Max Frisch mit Günter Grass
Max Frisch mit Marianne Oellers-Frisch
Bilder: ©PD
«Max Frisch: Aus dem Berliner Tagebuch»
Von Max Frisch
Am 6. Februar 1973 beginnt Max Frisch sein «Berliner Journal». Der Autor ist mit seiner zweiten Ehefrau, Marianne Frisch-Oellers, mit der er seit 1968 verheiratet ist, in die geteilte Stadt Berlin gezogen, wo er bedeutenden Schriftstellerkollegen wie Günter Grass, Christa Wolf und Uwe Johnson begegnet. Frisch ist 62, Marianne 34. Nach zwanzigjähriger Sperrfrist sind erstmals Auszüge aus dem Berliner Tagebuch 1973/74 neu im Suhrkamp Verlag erschienen, die Frisch als kritischen, aber auch larmoyanten Rezensenten seiner selbst zeigen. Lesen Sie hier Auszüge aus den freimütigen Reminiszenzen und scharfsinnigen Porträts als persönliche Beobachtungen Max Frischs der ereignisreichen Zeitgeschichte der DDR und des Westens: spannend und spannungsreich.
Von Max Frisch
(1973)
6.2.
Übernahme der Wohnung (Sarrazin Strasse 8) und Abend bei Grass. Nieren. –
Wütend, als widerfahre mir ein Unrecht sondergleichen, dann verzweifelt, dass ich die Situation (ich habe begriffen, dass es kein Unrecht ist) nicht ändern kann, steige ich auf die Fensterbank, drohe (Euch werde ich’s zeigen!) in der Gewissheit, dass ich, solange ich schreie, durchaus fliegen kann, und springe auch ab, angstvoll und hochmütig, aber mein Schrei reicht nur kurz, umso schneller mein Sturz, sie behalten recht.
7.2.
Anna Grass leiht uns zwei Betten, wir wohnen noch nicht. Lieferfristen. Ein Arbeitstisch, von Uwe Johnson vorbestellt, ist da, dazu die erste Lampe. Die technischen Einrichtungen (Kühlschrank, Spiegel und Licht im Bad, Türschlösser usw.) sind im Anzug. Kein Telefon. M. findet einen schönen Tisch antik, ferner Gläser und etwas Geschirr. Noch kein Warmwasser. Der erste Stuhl. Jeder Schritt, jede Stimme hallt in den leeren weissen Räumen. Was braucht man. Kein Mangel an Geld, im Gegenteil.
9.2.
Das Bewusstsein, dass ich noch drei oder vier Jahre habe, brauchbare Jahre; aber es wird kein Alltagsbewusstsein, daher immer wieder Erschrecken. Vor allem beim Erwachen. Darüber ist mit niemand zu sprechen.
–
Warten auf Handwerker, ich kann nicht einmal lesen, gehe in der leeren Wohnung auf und ab, Hall der Schritte; Musik aus dem Transistor, dazwischen Sprache der DDR. Ich bin froh.
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Gestern mit Uwe und Elisabeth Johnson in einem italienischen Restaurant hier in Friedenau. Es stimmt nicht, dass im Alter keine neue Freundschaft mehr entstehe.
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Einer der vermeintlichen Gründe, warum ich nicht (oder nie lange) in Zürich wohne: weil dort zuviele mich kennen auf der Strasse, in einer Wirtschaft. Kaum eingetroffen in Berlin (Hotel Steinplatz) spricht ein Leser mich an, Beton- Ingenieur, der eben das frühe Tagebuch gelesen hat, alles übrige schon kannte; am andern Tag in der Bank für Handel und Industrie warte ich auf eine Telex-Antwort, aber zuvor kommt ein Herr, entschuldigt sich, dass man mich nicht sofort erkannt habe; kein Telex nötig. Danach ein junger Schlosser; als ich ihm den Namen anzugeben habe, fragt er: Sind Sie denn der Schriftsteller? Zum Lesen komme er ja nicht, sagt er, vielleicht später einmal. Dasselbe in einem Lampengeschäft, wobei [ich] immer den Namen umgekehrt angebe: Frisch, Max; erst als er das notiert hat, stutzt er: Der Verfasser von Gantenbein? Und in einem Antiquitäten-Laden setzt sich der Mann, ruft seine Frau, um ihr zu sagen: Das ist Max Frisch. Woher er den Namen denn kenne? Hören Sie mal, sagt er, wir lesen Sie. Der Mann kann sich kaum erholen, bedankt sich für meine leibhaftige Gegenwart in seinem überfüllten Laden. Ein Tapezierer fragt: Kommt wieder ein Stück von Ihnen? Als ich nochmals in den Lampen-Laden gehen muss, weil eine der Lampen nicht zu montieren ist, und nach hinten in die Werkstatt trete, um dem Techniker etwas anzugeben, sagt der Verkäufer: Der hat mehr von Ihnen gelesen als ich. Es freut mich zu sehen, wohin die Bücher gehen.
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Ein Maurer, der wie Barlog spricht, will den Küchenschrank versetzen in der Mittagspause, Nebenverdienst, hat vor drei Tagen angefangen, kommt aber nie ganz dazu, muss sich einen Bohrer ausleihen; dann wieder sehe ich ihn unten mit einer Karre, seine Mittagspause ist vorbei. Er gibt ein heimliches Zeichen, dass er komme, sobald es nur geht. Keine grosse Sache, eine halbe Stunde. Aber morgen, sagt er im Vorbeigehen, morgen schaffe er’s bestimmt. Sechs Schrauben mit Dübeln. Der elektrische Bohrer, Eigentum der Firma, wird heute anderswo gebraucht. Sein Zeichen mit der Hand: dass er sein Wort schon halten werde. Inzwischen nennt er mich: Herr Doktor. Heute, plötzlich, dröhnt der elektrische Bohrer in der Küche. Ein weiteres Loch, das dritte, bevor er gerufen wird; der Boss ist im Haus. Oder die Firma braucht die Wasserwaage, ebenfalls Eigentum der Firma. Sind Sie morgen auch hier, Herr Doktor? Später bohrt es wieder, aber im gleichen Augenblick sehe ich ihn unten mit der Karre voller Backsteine; er rennt mit der Karre. Der Malergeselle bohrt für ihn; er kommt nicht dazu. Als ich in die Küche gehe, ist wieder niemand da; es fehlt noch immer das letzte Loch. Er kommt nicht dazu. Er ist immer so gehetzt, Woyzeck als Maurer.
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[…]
10.2.
Erste Einkäufe auf dem Wochenmarkt, der in Zukunft unser Markt sein soll, Breslauer Platz, eingeführt durch Günter Grass; Fischkunde.
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75. Geburtstag von Brecht. –
[…]
11.2.
Sonntag, Einzug in die Wohnung. Morgen soll es auch
warmes Wasser geben.
12.2.
Uwe Johnson bringt ein kleines gerahmtes Bild, verpackt, zum Einstand in der neuen Wohnung. Was mag es sein? Am 5.10.1972, als ich den Kaufvertrag unterzeichnet hatte, überreichte er mir eine Mappe, enthaltend: Plan von Friedenau, eine lexikalische Notiz über Sarrazin, dessen Name diese Strasse trägt, eine kurze Historie über Friedenau, ein Formular für Postcheck-Konto, ein Formular für Telefon- Anmeldung. Ob ich die Wohnung, kaum eine Viertelstunde lang besichtigt, denn im Gedächtnis habe, fragte er und nötigte mich, jetzt den Grundriss auf ein Blatt zu zeichnen. Das geschenkte Bild heute: meine Grundrissskizze von damals, gerahmt, Zeichnung mit Filzstift, auf den ersten Blick wie eine inspirierte Handschrift, die ich nicht sofort erkenne; Fehler betreffend Vorraum und WC.
13.2.
Fernseh-Gerät als einziges Möbel in einem leeren weissen Zimmer. –
Dass ich mich meinte für den Lauf der Welt verantwortlich fühlen zu müssen, geht aus der Korrespondenz hervor (nachgeschickt über die bisherigen Adressen): Einladung zum Deutschen Evangelischen Kirchentag, Einladung vom Ungarischen PEN-Klub und ähnliches, Leserbriefe als sympathisches Echo auf denselben Irrtum.
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Strassen in Berlin und seine Kneipen, sein Wannsee, seine Kiefern, sein nordischer Himmel, die eine und andere U-Bahn-Station; die Patina, die diese Stadt hat, Patina für mich: Proben im Theater mit Caspar Neher, Hanne Hiob, Ernst Schröder, Tilla Durieux und vielen andern (die Kortner-Inszenierung und die Schweikart-Inszenierung habe ich seinerzeit nicht gesehen) und Ehebrüche.
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Nachmittags in die Stadt, um Geräte für die Küche einzukaufen; es ist ungefähr das siebente Mal, dass M. und ich eine Küche einrichten. Zweimal in Rom, Via Margutta; Berzona; zweimal in Zürich, Lochergut und Birkenweg. Ferner braucht man Kleiderbügel.
Die erste Übung in Ost-Fernsehen. Das hat man bald erlernt, fürchte ich; paradoxerweise erinnert ihre öde Simplifikation an die Nazi-Zeit.
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Unsere Wohnung liegt in der Flugschneise zu Tempelhof, was ich aber gewusst habe; sie kommen von Westen und starten nach Westen. Dazwischen Stille, Friedenau, viele Rentner. Das schrille Dröhnen ist weniger störend als aufregend.
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14.2.
Man braucht doch mehr als vermutet, zum Beispiel einen Lamellen-Vorhang wegen Morgensonne auf dem ganzen Arbeitstisch.
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1959 im Kreisspital Männedorf (Hepatitis) schrieb ich Notizen für mich allein. Gedanken im Morgengrauen auswendig gelernt, also möglichst simple Sätze; zur sofortigen Niederschrift fehlte die körperliche Kraft, dann stundenlange Infusion, die Angst dabei, dass ich die paar wenigen Sätze vergessen könnte, und nach der Infusion die völlige Ermattung; erst um Mittag konnte ich notieren nach dem Gedächtnis, dabei der Schrecken, dass die Augen versagten, trotz Brille musste ich das Blatt ganz nahe vor das gelbe Gesicht nehmen, die paar Sätze noch eini- germassen im Kopf, aber schwierig zu schreiben: N wurde M, R geriet als P, sodass jede Zeile mehrmals zu schreiben war. Zum Schluss, bevor der Schlaf wieder unabwendbar wurde, die Erleichterung, als habe man etwas gerettet; nach dem Schlaf holte ich den Zettel aus der Schublade, um zu wissen, was ich im Morgengrauen für Erkenntnis gehalten habe, und musste feststellen, dass nicht nur da und dort der Artikel fehlte, sondern oft auch das Verbum. Trotzdem verwahrte ich die Notizen, wie konfus sie auch sein mochten, nach der Genesung. Wozu? Ein paar Jahre später, in Rom, erklärte mir Ingeborg Bachmann, sie habe übrigens die Notizen aus dem Spital gefunden (ich war überzeugt, die Schublade sei abgeschlossen gewesen) und sie habe sie verbrannt. Sie fühlte sich nicht bloss im Recht, sondern verraten. Das war vormittags im Café Canova, Piazza del Popolo. Seither haben wir uns nicht mehr gesprochen.
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Kampf gegen den Alkohol, keine Woche ohne Niederlagen diesbezüglich. Der ärztliche Leberbefund (Januar) ist tadellos; kein Arzt findet heraus, warum mir die Aasgeier auf der Schulter sitzen. Jeder Arzt, ob in Zürich oder in New York, zeigt mein Elektrokardiogramm mit wahrem Entzücken. Betreffend Alkohol: ich besitze nicht einmal mehr den Willen, ehrlich zu sein, nicht einmal mir selbst gegenüber.
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Mit M. um den Schlachtensee gegangen. Wenn sie fröhlich ist, so scheint mir überhaupt nichts unlösbar.
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Deformation durch Schriftstellerei als Beruf, Popanz der Öffentlichkeit; als lebe man, um etwas zu sagen. Wem?
15.2.
Jürgen Gruner, Leiter von VOLK UND WELT, schreibt, wie sehr er sich freuen würde über einen Besuch im Verlag. Die erste Begegnung kürzlich in Zürich. Ohne zu wissen von einer Order, dass sie, wenn sie im Westen reisen, Einladungen in Privat-Wohnungen nicht annehmen sollen, führte ich Herrn Gruner in ein bürgerliches Restaurant (REBLAUBE) zum Gespräch. Der Verlag bringt jetzt HOMO FABER, aber STILLER noch immer nicht; beides in der UdSSR längst veröffentlicht. Kellnerin fragt, ob ein Aperitif; Herr Gruner winkt sofort ab, als beginne eine Art von Bestechung, nimmt aber, da ich mir einen Campari bestelle, doch einen Cognac und Mineralwasser. Er möchte, so sagt er schon mit den Akten in der Hand, meine kostbare Zeit nicht allzulang in Anspruch nehmen, und als ich ihm die Speisekarte aufschlage: Machen Sie doch keine Staatsaffäre! Es ist 19.30, Zeit zum Essen, noch Zeit genug zum Gespräch. Ein Mann mittleren Alters, Parteimitglied, literarisch sehr unterrichtet, wenn auch anders als wir; ich kenne manche Namen, die ihm geläufig sind, überhaupt nicht. Wider Erwarten prüfen sie doch, ob das TAGEBUCH 1966-1971 für die DDR möglich wäre; wenn nicht gerade jetzt, so später. Der Haken: meine Notizen aus der UdSSR. Ein unbefangenes Gespräch, sozusagen unbefangen; einmal sagt er selber: Wir sind so erzogen, immer die Pflicht voran! Trotz der Akten, die Herr Gruner sogleich auf den Tisch gelegt hat, habe ich mir gestattet, eine Flasche zu bestellen, Dôle, bitte nicht zu missverstehen als dreiste Demonstration unseres Wohllebens im Westen. Man ist behutsam mit Fragen, die für den Frager billig wären, und überrascht über jede offene Antwort, über Vertrauen, wenn es sich einstellt. Aber es bleibt eine Spur von Ängstlichkeit, zumindest eine stete Vorsicht, als horche eine Instanz, die sehr empfindlich ist; auch die Kümmernis, provinziell zu sein. Bitte kein Nachtisch; eine Dienstreise ist keine Schlemmerreise. Wir haben ziemlich flink gespeist. Auch für mich kein Nachtisch; aber meine Diät ist andrer Art. Was uns beiden gestattet ist: ein Cognac. Es ist erst 22.00, unser Gespräch eigentlich gut, aber Herr Gruner möchte meine Zeit nicht allzulang in Anspruch nehmen, sagt er, obschon ich nochmals versichere, ich habe für den Abend nichts andres vor. Mein Vorschlag: ein Bummel durch Zürich, vielleicht irgendwo noch ein Bier. Aber Herr Gruner bedankt sich noch einmal, dass ich schon so viele Zeit verschenkt habe. Ich will ihn, weiss Gott, zu nichts verführen und bringe ihn zu dem kleinen Hotel beim Bahnhof, ja, auf Wiedersehen in der DDR, ja, von beiden Seiten herzlich. Sein Brief heute: »mit richtig grosser Freude erfahre ich soeben – «
–
Ich schraube fünf Garderobenhaken an, damit man endlich die Mäntel aufhängen kann, und es ist eigentlich schon schade. Alle andern Wände sind weiss und leer. Braucht man denn wirklich ein Telefon? Eigentlich froh um die langen Lieferfristen. Noch vorgestern sagten wir: Ich gehe jetzt in die Wohnung. Heute sagen wir: Ich gehe jetzt nachhause. Eigentlich wohnen wir schon. Allerlei Papp- schachteln benehmen sich wie Möbel; als stünden sie an ihrem Platz. Bestellt ist, was man für notwendig zu halten gewohnt ist: Büchergestell, eine Couch, ein alter Schrank, später kommt ein bequemer Sessel und irgendwann, wenn wir es finden, ein Sofa und so fort und so weiter, ein kleiner Staubsauger ist schon gekommen.
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Keine Ahnung, wo mein Wagen steht, nirgends zu finden, Landschaft bei Zürich, ich schäme mich zu sagen, dass es ein Jaguar gewesen ist. Ferner: Franz Josef Strauss äusserst liebenswürdig, dann als Schildkröte, und ich habe ihr den kleinen Kopf abgeschlagen, es wird auskommen, Flucht. Unsere Bekannten in Zürich, ihre Miene: Es geschieht ihm recht! Viele Arten einer lächerlichen Verfolgung. Walter Höllerer und jemand, den ich nicht identifizieren kann, der auch nicht länger helfen kann; kein Gericht, jedoch Vorbereitungen zu einer lächerlichen Art von Hinrich- tung, wovor wieder nur das Erwachen mich rettet.
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Anfang der Sechzigerjahre, etwas mehr als vor einem Jahrzehnt, fragte Uwe Johnson, damals sehr jung in seiner Lederjacke, bei einem Bier auf einem nächtlichen Platz in Spoleto (Festspiele) unvermittelt unter vier Augen: Herr Frisch, was machen Sie mit Ihrem Ruhm? Nicht duldend, dass ich die Frage für aufsässigen Spott nahm, blieb er aufsässig: Sie sind berühmt, Herr Frisch, ob Sie das wollen oder nicht. Sein Blick liess auch den Irrtum nicht zu, dass es etwa eine Schmeichelei sei. Die Frage war eine blanke Forderung, ich fand nicht einmal heraus, wel- che Antwort er dabei erwartete; eine offene Forderung. Ich konnte sie nicht beantworten, weiss nicht, ob seine Stimme oder nur seine Miene sagte: Herr Frisch, darüber müssen Sie nachdenken. Seither sind wir uns über Umwege (er verurteilte, so vermute ich, mein Verhalten gegenüber Ingeborg Bachmann als unverantwortlich) näher gekommen, bleiben aber beim Sie, das, in der allgemeinen Duzerei, sich beinahe wie ein Riff ausnimmt; ich finde es schön, nämlich richtig, eine Herzlichkeit, die nie hemdärmlig wird, sogar Zärtlichkeit, aber sie bleibt fordernd. Vorgestern Gespräch über Brecht: wie er heute dastünde als Fünfundsiebzigjähriger, inwiefern er anders wäre als der Klassiker seines Namens, inwiefern auch anders die Rezeption. Fragen. Uwe Johnson ist mühsamer als die meisten, auch wenn er lustig ist, witzig. Er fordert mich. Das ist eine Auszeichnung, so wie er es macht; er fordert nicht wie so viele Kluge, um sich bestätigt zu sehen, wenn der andere den Forderungen nicht genügt; er fordert mich aus Hoffnung.
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Berlin ohne eine einzige Zeitung von Rang. –
Was die geographische Distanz ausmacht. In Zürich schrieb ich noch einen Brief an den freundlichen Profes- sor Karl Schmid (UNBEHAGEN IM KLEINSTAAT) in Bassersdorf; hier und jetzt würde ich zu seinem Buch, das seit zehn Jahren wirkt, nicht anders schreiben, sondern überhaupt nicht.
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Ich lebe jetzt ohne Vorsatz. –
Hier kein Kopfweh; schon das spricht für Berlin, die leichtere Luft; anders als in Berzona und in Küsnacht, wo es zwischen Müdigkeit und Müdigkeit nur wenige Stunden sind, die meinen Tag ausmachen. Sagen wir: die Luft.
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Das Buch, das mir unter den neuen Büchern in letzter Zeit den grössten Eindruck gemacht hat: WUNSCHLOSES UNGLÜCK von Peter Handke. Ein Virtuose, das wusste man sehr früh, aber plötzlich hat er etwas zu melden (so dass ich mich nicht mehr frage, warum ich lese) und auch das sehr früh; Handke ist dreissig.
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16.2.
Er fordert mich – das stimmte in einem gewissen Sinn auch für Alfred Andersch. Seine Erwartung, dass sich in Berzona eine literarische Nachbarschaft ergebe, wurde bald enttäuscht. Trotz aller Freundlichkeit gegenseitig. Sein Begriff vom Schriftsteller, sein Gestus im Alltag: »qua Schriftsteller«, was zu einer empfindlichen Würde führt, zu einem Ernst, der nicht immer ohne Komik ist; seine Rechtschaffenheit als menschliche Person lag mir näher. Ich schätzte ihn, ich schätze ihn nach wie vor. Schon bald, spätestens seit wir im gleichen Dorf wohnten, war ich nicht frei von Angst, ihn zu verletzen, natürlich ohne es zu wollen. Vor einem Jahr ist es denn auch dazu gekommen; nicht wegen eines literarischen Urteils. Als ich EFRAIM im Manuskript gelesen hatte, schrieb ich ihm (um jedes mündliche Ungeschick zu vermeiden) einen langen Lektorats-Bericht, der ihm keineswegs missfiel, aber dem Buch auch nichts nützte. Man redete immer spärlicher über Literatur, dann höflich, d. h. nur wenn dem einen die Produktion des andern gefiel. Seine heftige Geringschätzung etwa von Günter Grass oder Peter Handke konnte ich nicht teilen, auch durch Widerrede nicht abbauen. Dann und wann ging man sich auf die Nerven, was natürlich ist; der simple Fehler: zwei Freunde (so empfanden wir uns, meine ich, zu Recht) sollten nicht Nachbarn in einem Dorf werden. Nachbarschaft täglich nötigt zur Vorsicht, schliesst den Krach aus, der die Freundschaft prüft und weiterbringt; den offenen Krach. In einer grösseren Stadt wären wir wahrscheinlich Freunde geblieben, die sich manchmal für einige Monate nicht treffen; in einem kleinen Dorf, wo man sich nach einer Auseinandersetzung vielleicht übermorgen schon wieder bei der gemeinsamen Garage treffen wird, meidet man, was zur Freundschaft gehören würde, zwecks Erhaltung guter Nachbarschaftlichkeit. Dadurch wird Lüge unumgänglich; schliesslich verargt man es dem andern, dass man selber nicht offen ist; über die eigene Scheissfreundlichkeit gerät man in Zorn, wenn der andere nicht zugegen ist, und es braucht nur noch Alkohol, dass man selber die miesen Witze macht, die man andern, wenn sie solche anbieten, strikt verbietet. Also schlechtes Gewissen. Ob Alfred Andersch dazu Anlass hatte, weiss ich nicht; es geht mich auch nichts an. Unsere Beziehung wurde jedenfalls krampfhaft; nicht durch einen Vorfall, der sie in Frage stellte, aber durch eine zunehmende Aussparung. Er ein Gentleman (ohne Ironie gesagt: qua Schriftsteller) und ich etwas wurschtig oder nervös, dabei banal, jedenfalls völlig unergiebig; auch befangen, da ich Namen, denen seine un- versöhnliche Geringschätzung galt, gar nicht mehr erwähnte, also manches nicht berichten konnte. Einmal sagte er von seinem Verleger, was andere immer von ihm sagen: Leider habe er keinen Humor, überhaupt keinen Humor. Dazu meine ausführliche These, warum diese Behauptung immer ein Ausdruck fundamentaler Antipathie sei, weniger Kennzeichnung eines andern als Signal für eine Beziehung, indem die Antipathie des einen, der diese Behauptung ausspricht, eben den Humor des andern gar nicht zulässt. Wie oft ich höre, dass er, Alfred Andersch, ein rechtschaffener Mann sei, aber leider keinen Humor habe, überhaupt keinen Humor, sagte ich nicht. Tatsächlich wusste ich immer weniger und weniger zu sagen; Literaturbetrieb als Verlegenheits-Thema für beide, auch das nicht ohne Minen. Man hätte wissen müssen, dass er die ZEIT nicht liest, grundsätzlich nicht, nachdem dieses Blatt ihn vernachlässigt und verunglimpft hat; nicht so die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. Schwierig auch der Besuch von Kollegen, die uns beide kannten; in den ersten Jahren legte ich es ihnen nahe, Alfred Andersch zu begrüssen, wenn sie schon in Berzona waren; später dachte ich, jedermann könne besuchen, wen er grad besuchen will, den einen oder den andern. Wer Alfred Andersch besucht, muss er denn auch mich in Kauf nehmen? Das meinte ja keiner von uns; trotzdem ergab sich ein Verlust an Selbstverständlichkeit. Gab es einen Grund dafür, dass Otto F. Walter, sein früherer Verleger, mit dem er sich zerstritten hatte, nicht in unserm Haus nächtigt? Im übrigen achteten wir gegenseitig unsere tägliche Arbeitszeit; kein launischer Überfall zu diesen Stunden, wenn möglich auch kein Anruf. Gisela Andersch kam hin und wieder zum Schwimmen, wie vereinbart; keine Störung, ich versicherte es. Alfred Andersch, so meinte ich, sei kein Spieler; Boccia zum Beispiel. Als ich ihn später, um mich nicht auf mein Vor- urteil zu versteifen, wieder einmal zu einer Boccia-Partie aufforderte, sagte er: Ja, aber nicht heute, nein, auch morgen Abend geht es nicht, überhaupt in dieser Woche nicht. Es musste ja nicht sein, es war auch nur eine Laune, kein Vorhaben; mit der Zeit verliert sich allerdings die Laune auch. Dazu die Angst von Marianne, dass wir irgendetwas falsch gemacht haben; kein Zweifel meinerseits, dass ich etwas falsch gemacht habe. Und dann bei der nächsten Begegnung: ein Fred, wohlgesonnen, als hätten wir überhaupt nichts falsch gemacht. Auch stimmt es nicht, dass dieser Mann nicht lachen könne. Ein andermal meldete er sich mit einem Auftrag an; unser gemeinsamer Steuerberater, Dott. Waldo Riva in Lugano, hatte zu sondieren, ob mir ein deutsches Bundesverdienstkreuz genehm sein würde. Eine seltsame Vorstellung für einen Eidgenossen. Auf meine Frage, ob er, Alfred Andersch als deutscher Staatsbürger, so ein Kreuz annehmen würde, schüttelte er energisch den Kopf: Von dieser Regierung keinesfalls! als hätte ich’s wissen müssen; es war die Regierung Brandt- Scheel in ihrer ersten Runde. Man kennt die politische Biographie von Alfred Andersch; seit einiger Zeit konnte ich nicht mehr erraten, wo er heute steht oder sich bewegt. Einmal (daran erinnere ich mich) schrieb er an Gustav Heinemann, bevor dieser schon Bundespräsident geworden war, einen persönlichen Brief mit der Mahnung: Der Feind steht rechts. Dass Alfred Andersch sich um das schweizerische Bürgerrecht bewarb, wusste ich nicht; die Erwägungen, die ihn dazu führten, hätten mich wohl interessiert, vielleicht belehrt; vielleicht hätte ich mir eine Warnung erlaubt. Wollte er das Recht auf politische Aktivität im Land, Aktivität in welchem Sinn, und wenn nicht, warum heute eine Hermann-Hesse-Position? Sommer 1972 erfuhr ich von Nachbarn, dass Alfred und Gisela Andersch kürzlich Bürger von Berzona geworden sind; meine Landsleute also. Vorher unser Zerwürfnis. Im Oktober 1971 schickte ich ihm einen Text für mein Tagebuch, der unser Verhältnis darzustellen versuchte, etwa das Problem von Freundschaft-Nachbarschaft, das traurige Eingeständnis meiner Befangenheit; sicher auch ein befangener Text, eben darum meine Frage an Alfred Andersch, ob er mir von einer Veröffentlichung abrät. Eine naive Frage, zugegeben, naiv in der Hoffnung, dass dieser Text, gerade wenn ich ihn nicht in Druck gebe, unser Verhältnis klärt und die Freundschaft nochmals mobilisiert. Sein Brief, nach New York, bestürzte mich sehr und nachhaltig: berechtigt sein Hohn, dass ein Schriftsteller fragt, was er veröffentlichen soll oder nicht; ferner: »Jeder deiner Sätze ist eine Falschmeldung.« Ich habe die Kopie der Korrespondenz nicht hier, weiss aber, dass ich seine politische Biographie ausschliesslich aus seinem literarischen Werk bezogen habe.Auf meine Mitteilung, dass ich den Text, den meine Lektoren noch nicht kennen, zurückziehe und nicht in den Druck gebe, schrieb ich ein zweites Mal, Januar 1972, nach letzter Fahnen-Korrektur: dass unsere Beziehung, wie ich sie erlebte, in meinem Tagebuch nicht dargestellt ist, empfinde ich als ein Versagen, Bitte um Nachsicht für dieses Versagen. Von der PARTISAN REVIEW eingeladen, eine Anthologie deutschsprachiger Literatur heute zusammenzustellen, schrieb ich Ende Februar (oder Anfang März?) an Alfred Andersch, mit welchem Text er vertreten sein möchte, und als die Antwort ausblieb, ein zweites Mal: Kopie des ersten Briefes mit handschriftlicher Bitte um baldige Antwort. Mitte Juni, wieder in Berzona, rief ich am zweiten Tag an; Gisela sehr freundlich wie immer, Fred sei aber in der Arbeit, nicht zu sprechen, nein, leider auch nicht abends. Eine halbe Stunde später rief er an, nicht unfreundlich, nur erstaunt, was denn so dringlich wäre. Er kam (Zeit nach seiner Wahl) nachmittags um vier Uhr. Nach kurzem Wechsel von Frage und Bericht, wie es in New York ist, meine Frage, ob er Briefe von mir grundsätzlich nicht mehr be- antworte. Alfred Andersch bejaht; nicht eigentlich grimmig, nur selbstverständlich: Nach diesem deinem Text. Wir hatten ihn beide in der Tasche, brauchten ihn aber nicht; beide kannten ihn so ziemlich auswendig, und überhaupt gab es, so fand Alfred Andersch, nichts mehr dazu zu sagen. Wie halten wir es nun weiter? Seine Antwort: So wie jetzt. Wie schon im ersten Brief widersetzte ich mich immerhin der Behauptung, jeder meiner Sätze enthalte eine Falschmeldung. »Politisch der Erfahrenere, literarisch der Belesenere«, so heisst es in dem Text über Alfred An- dersch; auch das empfand er als Falschmeldung, nämlich als Ironie oder was weiss ich. Später kam Marianne dazu, unglücklich wie über jedes Zerwürfnis; sie kannte den Text nicht, zu dem es auch nichts mehr zu sagen gab. Man war sehr ruhig, nicht gemütlich, aber besonnen; Fred nahm sogar einen kleinen Whisky, wie immer einen kleinen, während ich über mein Tagebuch, das inzwischen erschienen war und somit auch an Alfred Andersch ge- schickt, trotzdem noch etwas sagen wollte: wievieles ich habe eliminieren müssen, weil es nicht genügte, so wenig wie der Text zu unsrer Beziehung, und wie das Ganze dadurch schief geworden ist. Meine Sorge, ja. Er hörte schon zu, antwortete auch auf die Frage, woran er zurzeit arbeite; ein Roman. Um fünf Uhr, genau, musste er sich erheben, indem er auf die Uhr blickte; die Arbeit erwartete ihn, und ich begleitete ihn zur Tür. Seither haben wir uns nicht mehr gesprochen.
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Berlin: Gefühl von Vakuum, die weiten Strassen, es ist angenehm mit dem Wagen zu fahren; steigt man aus, um zufuss zu gehen, so hat man überall das Gefühl, hier findet Berlin nicht statt. Trotz ihrer Breite sind es lauter Nebenstrassen, die nicht einmal in ein Zentrum führen, allenfalls in Bezirke mit grösserem Schick; Banken und Restaurants (international) machen kein Zentrum. Akademie der Künste und andere Wiederbelebungsversuche, es wird etwas unternommen, alles etwas vorsätzlich gegen das Verschwinden aus der Geschichte.
17.2.
Ohne Vorsatz leben (was allerdings eine privilegierte Lage voraussetzt, ein Schlösschen, wie Herr de Montaigne es hatte, oder ein Checkbuch): es ist nicht ohne weiteres zu lernen. Eben das Bewusstsein, dass man in eine privile- gierte Lage geraten ist, nötigt zu Vorsätzen. Eine lange Zeit meines Lebens, als ich nicht hungerte, aber ziemlich mittellos war, etwa so mittellos wie die grosse Mehrheit, interessierte mich die Gesellschaft überhaupt nicht, die Politik, die Utopie; mein soziales Engagement begann schleichend wie mein Wohlstand, der (das glaube ich mir wirklich) nie mein Ziel war, aber als fait-accompli mehr und mehr zu Vorsätzen nötigte, die den Sonder-Wohlstand nicht heiligen, aber als Mittel zum Zweck rechtfertigen. Das heisst nicht ohne weiteres, dass ich mir (und Leuten meiner Art) den Sozialisten nicht glaube. Im Gegenteil; aber auch das nicht ironisch gemeint: das gesellschaftliche Gewissen ist ein Luxus. Muss man sich diesen Luxus leisten? Der Vorsatz, etwas beizutragen zur Verbesserung dieser Gesellschaft, entspringt dem Bedürfnis nach Anstand – ich weiss nicht, was ich habe sagen wollen – Ohne Vorsatz leben …
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Lektüre: Christa Wolf LESEN UND SCHREIBEN, ich hoffe sie demnächst zu treffen (»drüben«).
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Im Januar, bei der Bestattung unsrer Schwester Emmy, Verwunderung über die Geschichte der eignen Familie, verbunden mit den Geschichten andrer Familien; der Tisch der Hinterbliebenen, viele Alte, aber auch Junge. Plötzlich erinnerte ich mich kettenweise an Verdrängtes, aber an keinen Grund, warum man es verdrängt hat.
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Ich habe schon öfter geträumt, dass der JAGUAR (Anschaffungspreis: 31.000 Franken) gestohlen worden ist, noch nie geträumt, dass etwa die Schreibmaschine gestohlen worden ist. Dabei wäre ich ohne Schreibmaschine in einer wirklichen Verlegenheit.
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Seit ich die Notizen, die anfallen, in ein Ringheft einlege, merke ich schon meine Scham; ein Zeichen, dass ich beim Schreiben schon an den öffentlichen Leser denke, gleichviel wann es dazu kommen könnte. Und mit der Scham gleichzeitig auch die Rücksicht auf andere, die auch tückisch sein kann, verhohlen, vorallem doch wieder ein Selbstschutz; ich schreibe nicht: Paul ist ein Arschloch. Punkt. Damit wäre ich ja ungerecht.
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Die Rechnung andersherum. Eine Frau von 38 hat noch die volle Möglichkeit mit einem zweiten Partner. Das wäre in vier Jahren. Keine Ahnung, ob M. auch diese Rechnung anstellt; sie auch nur ein einziges Mal auszusprechen wäre lächerlich. Dabei liegt sie zwischen uns auf dem Küchentisch, während wir geniessen.
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Ich weiss jetzt, dass ich nicht schreibe, weil ich andern irgendetwas zu sagen habe. Meistens weckt mich der Flug- lärm um sieben Uhr, spätestens um acht Uhr stehe ich zur Verfügung, gewaschen, gekleidet, ausgestattet mit der ersten Pfeife. Ich schreibe, um zu arbeiten. Ich arbeite, um zuhause zu sein.
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[…]
18.2.
Besichtigung des Märkischen Viertels: ungefähr die Neue Stadt, die unsere Broschüre damals, 1955, für die Schweiz vorgeschlagen hat.
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Neulich am Breslauer Platz knallt es auf dem Boden, ein Brocken von einem alten Gesimse ist heruntergefallen; drei Meter neben mir. Ein Unfall, ohne Beschädigung andrer, ein natürlicher und nicht herausgeforderter Unfall wäre das beste.
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Leute, in deren Gegenwart einem doch etwas einfällt, zumindest die Lust kommt, Sätze zu bilden, Sätze, die nicht vorrätig sind, die einen selber noch überraschen – und die andern Leute, in deren Gegenwart ich mir selber nicht zuhöre, vielleicht umso mehr rede, weil ich mich langweile: ich mich selbst. Die einen und die andern sind weder die Gescheiteren noch die Dümmeren, es hat auch wenig mit dem Grad ihrer Freundlichkeit zu tun. Womit also? Dann wieder sitze ich wie ein Sack voll Zement. Es liegt nicht am Thema oder kaum (welcher Lektor jetzt zu welchem Verlag wechselt, das ödet mich allerdings an) und überhaupt nicht daran, ob ich Mittelpunkt bin oder nicht. Das Vergnügen, einen Satz oder mehrere Sätze mündlich zu entfalten, auszupacken als Überraschung für mich selbst; nachher bin ich den andern dankbar dafür. Meistens sind es Leute, die man nicht allzu oft trifft. Frage des Kredits. Beobachtung an Paaren: wenn der eine Partner in Gesellschaft den andern hört und sichtlich irritiert ist, dass dem Partner mehr einfällt (nicht nur stofflich, sondern sprachlich) als zuhause. Alkohol hilft nur in der allerersten Phase. Wieweit kann man, wenn man sich selber nicht zuhört, weil man nur Vorrätiges redet, den andern zuhören? Und wenn dann alle nur noch Vorrätiges reden (was brillant sein mag, aber nicht aus dem Augenblick entsteht) –
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20.2.
Erledigungen, Erledigungen als kurzfristige Erledigung der Wozu-Frage. Und Brieftag; wenn ich die akute Verzweiflung nur so weit überspiele, dass sie gerade noch erkennbar sein mag, so empfinde ich es immer als eine Auszeichnung des Adressaten, aber die andern Briefe, Marke Strammer Max, befreien mich mehr.
–
[…]
–
»Ich will gar nichts mehr, ich will anfangen zu spielen.«
Günter Eich am 16.12.1972 auf dem Sterbebett.
(Auszüge mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp Verlages Berlin)
Max Frisch
Aus dem Berliner Journal
Herausgegeben von Thomas Strässle
unter Mitarbeit von Margit Unser
Suhrkamp Verlag Berlin, 2014
235 S., CHF 32.90.