: ein Wohninterieur, ein Designatelier und einen Stadtraum. Sie zeigen fiktive Szenarien, konfrontieren mit den Inspirationen, Herausforderungen und Fragen des Designers und stellen Grcics Entwürfe in einen grösseren gesellschaftlichen Zusammenhang. Höhepunkt dieser Inszenierungen ist ein 30 Meter langes Panoramabild, das eine Architekturlandschaft der Zukunft zeigt.
Ein vierter Ausstellungsbereich richtet einen konzentrierten Blick auf die tägliche Arbeit von Konstantin Grcic. Hier werden viele seiner Produkte, aber auch Prototypen, Zeichnungen und Hintergrundinformationen gezeigt, ergänzt um Fundstücke, Alltagsgegenstände und Werke anderer Gestalter, die Grcic inspiriert haben – von einer alten Teekanne und einem frühen Apple-Computer bis hin zu Werken von Marcel Duchamp, Gerrit Rietveld oder Enzo Mari. Mit dem Wechsel der Perspektiven zwischen dem grossen und dem kleinen Zusammenhang zeigt die Ausstellung, dass Design für Grcic nicht nur Problemlösung ist, sondern ein assoziativer Umgang mit Bildern, Zufällen, Brüchen und Entdeckungen.
Konstantin Grcic, geboren 1965, war zunächst beeinflusst von den schlichten, minimalistischen Entwürfen Jasper Morrisons, bei der er Ende der 1980er Jahre seine Laufbahn begann. Schnell entwickelte er jedoch seine eigene, unverwechselbare Formensprache und ist heute selbst Bezugspunkt für eine ganze Generation von Designern geworden. Er arbeitet für viele der wichtigsten Designunternehmen, darunter Authentics, Flos, Magis, Vitra, ClassicCon, Plank, Krups oder Muji und überrascht dabei stets aufs Neue mit ungewöhnlichen Lösungen, die jede Gefälligkeit vermeiden und ihre oft eigenwillige Ästhetik aus Grcics intensiver Auseinandersetzung mit Materialien, Technologien und Produktionsverfahren beziehen.
Auch mit der Ausstellung «Panorama» betritt Grcic nun Neuland – nie zuvor hat er sich auf so grundsätzliche Weise mit Gestaltung auseinandergesetzt und seine Designauffassung so umfassend dargelegt. Die Ausstellung basiert auf umfangreichen Recherchen zu Umbrüchen, Zukunftstechnologien und Innovationen des aktuellen Designs. Sie entstand in einer engen, über 3-jährigen Zusammenarbeit zwischen Grcic, dem Vitra Design Museum und dem Z33 – House for Contemporary Art, Hasselt. Das Ergebnis ist eine erzählerische Inszenierung, die sich zwischen Gegenwart und Zukunft, zwischen Realität und Fiktion bewegt: nachdenklich, fragmentarisch und ungemein bildmächtig.
Zur Ausstellung erscheint ein 320-seitiger Katalog mt einem umfassenden Werkverzeichnis und Essays u.a. von Richard Sennett, Peter Sloterdijk, Paola Antonelli, Mario Carpo und anderen.
Die Ausstellung wird durch ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm begleitet.
22.März bis 14. September 2014
Vitra Design Museum
Charles-Eames-Strasse 2
79576 Weil am Rhein
www.design-museum.de
Literatur & Kunst-Architekturbuchtipp
«Le Corbusier. Béton Brut und der unbeschreibliche Raum (1940-1965)»
Oberflächenmaterialien und die Psychophysiologie des Sehens
Optische Effekte – künstlerische Visionen
Wie ein Besessener konnte Le Corbusier seine Ideen verfolgen. In seinem Spätwerk nach dem Zweiten Weltkrieg waren das seine Auseinandersetzungen mit «Béton Brut» und «L‘ espace indicible». Intensiv beschäftigte er sich damit, wie wir jenseits von unserer bewussten Wahrnehmung einen Raum erleben und wie sich die gewünschte Wirkung steuern lässt: Es ging ihm um die Psychophysiologie des Sehens. Oberfläche und Raum, diese zwei Pole bildeten für ihn den Dialog zwischen dem Realen und dem Metaphysischen, zwischen Material und der künstlerischen Vision seiner Arbeit.
Die Autoren Roberto Gargiano und Anna Rosellini erklären in der vorliegenden Publikation anhand von Le Corbusiers späten architektonischen und künstlerischen Werken seine Vorstellungen von Raumwirkung im Spannungsfeld zwischen Technik und Kunst. Ausgangspunkt ist dabei die Unité d’Habitation in Marseille. Für die Herstellung des Betons wählt er die Bestandteile aus, bestimmt die Korngröße und definiert seine Texturierung durch raffinierte Schalungsmontagen und seine Oberflächenbehandlung – und erfindet gewissermaßen den «beton brut».
In den folgenden Werken, ob New York oder Chandigarh, La Tourette, Ronchamp oder in einzelnen Wohnprojekten, verfolgt er seine Visionen konsequent weiter und bezieht auch andere künstlerische Medien mit ein, setzt neben Farbe auch Stoffe und Wandteppiche für die Raumgestaltung ein, nutzt die Fotografie, um verborgene Potenziale von Architektur und Malerei zu ergründen. Er bedient sich des Mediums Film, um Veränderungen auf den Baustellen zu dokumentieren.
Dabei lässt sich Le Corbusier von den Kunstströmungen seiner Zeit inspirieren, etwa von den Automatismen von Bréton, der Art brut von Dubuffet, der Musique concrète von Varèse und weiteren Künstlern, mit denen er auch zusammen arbeitet. «L‘espace indicible» als Raumkonzept wird so zum Gegenstand eines kreativen Prozesses, der alle künstlerischen Ausdrucksformen in sich vereinen kann.
Ergänzt durch eine Fülle an Bildmaterial, scheinen die Auseinandersetzungen mit Oberfläche und Raum in unzähligen Notizen, Briefen, Artikeln und Skizzen immer wieder durch. Viele davon sind in diesem Buch erstmals veröffentlicht. Die Autoren analysieren diese Quellen im Kontext ihrer Zeit und liefern Aufschlussreiches über die künstlerische Seite von Le Corbusier. Architekten und Designer werden ebenso wie Kunsthistoriker und Kunstinteressierte eine neue Sichtweise auf die letzten und wichtigen Arbeiten von Le Corbusier kennenlernen.
Roberto Gargiani, Anna Rosellini
Le Corbusier. Béton Brut und der unbeschreibliche Raum (1940-1965)
Oberflächenmaterialien und die Psychophysiologie des Sehens.
Edition Detail
608 S., ca. 1350 Abbildungen, farbig/schwarz-weiss
18,7 x 26,4 cm, Hardcover.
EUR (D) 112 / CHF 175.
ISBN 978-3-95553-182-9
Auch als eBook erhältlich.
Subskriptionspreis bis 31. Mai 2014: EUR 98 / CHF 154.
www.detail.de